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TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
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gefunden hatte. „Aber mich interessieren die Strahltriebwerke mehr als die Bomben – das werde ich ja wohl noch öffentlich zugeben dürfen, oder …?“
    „Das dürfen Sie ohne weiteres, aber Weißberger hört es nicht gern.“
    „Dann wundert es mich, ehrlich gesagt, daß er mich hierherholen ließ.“
    Fellinger beugte sich interessiert vor.
    „Ach – er kennt Ihre Abneigung gegen die Bombe?“
    „Ja, die kennt er. Ich habe ihm gesagt, daß ich nur der friedlichen Atomforschung meine Kräfte widmen werde. Wir schieden damals nicht sehr freundschaftlich, daher bin ich sehr erstaunt, ihn hier als meinen künftigen Chef wiederzutreffen.“
    „Weißberger soll nicht sehr nachtragend sein und wissenschaftliche Befähigung über alles schätzen. Sie können bei ihm denken, was Sie wollen, wenn Sie nur in seinem Sinne handeln.“
    „Das wird ja hier nicht schwer sein“, meinte Fabian erleichtert. „Hier werden ja keine Bomben gebaut.“
    Später, nach der zweiten Flasche, gingen sie nach Hause. Fellinger stellte ihn noch mehreren Wissenschaftlern vor, die Fabian herzlich willkommen hießen und ihm alles Gute wünschten. Am anderen Morgen begann seine Arbeit.
    Drei Wochen später traf Professor Weißberger wieder in Silver Peak ein. Es war genau drei Monate nach seiner ersten Begegnung mit Fabian in der Universität.
    Es blieben noch neun Monate bis zum Weltuntergang.

 
3.
     
    Manchmal gab es Augenblicke, in denen Fabian das merkwürdige Gefühl hatte, sie schon einmal erlebt zu haben. Es mußten Erinnerungsfetzen an sein früheres Dasein sein, von den Fremden nicht vollständig gelöscht. Vielleicht war er niemals jemand anderer als Gerold Fabian gewesen. Er wußte es nicht, und er würde es niemals beweisen können. Nicht einmal sich selber.
    Im Verlauf der ersten drei Tage nach Weißbergers Rückkehr bekam er den Leiter des Projektes nicht zu Gesicht. Dann aber, gerade nach Beendigung eines neuen Versuches, kam einer der Assistenten zu ihm.
    „Sie werden gebeten, sich beim Chef zu melden. Im Konstruktionsbüro Halle sieben.“
    Fabian ging sofort. Unterwegs überlegte er, was Weißberger von ihm wollte. Vielleicht war es seine Angewohnheit, neue Mitarbeiter persönlich zu begrüßen. Nun, er würde es ja bald erfahren.
    Weißberger hatte sich nicht verändert. Seine Glatze erstrahlte im Schein der Neonbeleuchtung wie frisch poliert. Er war immer noch so groß und breit wie damals in der Universität und verriet die gleiche Vitalität und Willenskraft.
    Sein Blick streifte Fabian, als dieser den Raum betrat.
    „Ah – da sind Sie ja. Wie haben Sie sich eingelebt?“
    Sie gaben sich die Hände.
    „Danke, Professor. Die Arbeit interessiert mich, und ich bin zufrieden. Ich glaube, ich habe Ihnen noch zu danken, daß Sie mir unser damaliges Zusammentreffen nicht nachtragen.“
    Weißberger sah ihn voll an.
    „Ich trage niemals etwas nach, mein Freund. Übrigens hatte ich damals den Eindruck, daß Sie fest von dem überzeugt waren, was Sie vorbrachten. Eine Tatsache, die vieles entschuldigt … nein! Wir wollen nicht wieder davon anfangen, wenigstens jetzt und hier nicht. Ich habe mir Ihre Worte durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht war doch etwas daran, Fabian. Glauben Sie nur nicht, Sie hätten mich umgestimmt, o nein. So schnell geht das nicht. Aber es sind Dinge geschehen, die Ihre Behauptung von damals glaubhafter erscheinen lassen.“
    „Dinge …?“
    „Später“, sagte Weißberger und lächelte geheimnisvoll. „Ich habe gute Freunde im Verteidigungsministerium, wie Sie sich denken können. Manchmal sickert da etwas durch. Ich darf Ihnen nichts sagen, aber wenn Sie mir bei Gelegenheit einige Fragen beantworten, finden wir vielleicht einen Hinweis. Erschrecken Sie nicht, aber es könnte sein, daß Sie bald Ihre verrückte Behauptung beweisen können.“
    Fabian starrte den Wissenschaftler an und sagte nichts.
    „Was, da sind Sie sprachlos? Nun, was glauben Sie, warum ich Sie hierherrufen ließ? Aus reiner Sympathie vielleicht? Na, sehen Sie! Und auch nicht allein Ihres Könnens wegen. Nein, es gibt andere Gründe. Wir sehen uns noch heute abend. Suchen Sie mich in meiner Wohnung auf.“
    Damit war Fabian entlassen.
    Wie im Traum kehrte er in das Labor zurück und überwachte die Arbeiten seiner Assistenten. In den vergangenen Wochen war man ein gutes Stück vorangekommen, aber Fabian wußte nur zu gut, daß der geplante Antrieb niemals in der Praxis arbeiten würde, wenn die folgenden neun
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