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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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Zerstörung vollkommen, wie üblich; Ursache unbekannt, auch wie üblich. Vor siebzehn Minuten in South Kingman Nr. 205. Sie wissen, wer dort wohnte.“ Die Stimme tönte flach und interesselos. „Es wird nach Überlebenden gesucht.“
    Danforth schloß die Augen in innerem Schmerz. Er wußte, wer dort lebte – gelebt hatte, bis vor siebzehn Minuten. Simon Oliver, Staatssekretär; Simon Oliver, der große Parteibonze.
    „Haben Sie den Captain benachrichtigt?“
    „Nein. Ich kann ihn nicht auffinden. Er ist weder in seinem Büro noch bei sich zu Hause. Daher rief ich Sie an.“
    „In Ordnung. Ich übernehme den Fall, bis Sie ihn ausfindig gemacht haben. Sonst alles wie üblich?“
    „Ja. Ein Stadtpolizist machte die Meldung. Er war gerade auf seiner Runde, ungefähr drei Häuserblöcke von der Unglücksstelle entfernt, als es geschah. Er fand ein Liebespaar auf der Straße, beide von den Trümmern verletzt. Sie sagen, der Mann hätte das Mädchen heimbegleiten wollen.“
    „Im Regen?“
    „Sie behaupten es. Sie befinden sich jetzt im Memorial Hospital unter Bewachung. Der Polizist rief die Brandwache herbei, erst dann seine eigenen Vorgesetzten. Diese schickten dann einen Krankenwagen und benachrichtigten danach uns. Drei Mann und die Photographen brachen hier vor neun Minuten auf. Ich habe für Sie einen Wagen bereitstellen lassen.“
    „In Ordnung“, wiederholte Danforth niedergeschlagen. „Ich komme sofort.“
    Er unterbrach die Verbindung. Zögern und Dunkelheit lasteten in dem Raum, bevor er den zweiten Knopf niederdrückte. Er fuhr sich durch das kurzgeschnittene Haar und versuchte, seine Stimme so unpersönlich klingen zu lassen wie die soeben vernommene.
    „Mr. Ramsey: ein weiteres Attentat, vor siebzehneinhalb Minuten in South Kingman Nr. 205. Simon Oliver, Staatssekretär. Vollkommene Zerstörung, Ursache unbekannt – wie immer. Suche nach Überlebenden eingeleitet.“ Er sprach, als säße ihm der andere Mann am Schreibtisch gegenüber. „Captain Redmon kann nicht erreicht werden, und so habe bis auf weiteres ich das Kommando übernommen. Spezialisten und Kameraleute befinden sich bereits am Tatort. Ich selber fahre jetzt gleich hin und bringe Ihnen die Abzüge, sobald sie bereit sind. Irgendwelche sonstigen Befehle?“
    Die körperlose Stimme Mr. Ramseys enthielt einen eigenartigen, klangvollen Unterton und wirkte irgendwie beruhigend.
    „Leutnant!“
    „Ja?“
    „Sagen Sie vorläufig nichts, bis wir die Abzüge haben. Captain Redmon war in jenem Haus!“
    Danforth preßte vor Überraschung seine Lippen aufeinander.
    Der Tod seines Vorgesetzten machte ihn automatisch zum Leiter der Spezialgruppe für Bombenattentate. Eine zweifelhafte Ehre. Er erkannte, daß seine neue Führerstellung von sehr kurzer Dauer sein würde. Vielleicht bis zum Sonnenaufgang morgen früh – höchstens. Und dann würde er auf der Straße stehen, ein Opfer von verängstigten Parteiführern.
    Aber Captain Redmon war tot!
    Simon Oliver war ein wichtiger Parteifunktionär gewesen und bekannt dafür, sich strikt an die Parteilinie zu halten; es war daher völlig ungefährlich, von ihm eine Abendeinladung anzunehmen. Außerdem war es ein ausgezeichnetes Aushängeschild gewesen, einen Captain der Spezialgruppe zur Beobachtung einzuladen.
    Mr. Ramseys Stimme unterbrach Danforths Gedankenflug.
    „Das ist soweit alles, Leutnant.“
    „Jawohl, Sir“, erwiderte Danforth und schaltete ab. Er saß einen Moment lang in nachdenklichem Schweigen da.
    Es war eine geschichtliche Tatsache, daß das Zeitalter des Reisens durch die Zeit noch nicht begonnen hatte. Aber es stand kurz bevor. Es war sogar so nahe, daß die Menschen bereits Witze darüber machten oder Protestschriften dagegen abfaßten. Informierende Anzeigen, die die Zeitreisen rühmten und deren verlockende Aussichten verkündeten, erschienen bereits in den öffentlichen Blättern. Wochenmagazine und Sonntagsausgaben pflegten Sonderbeilagen darüber zu bringen, und beigefügte Illustrationen stellten die Maschine als Kiste, als Fahrrad oder glockenförmig dar. Spaßmacher spotteten darüber, und viele Tageszeitungen brachten den Roman „Die Zeitmaschine“ von Wells in Fortsetzungen. Eine englische Firma glaubte das erste Modell in etwa fünf Jahren auf den Markt bringen zu können, und die Polizeiorgane überall hofften, es wäre erst in fünfhundert so weit.
    Die Einwohner der Stadt, in der die Firma ihren Sitz hatte, behaupteten steif und fest, daß hohe
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