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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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geschlagen hatte, waren noch allgegenwärtig, und Narben, innere wie äußere, plagten die Menschen.
    Trotz allem nennt man die Zeit die »Goldenen Zwanziger«, und sie war geprägt durch überschäumende Lebenslust, mit der, so ahnt man heute, Vergessen gesucht wurde.
    Wilde Musik, wilde Tänze – Shimmy und Charleston, sinnlicher Tango – hatten die steifen Vorkriegstänze abgelöst, bunte Cocktails wurden gemischt, es wurde gekokst, ohne an die Folgen zu denken, und die Kleider wurden kürzer und flattriger. Frauen hatten erstmals an Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit gewonnen. Ein besonderes Phänomen waren die Flappers, modische, heftig geschminkte junge Damen, denen kein Abenteuer zu bunt war.
    Die Technik hatte sich weiterentwickelt, und hier sei aus gegebenem Anlass vor allem der automobilistische Fortschritt erwähnt.
    Unzählige Werkstätten und Firmen produzierten Fahrzeuge, viele der damals bekannten Namen sind heute verschwunden, einige haben bis jetzt überlebt, ja sogar einen Triumphzug angetreten.
    In Frankreich hatte Citroën seine große Stunde, denn die kleinen Fahrzeuge – immer gelb lackiert – wurden nach amerikanischem Vorbild am Fließband montiert und waren somit erschwinglich. Auch Peugeot produzierte in Massenfertigung, ebenso Renault. Amilcar baute Rennsemmeln. In Großbritannien blühten wunderliche Automobiltypen auf und verschwanden auch wieder. Geblieben sind die Nobelmarken Rolls-Royce, Bentley, Austin … Morris war eines der erschwinglichen Fahrzeuge und wurde in großer Menge hergestellt. Italien prunkte schon damals mit den schnellen Sportwagen, Fiat ging in die Massenfertigung.
    In Deutschland führten Benz und Daimler, Stoewer und Horch, in der Luxusklasse der Maybach. Die Winzlinge Opel-Laubfrosch und Hanomag, das Kommissbrot, waren die »Volks«-Wagen. Ford begann tatsächlich im Januar 1926 in Berlin-Moabit mit der Fertigung des Modell T, der Blechliesel. Das amerikanische Auto, das robust und billig war, wenn auch alles andere als elegant.
    Zuvor hatte man die Tin Lizzy aus den Vereinigten Staaten eingeführt, und wirklich hat ein solches Modell 1925 unter schaurigen Umständen das Eifelrennen gewonnen.
    Überhaupt – Rennen und Rallyes! Bei Ersteren ging es um Geschwindigkeiten und neue Rekorde. Bekannt waren die Rennen von Targa Florio und die 24 Stunden von Le Mans, aber auch die Avus in Berlin hatte vor dem Ersten Weltkrieg mehrere Rennen gesehen.
    Bei den Rallyes ging es um die Belastbarkeit der Fahrzeuge in unterschiedlichen Situationen. Die bekannteste ist sicher die Rallye Monte Carlo, aber es gab auch viele weitere Veranstaltungen dieser Art. Die hier genannte ist meine Erfindung, basiert aber auf Artikeln historischer Automobilzeitschriften, die wortgewaltig über derartige Fahrten berichten. Die Bügeleisen in der Kurve sind darin belegt …
    Es ging um Leistung von Motoren und Menschen, um Sicherheit ging es nicht. Sowohl bei Rennen als auch bei Rallyes waren immer Tote zu beklagen. Man nahm die verheerenden Unfälle billigend in Kauf.
    Die Grundsteinlegung zur wohl bekanntesten und berüchtigtsten Rundstrecke, dem Nürburgring, fand am 25. September 1925 statt.
    Auch weitere verkehrsrelevante Entwicklungen fallen in jene Zeit. So wurden etwa die ersten Tanksäulen errichtet, lockerten sich die Vorschriften für den Flugverkehr in Deutschland, der durch die Siegermächte eingeschränkt war, wurde tatsächlich von der Reichswehr die Vorgabe nach einheitlichen Fahrzeugen gemacht, und Benz und Horch wetteiferten mit Prototypen. Wie weit dabei ein Oberst sich bestechen ließ, ist nicht belegt und entspringt meiner bösartigen Fantasie.
    Und noch mehr war es ein glücklicher Fund bei meiner Recherche, dass just im Dezember 1925 in San Luis Obispo das erste Motel »Milestone«, von dem Architekten Arthur Heinemann entworfen, eröffnet wurde.
    Madame Heinemann aber ist meine Erfindung, ebenso wie das kleine Kurhotel in Godesberg.
    Abd el Krim und seine Rif-Kabylen kämpften mutig gegen Franzosen und Spanier, die Letzteren haben sich besonders in Marokko danebenbenommen und mit Giftgas ganze Landstriche entvölkert. Abd el Krim hatte etliche europäische Berater beschäftigt, die sich mit Straßenbau und Kommunikationstechnik befassten. Er selbst besaß einen Turcat-Mery, einen Renault und einen Ford T. Ob er diesen je verschenkt hat, ist nicht belegt.
    Das Lager Staumühle wurde ebenfalls Mitte 1925 als Kinderlager eröffnet und bot in den Jahren darauf den
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