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TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
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Hintergrund fand er einen freien Tisch und setzte sich. Nichts wies darauf hin, daß auch die Tische reserviert wurden, man hatte also die freie Wahl.
    Ein Kellner kam und nahm die Bestellung entgegen – ein Wunder, daß es Kellner gab, dachte Fabian flüchtig und beschloß, zur Feier des Tages eine Flasche Wein zu trinken. Dann lehnte er sich zurück und beobachtete seine Umgebung.
    Er wußte, daß einige der Forscher mit ihren Familien hier wohnten, weitab von jeder Stadt und Abwechslung. Aber für Unterhaltung war gesorgt. Es gab, wie er wußte, Kinderspielplätze und Kinos, Radio und Fernsehen. Im Park war ein großer Swimming-Pool. Nun, er würde sich schon nicht langweilen.
    Er aß mit gutem Appetit und bereute nicht, dem Ruf in die Kantine gefolgt zu sein. Wer hatte überhaupt angerufen? Sicher der General oder sein Beauftragter. Am ersten Tag kümmerte man sich eben noch um Neuankömmlinge. Der Wein war gut. Als er die Flasche halb geleert hatte, näherte sich seinem Tisch ein Mann in mittlerem Alter, machte eine leichte Verbeugung und sagte:
    „Sie müssen Dr. Fabian sein, wenn die Beschreibung stimmt. Mein Name ist Fellinger, Dr. James Fellinger.“
    Fabian erhob sich und begrüßte den anderen.
    „Freut mich, Dr. Fellinger. Sie kennen mich?“
    „Ich bin gewissermaßen Ihr Nachbar, Bungalow 22 in derselben Straße wie Sie. Aber – haben Sie meine Karte nicht gefunden?“
    Fabian griff etwas verlegen in die Tasche und zog die Karte hervor.
    „Oh – ich hatte sie ganz vergessen. Entschuldigen Sie. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Sie zu einem Glas einladen? Sie sind die erste Bekanntschaft, die ich in Silver Peak machen durfte – außer dem General, selbstverständlich.“
    Fellinger setzte sich, während Fabian die schnell hingeworfenen Zeilen auf der Karte las. Fellinger schrieb, er freue sich, heute abend in der Kantine einen neuen Kollegen kennenzulernen, der auf dem gleichen Gebiet wie er arbeite.
    „Ich hörte zufällig, daß Sie sich für Raumantriebe interessieren und ein berühmter Fachmann auf diesem Gebiet sind. Ich muß zugeben, bisher nicht von Ihnen gehört zu haben, aber wir leben recht abgeschlossen hier. Allein die Tatsache, daß man Sie hierherholte, ist die beste Empfehlung.“
    „Sie wurden ja auch geholt“, gab Fabian das Kompliment lächelnd zurück. „Wir haben uns also nichts vorzuwerfen. Trinken, wir auf unsere gemeinsame Arbeit, Fellinger.“
    „In Ordnung, Fabian, lassen wir die Titel weg. Wir arbeiten ohnehin zusammen in der Abteilung von Weißberger.“ Er stutzte. „Nanu, was haben Sie denn?“
    Fabian hatte sich verschluckt und schnell das Glas hingestellt. Er starrte sein Gegenüber fassungslos an.
    „Was haben Sie da gesagt? Wer leitet die Abteilung?“
    „Professor Weißberger – den kennen Sie doch, oder?“
    „Ja, und ob ich ihn kenne!“ Fabian beruhigte sich schnell wieder. Er konnte doch Fellinger nicht den Grund seines Erschreckens mitteilen. Aber – war es wirklich Erschrecken gewesen? „Ich kenne ihn sogar sehr gut. Meinen Sie, daß er es ist, der sich die Leute für seine Abteilung aussucht, oder werden sie ihm von der Regierung zugeteilt?“
    Fellinger zuckte die Achseln.
    „Keine Ahnung, aber ich nehme an, daß er ein Wörtchen mitzureden hat. In Ihrem Fall hat er das ganz bestimmt getan, wenn Sie ihn schon kennen. Übrigens ist er wieder auf Vortragsreise.“
    „Klärt er die Atombombengegner auf?“ fragte Fabian etwas spöttisch.
    „Was sonst? Es gibt ja immer noch genügend Naturen, die den Fortschritt aufhalten wollen.“
    „Halten Sie Atombomben unbedingt für einen Fortschritt?“
    Fellinger sah Fabian merkwürdig an.
    „Aber, ich bitte Sie – wer würde so etwas tun? Aber ohne die Entwicklung der Atombomben hätte es niemals dieses Institut gegeben, das der Erforschung der Triebwerke gewidmet ist. Wenn Sie so wollen – wir sind ein Abfallprodukt der Atombomben. Immerhin etwas.“
    „Also sind Sie, richtig besehen, auch ein Gegner der Bombe?“
    Fellinger hob abwehrend beide Hände.
    „Meinen Sie, ich wollte meinen Job verlieren? Die Bombe ist ein notwendiges Übel, sagt die Regierung, also meine ich es auch. Das hat nichts mit einer Verletzung meiner persönlichen Freiheit als Bürger dieses Landes zu tun, Fabian. Aber man kann nicht gegen den Strom schwimmen, ohne abgetrieben zu werden.“
    „Ja, da mögen Sie recht haben, natürlich.“ Fabian erkannte, daß er in Fellinger kaum einen brauchbaren Bundesgenossen
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