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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt
Autoren: Kurt Mahr
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tragen mußten.
    Er legte sich kräftig in die beiden Riemen und zog das Boot vom Land weg. Die Entfernung von der Küste bis zum nächstgelegenen Punkt der Insel L-iland betrug etwa zwei Kilometer. Bei der Geschwindigkeit, die das Boot unter Egan-Egans des Ruderns ungewohnten Händen entwickelte, würde es längst finstere Nacht sein, bis sie die Insel erreichten.
    Ballas hatte sich bequem gegen den Heckbord gelegt und die Finne des Steuers unter den rechten Arm geklemmt, so daß sie sich nicht bewegen konnte.
    Nach einer Weile sagte er:
    „Ich sollte vielleicht anfangen, dir zu erklären, mein Junge, wie es auf L-iland aussieht.“
    „Warst du denn schon dort?“, fragte Egan-Egan erstaunt.
    „Aber gewiß. Ich habe den größten Teil meines Lebens dort verbracht.“
    Egan-Egan war klug genug, den Mund zu halten. Es war das erste Mal, daß Ballas etwas über seine Vergangenheit sagte, und wenn er unterbrochen worden wäre, hätte er es sich vielleicht anders überlegt.
    „Also paß auf!“, begann Ballas von neuem. „Die Küste ist völlig unbefestigt. Weder Martiko noch seine Vorfahren haben es für nötig gehalten, die Küste zu befestigen. In der Zeit, in der wir leben, wird die Idee, ein Boot zu bauen und den Sund zu überqueren, für so kühn gehalten, daß Martiko selbst noch nicht darauf gekommen ist, von dieser Seite könne ihm Gefahr drohen. Auf L-iland hinauf kommen wir also auf jeden Fall. Die Frage ist, wie wir in den Palast hineinkommen.
    Das einzige nämlich, wovor Martiko Angst hat, ist eine Meuterei seiner Diener, von denen er eine ganze Armee hat. Es hat niemals ein Zeichen dafür gegeben, daß die Diener unzufrieden seien und meutern wollten, aber ein Mann, der an der Spitze von mehr als einer Milliarde Menschen steht, sieht sich auch gegen Dinge vor, die sich noch nicht abzeichnen.
    Deswegen bewegt Martiko sich innerhalb seines Palastes – wahrscheinlich mit Ausnahme der paar Gemächer, die niemand außer ihm betritt – nur verkleidet, das heißt: er trägt eine Maske. Niemand kennt sein Gesicht, und wenn es ihm Spaß macht, kann er sich in der Kleidung eines Dieners unter die übrigen mischen und horchen, was sie sagen.
    Die Palastanlage besteht aus zwei Teilen – dem eigentlichen Palast und der Tagungshalle des Kronrates. Der Kronrat setzt sich aus Dienern zusammen, die Martiko für so intelligent hält, daß er sich in regelmäßigen Abständen mit ihnen über die Dinge berät, die ihn gerade interessieren. Nicht, daß der Kronrat irgend etwas zu sagen hätte – das ginge wider Martikos Natur. Nein, er liebt es einfach, manchmal mit anderen Menschen über seine Gedanken zu sprechen und von ihnen zu hören, wie vortrefflich seine Ideen sind. Etwas anderes würde sich der Kronrat niemals zu sagen getrauen.
    Der Palast ist mit der Tagungshalle durch einen gemauerten, oberirdischen Gang verbunden. Der Gang ist etwa zweihundert Meter lang. Ich denke, wir werden unsere Anlage in diesem Gang aufbauen. Martiko geht zu den Versammlungen des Kronrates stets allein; wir werden nicht Gefahr laufen, daß aus dem Ziel-Teleporter seine ganze Leibwache mit herauskommt.“
    Egan-Egan zog schweigend an den Riemen. Als er merkte, daß Ballas nichts mehr sagen wollte, begann er, über seinen Bericht nachzudenken.
    Die große Schwierigkeit ihres Planes war die Aufstellung des Hochleistungsteleporters. Ganz im Gegensatz zu den beiden Geräten, die Ballas an jenem Tag vor beinahe zwei Jahren im unterirdischen Labor vorgeführt hatte, war von den beiden Maschinen, die sie nun im Boot mit sich führten, der Teleporter die schwierigere und kompliziertere. Das kam von der großen Reichweite, die von dem Gerät verlangt wurde. Die Zeitmaschine dagegen, die nur einen halben Korb ihres Gepäcks einnahm, war in wenigen Minuten zu montieren und brauchte kein eigenes Gehäuse. Sie hatte eine zeitliche Reichweite von plus-minus fünfzehn Jahren, und der gekoppelte Niederleistungsteleporter brachte Versetzungen um höchstens zwei- bis dreihundert Meter zuwege.
    Sie waren also gezwungen, Martiko durch den Niederleistungsteleporter in den Hochleistungsteleporter zu schleudern, der wiederum den König zu seinem eigentlichen Ziel brachte.
    Wegen der geringen Teleporter-Leistung der Zeitmaschine mußte der Hochleistungsteleporter in direkter Nähe des Palastes aufgestellt werden. Da seine Montage jedoch aller Voraussicht nach mehrere Tage dauern würde und der Teleporter, im Gegensatz zur Zeitmaschine, ein eigenes Gehäuse
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