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Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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Prolog
     
    Fertig . Im Feuerschein der Esse begutachtete Einar der Schmied sein Werk. Vorsichtig, fast schon zärtlich wiegte er die große zweiblättrige Axt in den schwieligen Händen. Ein Meisterwerk. Sein Meisterwerk. Soviel stand fest. Über ein Jahr hatte er an der Axt gearbeitet. Allein für den Stahl der Klinge brauchte er mehr als sechs Monate. Sechsundsechzigmal war er gefaltet worden. Und bei jedem Faltvorgang hatte er genau drei Tropfen der sonderbaren Flüssigkeit hinzugegeben, die er von Aelfjur dem Mystiker bekommen hatte. So war ein Metall entstanden, wie er es zuvor nicht kannte: härter als alles, das er jemals in seiner Schmiede verarbeitet hatte, und zugleich geschmeidig, um auch beim stärksten Aufprall nicht zu brechen. Mit dieser Klinge konnte man Haare und Felsen spalten.
    Einars Blick blieb an der Verzierung auf den Axtblättern hängen. In aufwändiger Kleinstarbeit hatte er ein hochkomplexes Muster aus ineinander und miteinander verwobenen Linien in das harte Metall geätzt. Betrachtete man das Muster etwas länger, schien es zum Leben zu erwachen, zog den Betrachter ganz in seinen Bann – fast so, als wollte es ihm etwas Wichtiges mitteilen. Faszinierend! Mit einem energischen Kopfschütteln riss der Schmied seinen Blick los. Schließlich gab es ja noch mehr zu bewundern. Der Schaft zum Beispiel bestand aus dem Stoßzahn eines Mammut-Garvs. Selbst hier oben im Norden gab es nur noch sehr wenige. Und der, der zu jenem Zahn gehörte, war einst ein besonders prächtiges Exemplar. Einar hatte einen Großteil des Schafts mit feinsten Intarsien aus Gold, Silber und winzigen Edelsteinen verziert. Tausendfach reflektierten sie das flackernde Licht, das vom Feuer in der Esse ausging.
    Den Knauf der Waffe hatte er aus massivem Silber gefertigt. Weitgehend schmucklos. Dennoch stellte auch er etwas ganz Besonderes dar. Sein Geheimnis steckte nämlich im Inneren des Schafts. Dort befand sich ein rund dreißig Zentimeter langer Dorn, mit dem der Knauf in den Schaft eingelassen worden war. Auf Aelfjurs Geheiß hin, hatte Einar den Dorn so geschmiedet, dass in der Mitte ein Hohlraum blieb. Diesen füllte der Mystiker mit einer milchig-weißen Flüssigkeit. Wie er sie dort hinein bekommen hatte, wusste Einar nicht. Doch sie befand sich jetzt dort und erfüllte die Axt auch von innen her mit Magie. Am anderen Ende des Schaftes – da, wo er in den stählernen Kopf mündete – war auf jeder Seite ein Rubin angebracht. Blutig rot glommen die Edelsteine. Vorboten des Todes, den die Waffe zweifelsohne über alle Gegner ihres Trägers bringen würde.
    Noch ein letzter Blick voller Stolz auf die Axt, dann wickelte Einar sie in eine weiche Decke und legte sie wie ein Baby in seine Armbeuge. Kurz darauf stand er vor der Tür der Schmiede und atmete die kalte klare Nachtluft ein. Einen Augenblick brauchte es, bis er sich an die frische kühle Luft gewöhnt hatte – wie immer, wenn er aus der heißen stickigen Schmiede ins Freie trat. Für einen kleinen Moment schaute der Schmied nach oben in den Himmel. Zwischen den Wolken schimmerten vereinzelt Sterne hindurch. Es roch nach Schnee. Im Dorf schliefen längst alle, von den Wächtern auf den Türmen einmal abgesehen. Nur im Haus des Häuptlings brannte noch ein Feuer. Und genau dorthin zog es ihn.
    Als er die Tür des großen Rundhauses öffnete schlug ihm ein süßlicher Geruch entgegen. An einem Tisch saß Häuptling Lasse, vor sich eine Schale mit erlesenen Früchten. Eine echte Kostbarkeit jetzt im Winter. Sündhaft teuer. Lasse trug noch nicht lange die Häuptlingswürde im Stamm. Als Gunnar, ihr alter Häuptling, vor gut zwei Jahren tödlich bei der Jagd verunglückte, hatte Lasse gleich die Führung des Stammes beansprucht. Und keiner wagte es, sich ihm entgegenzustellen. Denn er war nicht nur ein großer und starker Mann, sondern auch ein hervorragender Kämpfer. Keiner wollte sich freiwillig mit ihm duellieren müssen. Und letzten Endes gab Lasse einen ordentlichen Anführer ab. Nicht so besonnen und weise wie sein Vorgänger. Aber er war ja auch noch jung. Da konnte er in Zukunft noch vieles lernen. Eine imposante Erscheinung brachte er auf jeden Fall schon einmal mit. Sein langes blondes Haar erstrahlte im Schein der Kerzen. Es wirkte auf den ersten Blick fast schon wie die Aura eines Heiligen. Um die breiten Schultern hatte er einen Umhang gelegt, gefertigt aus dem Pelz eines mächtigen Polarbären, den er eigenhändig erlegt haben sollte.
    Neben dem
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