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0373 - Blütenjagd im Niemandsland

0373 - Blütenjagd im Niemandsland

Titel: 0373 - Blütenjagd im Niemandsland
Autoren: Blütenjagd im Niemandsland
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Noch zehn Minuten bis zum Mord!
    Tony Rotondo schlug das Steuer des Lincoln nach rechts ein. Über buckliges Pflaster ging es leicht bergab. Die Luft roch nach Öl, Benzin, Fisch und Meer. Irgendwo in dem sternklaren Abend tutete eine Schiffssirene dumpf.
    Vor Rotondo lag der lange, einsame Kai. Rechts, zur Landseite hin, standen schwarze Schuppen wie vorsintflutliche Tiere.
    Hinter dem dritten Schuppen bog das Auto in eine Durchfahrt ein. Im abgeblendeten Licht der Autoscheinwerfer glühten die grünen Augen einer Katze auf.
    Rechts tauchte ein altes, verfallenes Holzhaus auf. Hinter den erblindeten Fenstern schimmerte kein Licht. Der blanke Halbmond hatte keine Chance, sich in dem Glas widerzuspiegeln.
    Der Wagen hielt vor dem Haus.
    Tony Rotondo drückte die Scheinwerfertaste, kletterte aus dem Auto und lauschte.
    Dann ging er langsam auf das Holzhaus zu, er zog die Tür auf, und verschwand im Innern.
    Er stellte sich vor das Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit. Hastig kramte er in seiner Tasche nach Zigaretten.
    Aus den Büschen am Hügel löste sich eine schwarze Gestalt. Sie näherte sich mit schnellen, lautlosen Schritten.
    Vor Rotondos Wagen blieb sie stehen.
    Als das Streichholz aufflammte, mit dem Rotondo eine Zigarette anzünden wollte, wurde er für Sekundenbruchteile geblendet. Ein Schuss peitschte auf, Glas splitterte, und Rotondo spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust.
    Für Sekunden erstarrte Tony Rotondos Gestalt hinter der zerschossenen Scheibe. Dann sackte er in sich zusammen.
    Der Pistolenmann stand still und lauschte, dann huschte er schnell zur Tür. Plötzlich zuckte er zusammen.
    Am unteren Ende des Steinweges hörte er Schritte.
    Der Mann an der Tür verharrte wie ein Reh, das den Jäger wittert.
    Eine Hand verschwand in der Tasche.
    Im gleichen Augenblick tauchten in dem hellen Rechteck am Anfang des Weges zwei Wachmänner auf. Eine Sekunde standen sie still. Dann kamen sie in schnellen Trab auf den Wagen zugelaufen.
    Der Pistolenschütze machte einen großen Sprung und hetzte schnell zum Hügel hinter dem Holzhaus hinüber, wo er verschwand. Die Nacht verschluckte ihn.
    Die beiden Wachmänner erreichten keuchend den Wagen. »Hier muss es gewesen sein«, sagte einer von ihnen. Eine Taschenlampe blitzte auf.
    »Sieh mal«, rief der andere und leuchtete die zerschossene Scheibe an.
    Der eine zog die Dienstwaffe. Sie drangen gemeinsam in das Haus ein.
    Tony Rotondo lag auf dem Rücken. Die Augen starrten in das Licht der Taschenlampe. Augen, die nicht mehr sehen konnten.
    ***
    »Was sagen Sie?«, rief James Harding in die Sprechmuschel des Telefons. »Erschossen?«
    Captain Harding lauschte in den Hörer.
    Ich sah Phil an. Wir konnten nicht verstehen, was der Anrufer Captain Harding erzählte. Doch Hardings Gesicht war plötzlich wie aus Stein gehauen.
    »Also gut«, hörte ich Captain Harding sagen, »bleiben Sie dort. Wir kommen.«
    Er wollte auflegen, doch der andere rief ihm noch etwas über den Draht zu.
    Phil und ich saßen an dem Abend im Hauptquartier der City Police von Baltimore, um einen Rauschgiftfall zu klären.
    Das war uns vor etwa einer Stunde gelungen, und wir saßen gerade beim Abschiedsgespräch, als das Telefon zu rasseln begann.
    Als Captain Harding aufgelegt hatte, sah er uns nachdenklich an.
    »Ich glaube, ich brauche euch noch«, sagte er dann mit seiner harten Stimme.
    »Du kannst dich wohl nicht von uns trennen, Captain? Um ehrlich zu sein, ich möchte ganz gern nach Manhattan zurück.«
    »Kommt mit und seht euch die Bescherung an«, meinte Harding nur.
    »Willst du uns nicht wenigstens sagen, was passiert ist, James?«, wollte ich wissen.
    »Im Hafen, in einem alten, verfallenen Holzhaus wurde ein Mann erschossen. Zwei Hafenwachmänner hörten die Schüsse und fanden einen Toten.«
    »Das sieht nach Arbeit für die City Police aus, James«, wandte ich ein.
    »Man kann nie wissen. Auf jeden Fall könnt ihr mitkommen.«
    »Natürlich«, sagte Phil.
    Da wussten wir noch nicht, wie schnell wir in einen heißen Fall hineinschlittern würden.
    ***
    Das Blitzlicht des Fotografen zuckte wiederholt auf. Die Spurensucher waren an der Arbeit. Zwei starke Scheinwerfer standen in dem alten Holzhaus, das grelle Licht beleuchtete die Szenerie, in der ein Toter die Hauptrolle spielte.
    »Tony Rotondo«, sagte Harding zu mir, »ist mir bekannt. Er wurde schon einige Male wegen Rauschgiftschmuggel bestraft. In letzter Zeit haben wir aber nichts mehr von ihm
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