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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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uns bereits am Bahnsteig. Und es war, als ob wir die verlorenen Kinder waren, die heimkehrten.
    Das Hotel war beinahe ausgebucht, und so übernahmen Hans und ich schon gleich am nächsten Tag alle möglichen Arbeiten. Sie gingen mir erstaunlich leicht von der Hand. Zwischendurch erzählten wir, hörten zu, suchten Erklärungen, fanden einige, spekulierten über andere. Ich schrieb Will einen langen Brief und erhielt einen kurzen. Er kündigte sein Kommen für den neunzehnten Oktober an.
    Und versprach große Neuigkeiten.
    Verschwieg aber, welche, der miese Kerl.

72. TILMANNS PLÄNE
    Eine Chance zu sehen, ist keine Kunst.
    Die Kunst ist, eine Chance als Erster zu sehen.
    Benjamin Franklin
    W ill packte, nachdem Emma mit Fritz abgereist war, ebenfalls seine Sachen zusammen, eine weitere Übernachtung im Adlon auf eigene Kosten wollte er nicht in Kauf nehmen. Das Preisgeld hatte zwar eine erfreuliche Auffrischung seines Kontos verursacht, aber zu verprassen hatte er nichts. Er wollte sich eine kleine Frühstückspension suchen und dann seine Angelegenheiten ordnen. Dazu gehörte auch seine offizielle Rückkehr als Will Marten. Mit den Unterlagen, die Emma ihm gegeben hatte, würde er neue, nun wirklich echte Papiere beantragen können. Außerdem würde es im Fall Thalheimer noch Aussagen und Klärungen geben. Möglicherweise musste er vor Gericht als Zeuge auftreten.
    Er hatte seinen Seesack gepackt, der Page schleppte sich damit zum Aufzug ab, und er wollte unten an der Rezeption eben seine Abreise regeln, als Frank Tilmann ihn ansprach.
    »Verlassen Sie uns noch nicht, MacAlan. Ich hätte gerne noch ein paar Worte mit Ihnen gewechselt.«
    Es war Teatime, wie er sagte, und Will folgte ihm in den Wintergarten, während der Page sein Gepäck in einem Nebenraum verstaute.
    »Der Verlauf der Rallye entsprach Ihren Vorstellungen, Mister Tilmann?«, fragte Will, als sie an einem kleinen, rosa gedeckten Tisch hinter Palmen Platz nahmen.
    »Die Verluste an Mensch und Material keinesfalls, aber damit wird man im Straßenverkehr immer leben müssen. Immerhin hat es zu einigen neuen Erkenntnissen bei verschiedenen Herren und Institutionen geführt. Der Automobilclub denkt über stärkere Investitionen beim Straßenbau nach, Verkehrsregeln werden neu überdacht, und vielleicht fängt auch der eine oder andere Automobilbauer an, den Sicherheitsaspekt in der Fahrzeugkonstruktion mehr zu berücksichtigen.« Dann lächelte Tilmann. »Ich habe jedenfalls mein Ziel erreicht und Verträge über eine Tankstellenkette abgeschlossen, die Pennyoil beliefern wird.«
    Ein Kellner trat an den Tisch, und Tilmann bestellte den klassischen Five o’Clock Tea.
    »Ein Erfolg, ohne Zweifel. Die Automobilfahrer werden es begrüßen.«
    »Es war eine clevere Idee meiner Tochter. Sie hat diese ganze Chose im vergangenen Jahr ausgeheckt. Zunächst war ich gar nicht so begeistert davon – ich bin einst nicht eben mit freundlichen Gefühlen von Deutschland aufgebrochen.«
    »Ich hoffe, sie sind jetzt milder geworden?«
    »Die Eifel ist ein Gebiet, das mir noch immer Grauen verursacht, Mac. Aber Paris, Köln und Berlin sind interessante Städte.«
    Tee und eine Etagere mit Früchtebrot und Sandwiches wurden serviert, und beide Männer schwiegen. Will trank einen Schluck des sehr schwarzen Tees und konnte ein leichtes Schütteln nicht unterdrücken. Tilmann lachte.
    »Kein Schotte würde je ein solches Gesicht ziehen. Geben Sie etwas Milch in die Brühe, dann ist sie auch für Ihren verwöhnten Gaumen genießbar.«
    »Der pellt einem ja die Haut von der Zunge«, murmelte Will und füllte die halbe Tasse mit Milch.
    »Und nun, junger Mann, wer sind Sie?«
    »Wilhelm Marten, für meine Freunde Will. Soeben wiedergeboren, denn Fräulein Emmalou Schneider hat meine persönlichen Papiere aufgetrieben. Man hat mich als gefallen gemeldet, aber meine Freunde haben meine privaten Unterlagen aufgehoben.«
    »Fräulein Schneider wusste also die ganze Zeit von Ihrem Doppelleben?«
    »Nein, ich habe sie erst in Köln wiedergesehen. Sie und ihre Familie hielten mich für gefallen. Ich habe mich nie bei ihnen gemeldet. Aus verschiedenen Gründen.«
    »Schmerzlichen, vermute ich.«
    Tilmann nahm ein Gurkensandwich, betrachtete es misstrauisch und biss dann hinein. Will nahm ebenfalls eines und kostete es.
    »Schmerzlich, ja. Sagen Sie, warum belegt man weiße Pappe mit wässrigen Gurkenscheiben, Mister Tilmann?«
    »Fragen Sie mich das nicht. Fragen Sie das Ihre
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