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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
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Mehr als dreihundert verschiedene Manöver konnte die Rakete also nicht ausführen; aber Egan-Egan war überzeugt, daß dies ausreichte, um den Mond zu treffen.
    Als dies alles fertig war, erhob sich die Frage, wie man König Martiko dazu bringen könne, hierher zu dem Turm zu kommen, um den Start der Rakete und ihre Landung auf dem Mond mitzuerleben. Ein Fernrohr, das die Beobachtung auf zufriedenstellende Weise ermöglichte, hatte Ballas in einem der Laborräume gefunden.
    Auch für diese Frage hatte Ballas eine Antwort. Sie war klug und, wenn man es bedachte, die einzige, die sinnvollerweise gegeben werden konnte.
    Sie hatte damit zu tun, daß die Zeitmaschine, die eine Reichweite von höchstens fünfzehn Jahren besaß, ihrem Wesen nach gleichzeitig als Teleporter verwandt werden konnte – das allerdings mit einer Reichweite von kaum mehr als ein paar hundert Metern, während der eigentliche Teleporter, der nicht nebenbei noch die Eigenschaften einer Zeitmaschine besaß, knapp hundert Kilometer weit reichte.
    Auf Ballas’ Vorschlag hin sah sich Egan-Egan genötigt, sich ein zweites Mal in die Arbeit zu stürzen. Er nahm den Teleporter auseinander und baute mit seinen Einzelteilen und mit anderen, die er hinzufügte, einen neuen. Er nahm auch die Zeitmaschine auseinander und baute auf die gleiche Weise eine neue. Dabei legte er Wert darauf, daß man die Geräte ohne Gefahr der Verwirrung auseinandernehmen, transportieren und an einer andern Stelle wieder zusammensetzen konnte.
    Als das getan war – es nahm ein weiteres Dreivierteljahr in Anspruch, denn auch die Energiezufuhr der Geräte mußte erheblich verstärkt werden – erklärte Egan-Egan seinen Freunden Honest und Francis, daß er eine Gruppe von zehn Männern brauche, um ein leichtes Boot, das Ballas inzwischen gebaut hatte, am Rand der Stadt entlang bis an die Küste zu transportieren. Francis versprach ihm diese zehn Männer, ohne zu fragen, was Egan-Egan mit dem Boot an der Küste wolle.
    Die zehn Männer – jeweils fünf, und nach einer Stunde wechselten sie sich ab – nahmen das Boot, während Ballas und Egan-Egan sich mit je einem Korb beluden, den sie auf dem Rücken trugen. Von Zeit zu Zeit machten sie Rast, damit ein jeder sich ausruhen könne.
    Der Wald jenseits der Grenzen der Stadt erwies sich als weit weniger gefährlich, als er Egan-Egan geschildert worden war. Er war licht genug, um stets einen Weg freizulassen und die wilden Tiere, die im Wald lebten, schienen sich vor den Menschen eher zu fürchten, als daß sie Anstalten machten, sich auf sie zu stürzen.
    Nur ein einziges Mal war Egan-Egan gezwungen, eine besonders hungrige Bestie mit dem Plasmastrahler zu töten, bevor sie sich aus dem Gebüsch auf einen der Bootsträger stürzte. Das Tier sah aus wie ein Hund, den Egan-Egan aus den Beschreibungen kannte und wahrscheinlich war es auch einer. Einer jener verwilderten Nachfahren der Generation, der die Nonexistentialisten, weil sie sich auf sich selbst besinnen und niemanden, nicht einmal ein Tier, um sich haben wollten, vor zehntausend Jahren die Freiheit geschenkt hatten.
    Der Trupp machte einen beachtlichen Umweg um die Stadt der ersten Kaste. Egan-Egan wollte nicht die Spur eines Risikos eingehen. Sie brauchten zwei Tage, um die Küste zu erreichen.
    Egan-Egan wartete, bis die Bootsträger den Rückweg angetreten hatten und aus dem Blickfeld verschwunden waren, bevor er sich flach auf den Bauch dorthin legte, wo ihn die plätschernden Wellen gerade noch erreichten, um seiner Begeisterung über das nie gesehene Wunder des Meeres freien Lauf zu lassen.
    Als er sich nach einer halben Stunde erhob und umdrehte, sah er den alten Ballas ein paar Schritte hinter sich auf dem weißen, glitzernden Sand sitzen und ihn anlächeln.
    Sie brachen auf, als die Dunkelheit hereinbrach. Die Träger hatten das breite, flachkielige Boot auf dem Sand abgestellt; aber der Sand war glatt, deswegen hatten Egan-Egan und Ballas keine Mühe, es ins Wasser zu schieben.
    Sie verstauten die beiden Körbe im Boot und stiegen ein. Egan-Egan nahm die Ruder, Ballas setzte sich ans Steuer. Während er ein paarmal zur Probe mit dem Blatt hin- und herwedelte, seufzte er:
    „Bin ich froh, daß jetzt das Boot die Körbe schleppt! Es war fast zu viel für einen alten Mann.“
    Egan-Egan lächelte. Unterwegs hatte sich Ballas kein einziges Mal beklagt, und er würde es auch nicht tun, wenn sie drüben auf L-iland ausstiegen und die Körbe wieder auf dem eigenen Rücken
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