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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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ist. Sie ist sogar entschieden hoch.“
    „Na und?“
    „Weiter nichts – außer, daß dies darauf hindeutet, daß Sie eine wohlausgeglichene Persönlichkeit haben. Wir können Sie verwenden, Temple.“
    „Deshalb bin ich doch hier.“
    „Ich meine – anderswo. Der Mars ist nur eine Zwischenstation, Ausbildungslager für wenige Auserwählte. Es ist eine riesige Menge Verwaltungsarbeit erforderlich, um diese ganze Anlage hier in Gang zu halten, woraus sich der große Bedarf an Stationierungspersonal erklärt.“
    „Hören Sie, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen jetzt eine Frage stellte?“
    „Schießen Sie los!“
    „Worum geht es hier eigentlich?“
    „Temple, ich weiß es nicht!“
    „Sie – was?“
    „Ich weiß, daß Sie es nur schwer glauben können, aber ich weiß es wirklich nicht. Es gibt auch keinen anderen Menschen hier auf dem Mars, der die ganze Geschichte kennt – und auf der Erde gibt es gewiß ebenfalls keinen. Wir wissen genug, um das Ganze in Gang zu halten, und wir wissen, daß es wichtig ist, alles, jede winzige Einzelheit, die wir tun.“
    „Sie haben erwähnt, daß Männer für anderswo gebraucht werden. Wo?“
    Der Psychiater zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Irgendwo anders.“ Beredt spreizte er die Hände. „Jedenfalls geht es da um die Reise ins Niemandsland.“
    „Gewiß können Sie mir doch etwas mehr sagen als –“
    „Absolut nicht. Es ist nicht wahr, daß ich es nicht sagen möchte. Ich kann es nicht, weil ich es nicht weiß.“
    „Nun, noch eine Frage hätte ich gerne von Ihnen beantwortet.“
    Der Psychiater zündete eine Zigarette an und schmunzelte. „Sagen Sie mal, wer interviewt hier eigentlich wen?“
    „Ich glaube, diese Frage können Sie mir beantworten. Ich habe einen Bruder, Jason Temple. Er wurde vor fünf Jahren auf die Reise ins Niemandsland geschickt. Ich möchte gerne wissen –“
    „Das ist also einer der Faktoren in Ihrem Psychograph, über den wir uns nicht schlüssig werden konnten – Besorgnis um Ihren Bruder.“
    „Ich bezweifle es“, zuckte Temple die Achseln. „Es ist wahrscheinlicher, daß sich meine Sorgen um meine Verlobte drehen.“
    „Das ist einleuchtend. Sie wollten heiraten?“
    „Ja“, entgegnete Temple mit Bitterkeit in der Stimme.
    „Das schmerzt am meisten … Nun, ja, ich kann feststellen, wo Ihr Bruder sich aufhält.“ Der Psychiater drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. „Jamison, stellen Sie doch einmal fest, was Sie über Temple, Jason, Jahr –“
    „1987“, warf Temple ein.
    „1987 feststellen können. Wir werden warten.“
    Nach kurzer Zeit erklang leise eine metallische Stimme: „Temple, Jason. Ankunft: 1987. Psychograph: 115-bl2. Intelligenz: 98. Physische Kondition: gut bis ausgezeichnet. Ausbildung: 2 Jahre. Einschiffung: 1989.“
    Jase war also eingeschifft worden nach dem Niemandsland.
    „Eines Tages werden Sie in die Fußstapfen Ihres Bruders treten, Temple. Jetzt jedoch muß ich Ihnen etliche hundert Fragen stellen, die ich Sie zu beantworten bitte.“
    Der Psychiater hatte nicht übertrieben. Mehrere Stunden der Befragung folgten.
    Als Temple es endlich hinter sich hatte, verließ er das Büro des Psychiaters verwirrter denn je.
     
    *
     
    „Guten Morgen, mein Kind. Sie sind Stephanie Andrews?“
    Stephanie, die auf das Klingeln hin ihre Wohnungstür geöffnet hatte, sah eine kleine Frau mittleren Alters mit leicht ergrautem Haar und freundlichem Gesicht vor sich stehen. „Das stimmt. Wollen Sie nicht eintreten?“
    „Danke. Ich vertrete die Liga der Vollkommenen Emanzipation, Miß Andrews.“
    „Liga der Vollkommenen Emanzipation? Oh, das hat wohl etwas mit Politik zu tun? Wirklich, ich interessiere mich nicht sonderlich dafür.“
    „Das ist ja gerade das Schlimme“, erklärte die ältliche Frau. „Zu viele von uns sind nicht an Politik interessiert. Ich möchte gerne mit Ihnen über die L. V. E. sprechen, meine Liebe, wenn Sie mir einige Minuten Gehör schenken wollen.“
    „Bitte!“ sagte Stephanie. „Darf ich Ihnen ein Glas Sherry anbieten?“
    „Schon am Morgen?“ lächelte die Frau.
    „Entschuldigen Sie, nehmen Sie es mir bitte nicht übel. Mein Verlobter ist gestern weggegangen, hat endgültig von mir Abschied genommen. Er – er hat sich auf die Reise ins Niemandsland eingeschifft.“
    „Das ist mir bekannt. Gerade deshalb bin ich ja jetzt bei Ihnen. Meine Liebe, die L. V. E. möchte nicht gegen die Regierung ankämpfen. Wenn die Regierung den
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