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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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bin.“
    „So, weiß ich das?“
    „Ich nehme es an. Wünschen Sie eine Aussage zu machen?“
    „Bin ich verhaftet?“
    „Nein – noch nicht. Ich habe keinen Haftbefehl. Wenn es sich jedoch als nötig erweisen sollte, so kann ich die Hilfe der Ortspolizei in Anspruch nehmen und Sie unter Hausarrest setzen. Ich hoffe, daß Sie mir nicht entgegenarbeiten.“ Er kam sich dumm vor, als er dies sagte. Das Gesetz verlangte es von ihm, aber in der Gegenwart dieses Mannes tönte es sogar außerordentlich dumm.
    Mays lächelte zu ihm hinüber. „Deshalb bin ich ja hier – mein Sohn, um Ihnen zu helfen. Wollen Sie mich durchsuchen?“
    Danforth wollte sich erheben, überlegte es sich dann aber anders. „Tragen Sie eine Waffe bei sich?“
    „Nein, Sir.“
    „Befinden sich im Haus irgendwelche Waffen?“
    „Nein, Sir.“
    Danforth lehnte sich gespannt vor. „Wirklich keine? Irgendwelcher Art?“
    Er gewann den flüchtigen Eindruck, daß die blauen Augen über ihn lachten.
    „Wirklich keine“, wiederholte Mays. „Durchsuchen Sie das Haus, wenn Sie wollen, mein Sohn.“
    „Verschwunden?“ fragte Danforth explosionsartig.
    „Wie wenn sie nie dagewesen wären.“
    „Abgeschossen? Katapultiert – oder wie Sie es nennen?“
    „Wir nennen es aufgestellt und abgefeuert.“
    „Wir nennen es Mord!“
    Mays bückte sich nach seinem Spazierstock und nickte feierlich. „Es wird immer noch Mord genannt, und ist immer noch üblich. Sogar noch ein wenig mehr.“
    „Dann geben Sie also zu, daß Sie die Bomben abgefeuert haben – Sie?“
    „Ich feuerte sie ab. Mit Freude im Herzen.“
    „Warum?“
    Die blauen Augen wurden plötzlich wie Eis. „Seien Sie kein so verdammter Narr, mein Sohn! Sie wissen weshalb. Sie lesen die Zeitungen. Sie können es voraussehen.“
    „Ich will es von Ihnen hören“, bestand Danforth.
    Theodore Mays schlug den Griff des Stockes auf den Verandaboden. Die Katze flüchtete erschreckt.
    „Warum!“ Er schrie beinahe. „Weil der dreckigste Verräter, den dieses Land je gesehen hat, sich auf dem Weg ins Weiße Haus befindet. Soeben jetzt! Weil das Blut, das fließen wird, Sie in die Knie zwingen und zum Weinen bringen wird. Weil die Nation mitten entzweigerissen und der Bürgerkrieg nur noch wie ein Kinderspiel anmuten wird! Weil dreißig Jahre lang kein Mann und keine Frau einen freien Atemzug machen oder ein freies Wort sprechen wird. Weil die Verfassung und die Menschenrechte in einer öffentlichen Kundgebung verbrannt werden. Weil jeder Staat sein eigenes Konzentrationslager haben wird, aus denen niemand je lobend wieder herauskommen wird. Weil Sie einem einzelnen Mann eine tägliche Abgabe leisten werden, um am Leben bleiben zu dürfen. Warum? Weil ein gemeiner Dreckkerl dieses Land mit bloßen Händen erwürgen wird! Jetzt – jetzt haben Sie es von mir ausgesprochen gehört. Was werden Sie nun unternehmen?“
    Danforth war in seinen Stuhl zurückgesunken und starrte vor sich hin. Der Ausbruch hatte ihm die Fassung genommen.
    „Sind Sie eigentlich verrückt?“
    „Ja, ich bin verrückt! Ich bin geisteskrank von meinen Gedanken und den gräßlichen Dingen, die ich gesehen habe. Ich bin aufgerüttelt, entsetzt über die Dinge, die meinen Freunden und Nachbarn zugestoßen sind. Ich werde wahnsinnig beim Gedanken an den fürchterlichen Alptraum, der über mein Land kommt. Auch Ihr Land! Danforth, nennen Sie mich einen Narren oder einen irregeleiteten Patrioten – nennen Sie mich, wie Sie wollen, aber ich bin besessen von dem einen Ziel, jenem Mann in den Arm zu fallen, ihn wenn nötig eigenhändig umzubringen! Ja, ich bin verrückt.“
    „Sie sprechen, wie wenn dies alles schon geschehen wäre.“
    „Es ist schon geschehen.“
    „Wo?“
    „Hier. In dieser Stadt und in jeder andern auch.“ Er zeigte auf die Straße hinüber. „Jene Kinder dort rennen geradewegs hinein. Einige von ihnen sind schon so gut wie tot.“
    „Einen Augenblick mal. Sie sagen, all dies habe sich für Sie bereits ereignet?“
    „Aber für mich ist es nicht geschehen.“
    „Noch nicht.“
    „Ich bin ein einfacher Mann“, sagte Danforth, „und ein geduldiger Mann. Ich besitze ein gewisses Maß an Vorstellungskraft. Ich war mein ganzes Leben lang so und deshalb bin ich heute, wo ich bin. Und jetzt erzählen Sie mir eine Geschichte und verlangen, daß ich Ihnen glaube. Sie behaupten, daß diese – diese gräßliche Geschichte mir zustoßen wird. Und diesen Kindern. Daß sie sich in unserer Zukunft
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