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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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Hand. Als er nicht darauf reagierte, zog sie sie wieder zurück. „Dann – dann bin ich Lucy. Wenn ich in jeder Weise Lucy bin, dann ist Lucy nie gestorben.“
    „Du hast mich betrogen. Du hast tatenlos zugesehen, während ein Mord geschah. Du bist der Spionage schuldig.“
    „Lucy hat dich geliebt. Ich bin Lucy …“
    „Du hast mich betrogen.“
    „Für 100 000 Dollar. Für die Chance, ein normales Leben zu führen, für die Chance, Leningrad in der Winterzeit zu vergessen, wäßrige Kartoffelsuppe, Kleiderfetzen, betrunken taumelnde Kommissare, Armut und Elend zu vergessen.
    Glaubst du, es wäre mir in den Sinn gekommen, daß ich dich so bedingungslos lieben würde? Wenn das dennoch so gekommen ist, glaubst du dann nicht, daß dadurch alles geändert worden ist? Ich bin nicht Sophia, Kit. Ich war es, aber ich bin es nicht mehr. Sie machten Lucy aus mir. Lucy kann nicht tot sein, nicht, wenn ich in jeder Weise wie sie bin.“
    „Was können wir tun?“
    „Ich weiß es nicht, ich möchte nur deine Frau sein.“
    „Nun, dann sage mir“, erklärte er bitter, „soll ich zu der Anlage zurückkehren und meine Arbeit fortsetzen, wobei ich die ganze Zeit weiß, daß unsere strengstens gehüteten Geheimnisse in russischen Händen sind und daß meine Frau die Schuld daran trägt?“ Er lachte. „Soll ich das tun?“
    „Deine Geheimnisse sind nie in unrechte Hände gelangt.“
    „Was?“
    „Deine Geheimnisse sind nie in andere Hände gelangt. Charles ist tot. Ich habe all das zerstört, was wir genommen haben. Ich bin nicht mehr Russin, sondern Amerikanerin. Sie haben mich zur Amerikanerin gemacht. Sie haben mich zu Lucy gemacht. Ich möchte weiterhin Lucy sein, deine Frau.“
    Temple sagte lange Zeit nichts. Er erkannte jetzt, daß er sie nicht töten konnte. Aber alles andere, was sie vorschlug … „Sage mir, wie lange bist du schon Lucy? Du mußt mir das sagen.“
    „Wie lange sind wir verheiratet?“
    „Du weißt, wie lange. Drei Jahre.“
    Sophia zerdrückte ihre Zigarette auf dem Fels. „Du hast in deiner Ehe nie jemand anders als mich gekannt, Kit.“
    „Du – du lügst!“
    „Nein. Sie haben das, was sie getan haben, bereits am Vorabend deiner Hochzeit getan. Ich bin deine Frau, so lange du eine Frau gehabt hast.“
    In Temples Kopf wirbelten die Gedanken. Es war nur eine kurze Zeit der Werbung gewesen. Er hatte Lucy in jenen hektischen Tagen nach dem Erwerb seines Diploms im Jahre 1957 nur zwei Wochen gekannt; Außer diesen 14 kurzen Tagen war es Sophia gewesen, die er die ganze Zeit gekannt hatte.
    „Sophia, ich –“
    „Es gibt keine Sophia, nicht mehr.“
    Er hatte Lucy kaum gekannt, die wirkliche Lucy. Dieses Mädchen hier war seine Frau, war es immer gewesen. Waren die ersten 14 Tage mit Lucy mehr als nur ein Traum gewesen? Er bedauerte, daß Lucy gestorben war – aber die Lucy, die er für tot gehalten hatte, war Sophia, und diese war am Leben.
    Er nahm sie in die Arme und zerdrückte sie beinahe. Er hielt sie fest an sich gepreßt und küßte sie wild.
    Dies ist meine Frau, dachte er und erwachte auf seinen weißen Laken im Niemandsland.
     
    *
     
    „Ich bin wach“, sagte Temple.
    „Das sehen wir. Sie sollten es eigentlich nicht sein.“
    „Nein?“
    „Nein. Es folgt noch ein Traum.“
    Temple döste behaglich, merkte jedoch bald eine Bewegung. Sonderbar, daß ihn das gar nicht störte. Er war sowieso zu müde, um die Augen zu öffnen. Mochte doch geschehen, was geschah. Er wollte schlafen.
    Aber die Stimmen hielten an.
    „Dies ist doch höchst sonderbar. Sie sind schon einmal hier hereingekommen und –“
    „Ich bin Ihnen schon einmal nützlich gewesen, nicht war?“
    Diese zweite Stimme ist mir doch bekannt, dachte Temple.
    „Nun ja, aber was soll es jetzt?“
    „Bei Temple steht es jetzt 1:1. Beim zweiten Wettkampf war er der Sieger. Die sowjetische Wettkämpferin mußte ihm gewisse Informationen entlocken und sie ihrem Volk übergeben. Sie hat zwar die Informationen bekommen, aber irgendwie ist es Temple gelungen, ihren Entschluß zu ändern. Die Informationen haben nie ihren Bestimmungsort erreicht. Wie Temple es fertiggebracht hat, Gegenspionage zu treiben, weiß ich nicht. Aber er hat es getan und gewonnen.“
    „Das ist ja großartig! Aber was wollen Sie?“
    „Der letzte U.S.R.-Test ist kritisch. Wie kritisch, das kann ich Ihnen nicht sagen. Es reicht jedoch, wenn Sie wissen, daß Sie verlieren, gleichgültig, wie es Temple ergeht. Wenn die Russin Temple
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