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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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Kameramann und seinen Regenschirm zu beobachten.
    Regen! Immer Regen!
    Jedes der sechs Attentate war in der Nacht geschehen, jedes folgte dem vorhergehenden in der nächsten Woche und jedes hatte sich in einer Regennacht ereignet. Nur in Regennächten!
    Was hatte dies zu bedeuten?
     
    *
     
    Der Kameramann beugte sich über den Apparat und brachte einen Verschluß über der Linse an. Dann drehte er den Motorschalter ab, bedeckte die Kamera mit einem Plastiküberzug und faltete den Regenschirm zusammen. Mit einer schrill klingenden Pfeife rief er die anderen Mitglieder seiner Mannschaft zusammen, nahm die Kamera und das Stativ auf und drehte sich zum Lastwagen um, der in der Kurve wartete.
    „Alles erledigt, Leutnant. Die Explosion ist vorbei.“
    „Ich warte auf die Kopien“, sagte Danforth.
    „In einer Viertelstunde!“ versprach der Kameramann erneut.
    Danforth ging mit ihm bis zur Straße. Der Lastwagen diente als fahrendes Laboratorium und Dunkelkammer. Er wollte sich gerade auf einen nassen Kotflügel setzen, als ihn einer der Fotografen wegschickte. Die Chrono-Kamera war ein heikles Gerät, das eine vorsichtige Handhabung verlangte. Ihr Geheimnis lag in einer strahlungssicheren Emulsion, die aber nicht – wie vielleicht erwartet – die Filme zerstörte. Und in einer besonderen Linsenanordnung in der Kamera selber. Sie fertigte nicht einfach Bilder von Objekten an, die vor ihr standen, sondern vermochte – unter günstigen Bedingungen – bis zu siebenundzwanzig Minuten in die Vergangenheit zurückzublicken.
    Wie manche andere revolutionäre Erfindung und Entdeckung früher, verursachte auch die Vervollkommnung der Chrono-Kamera einen Ausbruch von auseinandergehenden Meinungen. Nicht nur die berufsmäßigen Neuigkeitenjäger, sondern auch rückständige oder nachdenklich veranlagte Menschen sahen – oder vermeinten es wenigstens – den nächsten großen Schritt voraus: die wundervolle Zeitmaschine. Und so befand sich die zivilisierte Welt erneut auf einer verrückten Jagd, um der Natur ihre Geheimnisse zu entreißen. Ein Team von Spezialisten hatte jahrelang daran gearbeitet, eine Kamera herzustellen, die in der Lage war, die unmittelbare Vergangenheit zu fotografieren, und jetzt traten ganz erstaunliche Erfolge zutage. Von der Polizei ausgebildete Telepathen suchten nach Zeitreisenden, während fortschrittliche Fabriken gleichzeitig ankündigten, sie wären drauf und dran, eine Zeitmaschine zu bauen.
    Und dieses offensichtliche Paradoxon war verwirrend.
     
    *
     
    Das Lichtsignal der Dunkelkammer blinkte auf, und die Hintertür wurde vorsichtig gegen den Regen geöffnet. Der Kameramann streckte seinen Kopf hinaus und überreichte Danforth eine runde Dose.
    „Nichts Besonderes, Leutnant. Ich habe es Ihnen vorausgesagt.“
    „Aber wenigstens etwas?“
    „Sicher. Man kann Leute und Hunde erkennen. Und das Haus.
    Aber passen Sie auf die Explosion auf; sie verletzt die Augen, wenn man sie direkt durch den Projektor betrachtet.“
    Danforth dachte darüber nach, auf die Dose in seiner Hand starrend. Dann blickte er dem Kameramann ins Gesicht.
    „Haben Sie einen Geigerzähler?“
    „Einen Gei…“ Neugierige Verwunderung stand im Gesicht des Mannes. „Sicher. Wir haben einen, um den Zustand des Filmes zu überprüfen.“
    „Leihen Sie mir ihn, bitte!“
    „Leutnant, Sie glauben –“
    „Egal, was ich glaube. Ich will sicher sein. Den Zähler, bitte.“
    Der Kameramann gab ihm das Instrument, sprang aus dem Wagen und folgte Danforth über den Rasen zu den Ruinen des Hauses. Sie kletterten über den Rand das Fundamentes und erreichten das eigentliche Zentrum der Zerstörung. Danforth bückte sich und hielt das Gerät gegen die zerstörten Backsteine. Der Zähler begann langsam, aber gleichmäßig zu ticken. Die Strahlung war schwach.
    Die beiden Männer wechselten einen Blick.
    Der Kameramann sagte plötzlich: „Leutnant, es kann keine Atombombe gewesen sein. Nicht einmal eine Miniaturbombe, wie sie die Armee zum Spielen braucht! Sie hätte unsere Filme zerstört.“
    „Schauen Sie sich den Zähler an.“
    „Ich sehe das, aber es ist zu schwach. Es kann keine Bombe gewesen sein – nicht so, wie Sie denken. Die bei einer Atomexplosion auftretende Strahlung hätte unseren Film durchlöchert. Es muß etwas anderes gewesen sein.“
    „Etwas war es ganz gewiß.“
    „Sicher. Vielleicht hatte der Staatssekretär eine Menge Leuchtuhren in seinem Haus, oder etwas Ähnliches. Aber es war keine Bombe,
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