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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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fliegen.«
    »Der Mond, so hört man allenthalben, soll ein recht ungastliches Klima aufweisen. Kalifornien hingegen …«
    »… ein erfreulich sommerliches.«
    Ein Sonnenstrahl fiel durch die bodentiefen Fenster des Gartenzimmers, und die Blüten der goldgelben Chrysanthemen davor leuchteten auf.
    »Vielleicht werde ich den Herbst und den Winter vermissen.«
    »Vielleicht werden Sie die Erdbeeren im Februar lieben und den Wein, der dort angebaut wird. Ich will Ihnen kein Wunderland vorgaukeln, Emmalou. Auch im kalifornischen Paradies lauern Schlangen. Gerade in diesem Sommer hat es ein gewaltiges Erdbeben gegeben, morgens liegt oft Nebel über dem Land. Dafür gibt es selten heftige Stürme, und Schnee sieht man tatsächlich nur alle paar Hundert Jahre dort. Ihre hübsche englische Aussprache wird man zwar bewundern, aber Sie werden lernen müssen, sich mit dem amerikanischen Idiom anzufreunden. Und es wäre sicher nicht schlecht, auf ein paar Kenntnisse des Spanischen zurückgreifen zu können.«
    Will hielt noch immer meine Hand, stetig, ohne Druck, zuverlässig.
    »Die Pazifikküste soll sehr schön sein«, sagte er, und ich hörte Sehnsucht in seinen Worten.
    Sie hatten mich ja schon überzeugt, aber da ich für einen Augenblick so intensiv an meine Mutter gedacht hatte, blieb noch eine Frage offen.
    »Was, Frau Heinemann, werden Ihre Söhne dazu sagen?«
    »Sie freuen sich darauf, Sie kennenzulernen. Wir haben in den letzten Tagen etliche Kabel gewechselt, in denen ich ihnen die Situation hier darstellte und von meiner unerwartet erfreulichen Begegnung mit einer jungen Hotelière berichtete.«
    »Dann … ja, dann sollten wir wohl in den nächsten Tagen die vertraglichen Dinge regeln, Frau Heinemann.«
    Wills Hand drückte leicht zu, gab die meine dann frei, und ich ergriff die von Frau Heinemann ausgestreckte.
    »Sarah bitte, Emmalou. Und – ich freue mich ganz außerordentlich, dass ich Sie gewinnen konnte. Wir sehen uns dann im März in New York.«
    Manche Türen waren zugefallen, aber die Tore zur Neuen Welt waren aufgesprungen.
    Und ich hatte einen Begleiter gefunden, der sie mit mir durchschreiten würde.

74. DIE MAURETANIA LEGT AB
    And the star-spangled banner in triumph shall wave
    o’er the land of the free and the home of the brave!
    Star-Spangled Banner
    H inter der langen, schwarzen Rauchfahne des Schleppers flatterte eine Schar Möwen her. Zwei Fischerboote dampften an ihm vorbei, kreischend stürzten die Vögel sich auf die Netze. Weit draußen auf See schob sich ein Frachtschiff auf den Hafen zu.
    Will Marten lehnte sich an die Reling und sah über das Wasser.
    Ein ganzes Meer trennte ihn noch von der Zukunft, der er mit freudiger Erwartung bereit war entgegenzusehen.
    Neben ihm stand Emmalou, ihre Haare wehten in der kühlen Brise um ihr Gesicht, und ihre Wangen waren gerötet. Ihre rechte Hand lag auf seiner linken, und der goldene Ring funkelte im Sonnenlicht. Am Kai des Kaiserhafens von Bremerhaven standen ihre Freunde und winkten ihnen einen letzten Gruß zu. In den vergangenen Tagen hatten sie sich alle noch einmal in Godesberg getroffen, um Abschied von den Auswanderern zu nehmen. Die Fitzgeralds, Greg mit ChiChi und ChouChou, Annalisa und ihr Mann mit Hans, Berte aus Berlin hatte Fritz mitgenommen, und sogar Donny Dorsch hatte sich eingefunden.
    Die Schiffssirene tutete, die Maschinen vibrierten, langsam löste sich das große Schiff vom Kai.
    »Ob wir sie wohl wiedersehen werden, Will?«
    »Warum nicht? Amerika liegt nicht aus der Welt, und wenn mich nicht alles täuscht, werden Chester und Beau alles daransetzen, eine Fluglinie über den Atlantik zu gründen.«
    »Du hast recht. Fritz wird womöglich als Mechaniker anheuern oder sich als blinder Passagier an Bord schmuggeln.«
    »Die Reisen werden kürzer und schneller. Auch wir werden hin und wieder nach Deutschland zurückkommen. Hast du Angst?«
    »Ein bisschen. Aber es fühlt sich nicht schlecht an.«
    Noch einmal tutete es, und der Abstand zwischen dem Kai und ihnen verbreiterte sich. Der Wind wehte ihnen ein lautes Singen zu.
    »The bells of hell go ting-a-ling-a-ling
    For you and not for me!«
    »Verrückte Hunde!«
    Emma lachte und sang mit.

NACHWORT
    D as Jahr 1925 war ein ereignisreiches, und es lag mitten zwischen der großen Geldvernichtung 1922/23 und der dräuenden Weltwirtschaftskrise 1929. Es war Nachkriegszeit, und in Deutschland rappelte man sich gerade eben wieder auf. Doch die Wunden, die der Große Krieg
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