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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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gebaut hat, will nicht, daß sie den Bundesbeamten in die Hände kommt und will vor allem nicht, daß sie Ben in die Finger kriegt. Aber er will an Bens Anhängern, vielleicht an Ben selber, Rache nehmen. Daher löscht er sie einen nach dem andern aus. Habe ich recht, Leutnant?“
    Der Leutnant seufzte.
    „Wer bin ich, zu unterscheiden, ob Sie recht oder unrecht haben? Ich weiß es nicht, niemand scheint es zu wissen. Die Leute im Hauptquartier haben diese Theorie ebenfalls unter die Lupe genommen, oder jedenfalls eine, die ihr ähnlich lautet. Sie sind zu keinem lohnenswerten Entschluß gekommen. Und Mr. Ramsey sagt immer noch: nein!“
    „Ein elektronischer Schutz könnte ihn täuschen“, erklärte der Kameramann mit Entschiedenheit. „Wenn Radio- und Drahtfunkmitteilungen abgeschirmt werden können, so können es auch Gedanken. Der Schutz könnte beispielsweise im Hut oder in der Tasche getragen werden. Man könnte damit Mr. Ramsey bis auf drei Meter nahekommen, ohne daß er die geringste Kleinigkeit aus dem Gehirn zu entnehmen vermag.“
    „Dieser Umstand wäre an sich schon verdächtig“, meinte Danforth. „Mr. Ramsey würde die Abwehrvorrichtung spüren und bis zu ihrem Träger zurück verfolgen. Seine Anwesenheit wäre damit verraten.“
    Der Kameramann stand schweigend da. Schließlich sagte er: „Daran habe ich nie gedacht.“
    „Oh, das macht nichts. Ich leite Ihre Idee weiter. Jemand wird sich damit beschäftigen. Die Bundespolizei hat sich bereite für den Fall interessiert – für alle Fälle. Da Ben sich für die Wahl zum Vizepräsidenten aufstellen lassen will und seine Anhänger die Opfer sind, müssen sie sich dafür interessieren. Und wenn jemand heimlich eine Zeitmaschine gebaut hat, vermute ich, daß sie doch früher oder später entdeckt werden wird.“
    Sie schauten schweigend zu, wie die Rettungsmannschaft die nutzlose Suche abbrach und zu ihren Ambulanzen zurückkehrte. Polizisten und Feuerwehrleute stocherten in den Trümmern herum, suchten nach nichts Bestimmtem, aber suchten, weil es von ihnen erwartet wurde. Der Regen klatschte auf das Schuttfeld nieder, und Dampf stieg davon auf. Wasser sammelte sich in Pfützen an, und der Geruch von Gas lag in der Luft.
    Danforth spreizte seine langen Beine, um gegen den Regen einen festeren Stand zu gewinnen. Er betrachtete das Bild vor seinen Augen mißmutig. – Die sechste Explosion. Und seine letzte!
    Es war immer der gleiche zerstörende Knall gewesen und immer nachts. Und jedesmal ohne den geringsten Anhaltspunkt zu einem Motiv. Sogar die Chrono-Kameras zeigten nichts.
    Immer nachts, wiederholte er für sich. Und was sonst noch? Es war jedesmal noch „etwas anderes“, aber er vermochte dieses andere nicht richtig zu identifizieren.
    Die „Söhne Amerikas“ schrien am lautesten und prügelten die Sicherheitspolizisten wegen ihrer scheinbaren Untätigkeit durch. Sie verdächtigten die Kommunisten, die Republikaner, die Demokraten und verschonten die Prohibitionspartei nur aus Versehen. Sie hielten Massenzusammenkünfte ab, sandten Telegramme ins Weiße Haus und schrien protestierend nach Aktivität.
    Der Vorsteher eines Elektrikerverbandes in Illinois war das erste Opfer gewesen; er hatte das Amt des Schatzmeisters in der Bewegung bekleidet, die als „Söhne Amerikas“ bekannt war. Dann kam der Anführer der Nationalgarde von Illinois in seinem Hauptquartier in Peoria um. Zusammen mit ihm wurden eine Anzahl Militärpersonen und etliche Lastwagen erwischt.
    Das dritte Attentat in der dritten aufeinanderfolgenden Woche traf eine ganze Auswahl an bedeutenden Männern in Chicago, und hier wurde das Muster, nach dem bei den Anschlägen vorgegangen wurde, schmerzhaft klar. Damals auch erhoben die „Söhne Amerikas“ erstmals das große Zetergeschrei. Das vierte, fünfte und sechste Bombenattentat traf Springfield in der vierten, fünften und sechsten Woche und erledigte einen Senatsführer, den Besitzer eines Theaterkonzerns, einen Zeitungsverleger und schließlich den Staatssekretär Simon Oliver.
    Und nächste Woche? Danforth schüttelte den Kopf. Wer war der nächste große Parteimann, der das Opfer der unbekannten Attentäter wurde? Es brauchte nicht am gleichen Abend in der Woche zu sein, aber immer in der Nacht und immer – immer was? Da war es wieder. Ein weiteres Etwas, das hartnäckig in ihm rumorte.
    Danforth richtete sich gerade auf und starrte auf den dampfenden Trümmerhaufen. Er drehte sich auf die Seite, um den
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