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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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Schnarchen.
    Arkalions seltsame Tat – oder seine eigene überspannte Phantasie, dachte Temple spöttisch – war jedoch für eines gut: Sie lenkte seine Gedanken von Stephanie ab. Die Tage vergingen in endloser, monotoner Routine. Er entlieh einige Bücher aus der Bibliothek des Schiffes und blätterte sie durch. Es gelang ihm sogar, ein Buch zu entdecken, das sich mit traumatischer Katalepsie befaßte, und in dem zu lesen stand, daß ein schwerer emotionaler Schock einen Menschen in eine solch tiefe Trance versetzen konnte, daß ein Leichenbeschauer ihn versehentlich für tot erklärte. Aber was war die ernste emotionale Störung bei Arkalion gewesen? Konnten die Auswirkungen der Schwerelosigkeit sich in seltenen Fällen auf diese Weise äußern? Temple wußte es natürlich nicht. Aber er beschloß, es herauszufinden und zwar nach Ankunft an ihrem Ziel.
    Eines Tages, es waren drei Wochen seit ihrem Start vergangen, wurden sie alle zu einer Versammlung in den größten Raum des Schiffes gerufen.
    Der stets gegenwärtige Lautsprecher begrüßte sie. „Guten Tag, Leute.“
    „Guten Tag, Mac.
    Schieß’ schon los!“
    „Klingt so, als wäre es der Gleiche, der schon in White Sands zu uns gesprochen hat“, sagte Temple zu Arkalion.
    „Wahrscheinlich ist es ein Tonband, hör mal.“
    „Unser Ziel, wie ihr wahrscheinlich schon in Zeitungen und Magazinen gelesen haben werdet, ist der Planet Mars.“
    Gemurmel in der Menge, kaum Zeichen der Überraschung.
    „Für die meisten von euch wird der Mars für viele Jahre ein dauernder Aufenthaltsort sein.“
    „Die meisten von uns?“ verwunderte sich Temple laut.
    Arkalion legte ruheheischend einen Finger auf die Lippen.
    „… bis zum Zeitpunkt, da ihr gemäß dem Ablösungsplan zurückgeschickt werdet.“
    Temple hatte sich bereits an die Pfiffe und Pfui-Rufe gewöhnt. Er verspürte beinahe den Drang in sich, in diese Rufe einzustimmen.
    „Interessant!“ bedeutete Arkalion.
    „In White Sands hatte man doch behauptet, man kenne das Ziel nicht. Die Burschen hatten es sehr wohl gekannt: Den Mars. Jetzt aber sagen sie, daß nicht alle von uns auf dem Mars bleiben werden. Höchst interessant.“
    „… weitere Vorbereitung für unsere Aufgabe, bald nach unserer Ankunft auf dem roten Planeten. Die Landung wird weniger körperliche Beanspruchungen mit sich bringen als der Start von der Erde zur Raumstation, denn der Mars übt eine geringere Anziehungskraft aus als die Erde. Andererseits seid ihr mehr als drei Wochen lang schwerelos gewesen, und es kann sein, daß durch diesen Wechsel einige von euch krank werden. Es wird jedoch schnell vorbeigehen.
    Wir sind uns durchaus bewußt, daß es euch schwer ist, von daheim losgerissen zu werden, ohne die Natur eurer dringenden Aufgabe zu kennen. Aber das ist alles, was ich euch jetzt sagen kann – und tatsächlich ist es alles, was ich weiß.“
    „Da haben wir es schon wieder“, sagte Temple. „Noch mehr Rätsel.“
    „Geht nur wieder in eure Kabinen, Leute. Wenn die Wachen kommen, werden sie nachsehen, daß sich auch jeder ordentlich auf seiner Koje festgeschnallt hat. Die Verzögerung beginnt in 27 Minuten.“
    Mars, dachte Temple, als er mit Arkalion wieder in der Kabine angelangt war. Mars. Er fühlte sich wie ein Mann, der weiß, daß er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muß.
    Die Verzögerung trat prompt ein. Ehe sein Gesicht sich verzerrte und der Druck vierfacher Schwerkraft ihm die Augen schloß, hatte Temple noch ausreichend Zeit, um den Ausdruck völliger Unbekümmertheit auf Arkalions Gesicht zu bemerken. Arkalion schlief sogar.
    Er schlief ebenso vollkommen entspannt wie an jenem Morgen, als Temple ihn für tot gehalten hatte.

 
4. Kapitel
     
    „Petrovitch, S. A.!“ rief der Genosse, der am Kopf der langen Schlange stand, ein schmaler, nervöser Mann, der umeinen Kopf kleiner als das Mädchen war. Sophia Androvna Petrovitch trat vor, nahm ein Paar der sauberen weißen Hosen von dem ordentlich geschichteten Stapel zu ihrer Linken.
    „Ist das alles?“ fragte sie und blickte ihn an.
    „Ja, Genossin.“
    Ohne die geringste Verlegenheit hatte Sophia die Männer vor ihr in der Schlange sich entkleiden und die weißen, kurzen Hosen anziehen sehen, ehe sie durch eine Tür verschwanden, vor der sie ihre anderen Kleider auf einen stetig wachsenden Stapel auf den Boden warfen. Jetzt aber war Sophia nach beinahe zweistündigem Warten an der Reihe.
    „Ist das alles?“ wiederholte sie.
    „Gewiß,
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