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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
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du nicht eine Weile schlafen?“
    Ballas schüttelte den Kopf.
    „Ich könnte vor Aufregung kein Auge zutun“, antwortete er.
     
    *
     
    Ballas’ Ankündigung erfüllte Egan-Egan mit kribbelnder Nervosität, obwohl er sich einreden wollte, daß Ballas, nachdem er L-iland schon lange verlassen hatte, unmöglich auf den Tag genau sagen könne, wann Martiko zur Tagung des Kronrates gehen werde.
    Er hielt den Schockrevolver in der Hand, denn es mußte damit gerechnet werden, daß Martiko sich in sein Schicksal nicht einfach ergeben werde.
    Eine Weile dachte Egan-Egan an Francis und Honest und was für Gesichter sie machen würden, wenn sie mitten in der Nacht das fauchende Triebwerk der Rakete wecken würde. Es würde ein erstaunliches Schauspiel für sie sein, wenn sie die Augen schnell genug aufbrachten: die erste Rakete nach neun- oder zehntausend Jahren, die die Erde verließ, um in den freien Raum vorzustoßen.
    Er erstarrte, als er leises Rascheln hörte. Mit brennenden Augen starrte er auf den flimmernden Ring des Zeit-Transporters und wartete. Nach einer Weile hörte er das Rascheln von neuem. Es kam vom Fußboden her.
    Er sah hinunter und entdeckte ein kleines, graues Tier mit einem langen, haarlosen Schwanz. Das Maul war spitz und trug einen dünnen, aber langhaarigen Schnurrbart.
    Eine Maus, entschied Egan-Egan. Sie balancierte auf dem äußeren Rand des Zeitringes und sprang schließlich auf den Boden. Ohne Zweifel war sie durch die Maschine gekommen. Sie schien zu erkennen, daß dies nicht die Umgebung war, in der sie noch vor ein paar Sekunden gelebt hatte. Eine Weile machte sie einen verwirrten Eindruck; dann jedoch begann sie lebhaft und neugierig, die neue Welt zu erforschen.
    Egan-Egan dachte, daß vielleicht jemand die Maus erschreckt und vor sich hergejagt haben könne. Wenn das so war, dann konnte nur Martiko derjenige sein, vor dem die Maus davongelaufen war.
    Dann aber …
    Martikos Auftreten vollzog sich nicht wesentlich geräuschvoller als das der Maus. Plötzlich stand er unter dem flimmernden Ring und tat einen tapsenden Schritt in den Kellerraum hinaus. Egan-Egan richtete den Lauf des Revolvers auf ihn und betrachtete ihn aufmerksam.
    Kein Zweifel daran, daß es der König war. Egan-Egan hatte niemals zuvor ein Gewand gesehen, das den Eindruck eines größeren Luxus auf ihn gemacht hätte als dieses hier.
    Der Mann trug eine Maske, die sein Gesicht völlig verdeckte, wie Ballas es beschrieben hatte. Durch die Schlitze der Maske funkelten Martikos Augen bedrohlich. Egan-Egan bemerkte, wie der Zorn die Oberhand über die Verwirrung zu gewinnen begann.
    „Ruhe, alter Mann!“ sagte Egan-Egan scharf, und es fiel ihm ein, daß er eigentlich nicht genau wußte, wie alt Martiko war. Ballas hatte niemals etwas darüber gesagt.
    „Ruhe!“ wiederholte Egan-Egan. „Was ich in der Hand habe, ist eine Waffe, die dich sofort töten wird, wenn du dich nicht so verhältst, wie ich es wünsche!“
    Martiko tat trotzdem einen schnellen, zornigen Schritt nach vorne. Aber in Egan-Egans Augen mußte der Entschluß zu erkennen sein, daß er schießen würde, wenn es darauf ankam.
    Martikos Schultern senkten sich. Mit einer Stimme, die dumpf unter der Maske hervorklang, fragte er:
    „Also gut! Was ist los, wo bin ich hier?“
    Egan-Egan hatte sich seine Ansprache schon lange zurechtgelegt. Er wußte, es würde keinen Zweck haben, mit einer langatmigen Einleitung zu beginnen.
    „Ich habe dich hierhergebracht“, antwortete er auf Martikos Frage, „um dir zu beweisen, daß die Philosophie des Nonexistentialismus eine Mischung aus Unsinn und Aberglaube ist und ein Frevel an der Menschheit, wenn man ihr weiter freien Lauf läßt.“
    Martiko antwortete erst nach einer Weile.
    „Junger Mann“, sagte er, „in deinem Unverstand rüttelst du an den Säulen dieser Welt! Du wirst sie nicht zum Einsturz bringen; aber dein Frevel wird auf dich zurückfallen!“
    „Alter Mann“, antwortete Egan-Egan lächelnd, „du bist ein Narr. Ich hätte dich nicht hierhergeholt, wenn ich nicht in der Lage wäre zu beweisen, daß der Nonexistentialismus Unsinn ist.“
    Martiko antwortete nicht. Egan-Egan war froh darüber, daß Martiko ein Mann war, der seinen Zorn bezähmen konnte. Wahrscheinlich hätte er Egan-Egan lieber erschlagen, als wider seinen Willen in diesem Keller zu sitzen und ein philosophisches Streitgespräch zu führen. Aber er sah ein, daß er seinem Widersacher in die Hände gegeben war, und richtete sich
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