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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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260, Lexington, Illinois. Der Name des Kunden war Theodore Mays.
     
    *
     
    Das weißgetünchte Haus mit der blauen Fensterreihe war einige Meter von der Straße zurückgesetzt. Der Rasen war ausgedehnt und sorgfältig gepflegt, er machte einen besseren Eindruck als derjenige der angrenzenden Grundstücke. Ein mit Zementplatten belegter Weg führte von der Ecke der Straße zur Veranda; auf der Straße selber gab es keinen Bürgersteig. Es war ein kleines Haus in einem kleinen Ort, der daran war, zur Stadt zu werden.
    Danforth hatte den Wagen hinter der Tankstelle angehalten, um die Lage auszukundschaften.
    Eigenartigerweise verspürte er keinerlei Aufregung, keine Genugtuung, daß er dem Mörder nahe war. In früheren Fällen, wo jede Schlußfolgerung, jeder Schritt vorwärts eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen, ein altbewährtes, starres Schema, da war der Mangel an Erregung vor dem Zusammenziehen der Schlinge verständlich. Aber hier, wo etwas Neues zutage trat, wo neue Leute mit neuen Einfällen aufwarteten, sollte sich die Spannung in direktem Verhältnis zum näherrückenden Ende der Jagd steigern. Doch diesmal war es anders.
    Vielleicht war dies das erste sichere Anzeichen, daß er für den Polizeidienst nicht mehr taugte.
    Er ließ den Motor an und entfernte sich von der Tankstelle. Sein Dienstrevolver, der ihm zusammen mit der maschinengeschriebenen Liste übergeben worden war, hing locker im Holster.
    Danforth fuhr bis vor das Hans und parkte den Wagen. Er sah keinen Grund, weshalb er sich nicht offen annähern sollte. Er stieg aus und ging über den plattenbelegten Weg zur Tür.
    Theodore Mays saß auf der Veranda und schaukelte.
    Und wartete.
    Niemand im Ort hatte Danforth, als er seine Erkundigungen einzog, auf die Augen des Mannes aufmerksam gemacht. Sie strahlten in tiefem Blau. Auch sonst hatten die Nachbarn von Theodore Mays keine gute Beschreibung gegeben. Er war nicht greisenhaft oder krank, sondern gebeugt. Sein schwarzes Haar wurde an den Schläfen langsam grau, aber es war nicht unbedingt Alterschwäche; sein Körper – auch wenn er sich wie jetzt im Stuhl ausruhte – war nicht von den Jahren niedergedrückt, sondern von Kummer und Schmerz. Und über allem, in auffälligem Gegensatz zu seiner restlichen Erscheinung, leuchteten die höchst lebendigen, einmalig blauen Augen.
    Sie musterten Danforth mit ebensoviel Interesse, wie der Leutnant ihren Besitzer geprüft hatte.
    Danforth löste seinen Blick vom Gesicht des Mannes und bemerkte die Bewegung in seinem Schoß. Die magere, schwarze Katze lag dort, blickte ihn an und bewegte langsam einen gebrochenen Schwanz hin und her. Danforth starrte das Tier an wie unter einem Zauberbann.
    Der Bann wurde gebrochen, als sich dar Mann im Schaukelstuhl vorbeugte und ihm die Glastür der Veranda öffnete. Er hielt sie offen, abwartend und einladend, bis Danforth seinen Fuß über die Schwelle setzte und die Veranda betrat. Hinter ihm fiel die Tür geräuschvoll wieder zu.
    Langsam und mit sichtlicher Mühe nahm Theodore Mays einen Spazierstock vom Boden auf und hakte ihn an der Lehne eines anderen Stuhles ein. Er zog den Stuhl heran und lud seinen Besucher mit einer Handbewegung ein, es sich bequem zu machen. Nach kurzer Suche in seinen Taschen förderte er eine Tonpfeife zutage und zündete sie an. Dann fiel er in seinen Stuhl zurück und fuhr fort zu schaukeln, geistesabwesend die Katze zu streicheln und Danforth zu beobachten.
    Danforth zögerte und setzte sich dann auf den angebotenen Stuhl. Er blickte erneut auf die rätselhafte Katze, auf die Prince Albert Tabakdose, die auf dem Fensterbrett lag und auf die außergewöhnlich blauen Augen.
    Die einzigen Geräusche auf der Veranda waren das rhythmische Knirschen des Schaukelstuhls und das unablässige Schnurren einer Katze, die er kürzlich tot gesehen hatte.
    Es mochten nur wenige Minuten verstrichen sein, oder es mochte eine ganze Stunde gedauert haben, bis einer der Männer sprach.
    Mit eigenartig krächzender Stimme sagte Theodore Mays:
    „Hallo, mein Sohn!“
    „Sie sind Theodore Mays“, stellte Danforth eher fest, denn daß er fragte.
    „Ja, der bin ich.“
    „Leutnant Danforth von der Sicherheitspolizei. Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden kann und daß Ihnen das Recht offensteht, einen Anwalt beizuziehen.“
    „Wir können dieses Recht für eine Weile beiseite lassen, mein Sohn.“
    „Wie Sie wollen. Sie wissen, weshalb ich hier
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