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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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ziehen Sie sich aus, und gehen Sie weiter, Genossin.“ Der nervöse, kleine Mann schätzte sie ab, dachte sie.
    „Dann muß ich einen Teil meiner eigenen Kleidung behalten“, sagte sie zu ihm.
    „Unmöglich, ich habe meine Befehle.“
    „Ich bin eine Frau.“
    „Sie sind eine Freiwillige für den Stalin-Treck. Sie werden kein persönliches Eigentum mitnehmen – keine Kleidung. Ziehen Sie sich aus, und gehen Sie bitte weiter.“
    Sophia errötete leicht, als die Männer hinter ihr zu rufen und zu sticheln begannen.
    „Mir gefällt dieser Stalin-Treck!“
    „O ja!“
    „Wir warten gerne, Genossin.“
    Schnell und mit nüchterner Sachlichkeit, die sie selbst überraschte, zog Sophia ihre Bluse und ihren Rock aus. Dann hatte sie mit einer schnellen Bewegung die weißen, kurzen Hosen über ihre Blöße gezogen. Sie trug noch immer einen Büstenhalter.
    „Alle persönlichen Effekten, Genossin.“ Der kleine, nervöse Mann sprach wieder.
    „Nein“, erklärte ihm Sophia.
    „Aber ja. So lautet der Befehl. Der Stalin-Treck verlangt schnellen und prompten Gehorsam.“
    „Dann geben Sie mir noch ein weiteres Kleidungsstück.“
    Der Mann blickte auf Sophias Büstenhalter. Er zuckte die Achseln. „Wir haben keine“, erklärte er.
    Als Sophia sich für den Stalin-Treck freiwillig gemeldet hatte, war sie in den Bereich des Mannes eingedrungen. Nun mußte sie die Konsequenzen ziehen.
    Schnell hob sie eine Hand und löste den Büstenhalter, hielt ihn jedoch mit der freien Hand fest. Sie packte ein Paar weiße Shorts, zerriß sie schnell mit ihren starken Fingern und machte daraus eine grobe Bedeckung für sich. Diese legte sie um sich und befestigte sie sicher mit einem Knoten am Rücken.
    „Sie müssen mir das wieder zurückgeben“, erklärte der nervöse, kleine Genosse.
    „Dagegen wette ich einen Samowar“, erwiderte Sophia ruhig, so daß nur dieser Mann sie hören konnte.
    Er streckte die Hand aus, als wollte er ihr den behelfsmäßigen Büstenhalter vom Körper reißen, aber Sophia kam ihm halbwegs mit ihren starken, schlanken Fingern entgegen, legte sie um seinen Bizeps und drückte zu. Das Gesicht des Kleinen wurde schneeweiß, als er vergeblich versuchte, den Arm zu befreien.
    „Bitte, das tut weh.“
    „Ich behalte, was ich trage.“ Sie verstärkte ihren Griff.
    Der Mann unterdrückte nur mit Mühe ein gequältes Wimmern.
    „Narr!“ sagte Sophia. „Ihr Arm wird eine Woche lang schwarz und blau sein. Während ihr Männer weichlich und faul wendet, nehmen viele der Frauen ihre Leibesertüchtigung ernst, besonders wenn sie ihre Figur erhalten wollen. Ich bin stärker als Sie, und ich werde Ihnen wehtun, wenn Sie nicht –“ Und ihre Hand spannte sich noch fester um den schlaffen Arm.
    „Behalten Sie, was Sie anhaben, und gehen Sie weg!“ bettelte der Mann und stöhnte leise, als Sophia seinen gefühllosen Arm losließ und durch die Türe ging, wobei immer noch Pfiffe und Spottrufe von den übrigen Männern, die den Zwischenfall gar nicht bemerkt hatten, auf sie herabprasselten.
     
    *
     
    „Wir sind auf dem Mars!“
    „Es ist also doch nicht das Niemandsland. Es ist der Mars.“
    „Tee trinken und abwarten, Mann. Abwarten und zusehen.“
    „Etwas kalt hier, nicht wahr? Wenn dies die Venus wäre und einige von jenen schönen, einarmigen Damen auf uns warten würden.“
    „Das ist doch nur die Statue der Venus von Milo, du Dummkopf.“
    „Schau dir doch alle die Leute dort draußen an. Siehst du sie?“
    „Du glaubst, es sind Marsianer?“
    „Blödling! Wir sind nicht die Ersten, die auf die Reise ins Niemandsland gegangen sind.“
    „Worauf warten wir eigentlich? Es wird bestimmt herrlich sein, wieder einmal die Beine strecken zu können.“
    „Los, laßt uns gehen!“
    „Paß auf, Mars, hier komme ich.“
    Es wäre gerade das Richtige für eine dieser Hollywood-Schnulzen gewesen, dachte Temple. Die rostrote und ockerfarbene Leere, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont ausdehnte und nur ab und zu mit blaßgrünen und frostig-weißen Flecken durchbrochen war, der Himmel, der grau und nur mit einer winzig bläulichen Tönung darüberstand, die fernen Staubwirbel, die vor dem Marswind in ockerfarbigen Wolken über die Wüste fegten, das gelandete Raumschiff, eine große, silberne Kugel mit Raketendüsen, und die Marsianer von der Erde, die hier auf dieser fremden Welt bereits seit 780 Tagen oder zweimal oder auch dreimal 780 Tagen waren und die mit wildem Eifer darum kämpften,
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