Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
große Maschine bauen, meinen Sarg! Das wird Ihnen dann vielleicht genügen. Sie brauchen es nur zu sagen, mein Sohn.“ Seine Stimme blieb leise und beherrscht.
    Danforth schaute Mays lange an und wandte sich dann wieder dem Nachthimmel zu. Die Stadt war dunkel. Sie schlief. Der Verkehr auf der Autobahn war auf das nächtliche Mindestmaß herabgesunken, und davon war der größte Teil Lastwagen. Die Tankstelle hatte die Nacht über geschlossen. Laute wurden in der nächtlichen Stille weit getragen.
    Er dachte an all die Vorfälle, die ihm zugestoßen waren seit, der Explosion in jener Dienstagnacht – auf die er im Grunde genommen gestoßen worden war und an die Leute, die dabei in seinen Gesichtskreis geraten waren.
    Er erinnerte sich daran, wie ihn die Detonation aus dem Bett getrieben hatte, und an das hartnäckige Summen des Radiophons einige Minuten darauf. Der Nachrichtenoffizier und der Kameramann waren sehr teilnahmsvoll gewesen; sie wußten, ohne daß es ihnen gesagt worden war, daß er erledigt war. Der Telepath war zuerst zugeknöpft und später höchst aufrichtig und offen gewesen. Er erinnerte sich an seine ersten aufregenden Entdeckungen am Tatort des Attentates und an das, wohin sie geführt hatten, entsann sich des nächtlichen Besuches im Spital und wohin dieser geführt hatte. Zu dem einladenden Haus am See und einem unbegreiflichen Mann, der auf dem See umherschwamm. Und Shirley Nash, die zum Wasser hinuntergeschritten war, um sich ihrem Gatten anzuschließen. Was würden sie tun, wohin würden sie nach den Novemberwahlen gehen?
    Nach den Novemberwahlen!
    Und nun endete die Spur hier bei einem kleinen, weißen Häuschen, das in einer Seitenstraße stand, in einer Kleinstadt an der Autobahn. Kein lärmerfülltes Laboratorium, keine gigantische Fabrik, kein Regierungsbüro. Eine friedliche Stadt, ein unbeachtetes Häuschen und ein menschliches Wesen, das von den Nachbarn als alter Mann bezeichnet wurde – ein Altwarenhändler.
    Ein Chrono-Mann, wenn man ihn so bezeichnen konnte, der mit einer wackligen Maschine hergekommen war, die in einen gestohlenen Sarg eingebaut worden war; ein Chrono-Mann, der am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts gelebt hatte. Der genügend mit seinen Mitmenschen – Freunden und Unbekannten – fühlte, um seinen Körper bei der Zeitreise in Fetzen reißen zu lassen. Der sein Land liebte und den Mann haßte, der es umzubringen gedachte.
    Danforth hatte seinen Entschluß gefaßt.
    „Wie wollen Sie einen Mann wie Ben aufhalten?“
    „Wie würden Sie ihn aufhalten?“ fragte Mays zurück.
    Ohne Zögern erwiderte Danforth: „Ich würde meine Taschen mit der Erde aus Ihrer Bleibüchse füllen oder sie in einem Sack um meinen Hals hängen! Und ich würde bei der Massenversammlung in St. Louis dabeisein. Ich würde so nahe wie möglich beim Rednerpult stehen, hurra rufen und schreien und ihn den größten Mann nennen, der je auf der Erde wandelte. Ich würde ihn umarmen, wenn er es zuließe. Ich wäre sein Judas. Ich würde ihm auf den Fersen bleiben, bis ich ein Rauschen vernähme, das aus dem Nichts zu kommen scheint.“ Danforth rieb seine plötzlich feuchten Handflächen über den Stoff seiner Hosen. „Und dann würde ich noch ein klein wenig länger bleiben!“
    „Ich hatte an so etwas gedacht, mein Sohn. Und ich möchte dir die Hand drücken.“
    „Aber was geschieht mit Ihnen?“ erkundigte sich Danforth. „Ich ließ eine meilenweite Spur zurück. Man hat alle Einzelheiten über mich im Polizeihauptquartier. Sie werden sich beeilen müssen nachdem Sie das Ding abgefeuert haben.“
    Mays schüttelte den Kopf. „Nicht nach dieser Explosion. Mein Sohn, es wird reiner Zufall sein, ob zuerst die Polizei oder eine lynchfreudige Meute hier sein wird. Aber wenn du meinst, daß auch nur die geringste Chance besteht, so bleibst du hier, und ich gehe nach St. Louis.“
    „Ich habe die Judasrolle schon gewählt“, erinnerte ihn Danforth.
    „Dann ist es abgemacht. Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit.“ Mays erhob sich aus dem knarrenden Schaukelstuhl. „Ich mache mich besser auf und gehe die Fallen nachsehen und suche etwas, wo wir die Maschine hineintun können.“
    „Nicht nötig. Ich habe etwas im Kofferraum meines Wagens.“ Er zog die Schlüssel aus der Tasche und schritt zum geparkten Wagen hinaus. Er öffnete das Schloß, hob den Deckel in die Höhe und klopfte auf den rostigen Zylinder.
    „Das ist für Ben!“

 
10. Kapitel
     
    Die Stadt war ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher