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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Schatten. Vor einer Toreinfahrt, über der ein rostiges Schild auf die Garage Letellier verwies, hielt er an.
    Hämmern und Klirren klangen aus dem Hinterhof und versicherten ihm, dass hier tatsächlich noch gearbeitet wurde. Mochte der Eingang auch schäbig sein, die zunehmende Menge an Automobilen schien dem Mechaniker ein gutes Geschäft zu sichern.
    »Pass du auf das Auto auf«, sagte Mac zu Hans und stieg aus. Er trat in den Hof, in dem es nach Schmieröl und Lack, Gummi und Knoblauch roch. Ein Mann schraubte an einem Chassis herum und sah, als Mac sich räusperte, über die Schulter zu ihm hin. Einen Augenblick stutzte er, dann schob er die Kappe aus der Stirn und wischte sich die ölige Hand an einem Lappen ab.
    »Monsieur André Letellier?«
    »Der Nämliche. Und Sie? Mon Dieu! Sie? Du? MacAlan?«
    »Der Nämliche.«
    »Nun, das nenne ich eine Überraschung. Genug von Kameldung und Wüstensand?«
    »Mehr als genug.«
    »Du siehst mager aus.«
    Mac hob die Schultern. Er war abgemagert, und selbst das reichliche Essen auf dem Dampfer hatte nur wenige Spuren hinterlassen.
    »Suchst du Arbeit?«
    »Vielleicht. Aber erst mal brauche ich einen Platz für meinen Wagen.«
    »Aha, einen Wagen besitzt Monsieur.«
    »Ford, Modell T.«
    Letellier rümpfte die Nase.
    »Für ein paar Tage. Wir sind eben erst eingetroffen.«
    »Bring ihn rein.«
    Mac nickte und sah sich um. Unter einem baufälligen Holzschindeldach standen zwei Fahrzeuge von Planen verhüllt. Daneben schien noch Platz für seinen Wagen zu sein. Er verließ den Hof, um mit Hans und dem Ford zurückzukommen. Letellier strich neugierig um ihn herum, als er ausstieg.
    »Zwei Tage umsonst, dann zahlst du Miete.«
    »In Ordnung. Wir brauchen eine Unterkunft. In der Nähe.«
    »Versuch es bei Henriette Malgres. Hat, nachdem ihr Mann auf See geblieben ist, eine Pension aufgemacht. Drüben, Rue du Refuge.«
    Hans hatte bereits ihre Seesäcke aus dem Auto gezogen, und wieder schulterte Mac das schwere Gepäck. Als sie die Gasse erreicht hatten, wollten ihm fast die Beine nachgeben, aber er schaffte es bis zu dem Hauseingang, an dem ein Schild auf die Pension hinwies. Er lehnte sich erschöpft an die Wand, und Hans übernahm es, mit der fetten Madame zu verhandeln. Er trug erst seinen, dann auch Macs Seesack die schmalen Steintreppen hoch. Mac folgte ihm leicht keuchend, und im Zimmer angekommen, ließ er sich mit einem Stöhnen auf das Bett fallen.
    »Nicht eben Luxus«, bemerkte Hans.
    »Nein, aber es reicht mir.«
    »Wir hatten schon schlimmere Quartiere.«
    Unter halb geschlossenen Lidern sah Mac sich um. Zwei Eisenbetten mit dünnen Matratzen, fadenscheinigen Laken und grauen Decken, ein Waschgeschirr, ein wackeliger Schrank, vor dem Fenster hölzerne Läden, durch die Streifen von Sonnenlicht auf den zerschrammten Holzboden fielen. Von irgendwoher ertönte Gesang, eine Blechtonne schepperte, eine Frau keifte.
    Er schloss die Augen, erschöpft von dem Tagewerk.
    Hinter Hans fiel die Tür zu. Er würde sich um alles Mögliche kümmern. Essen vielleicht, Waschwasser, Auskünfte.
    Einst war er es gewesen, der all diese Dinge übernommen hatte. Doch seit Monaten schon schien jede Kraft aus ihm herausgekrochen zu sein. Und wann immer er versuchte, sich eine Zukunft vorzustellen, wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit.
    »Was kommt, das kommt«, hatte Naima oft gesagt. Auch Naima war Vergangenheit.
    Er versank in einen leichten Schlaf, der, als er tiefer hineinsank, von beklemmenden Träumen durchzogen wurde. Die Vergangenheit war weit lebendiger als die Gegenwart oder gar die Zukunft.
    »Mac, wach auf!« Hans schüttelte ihn an der Schulter. »Mac, wir sind in Marseille.«
    »Ja. Ja, ist gut.«
    »Es ist bald Abend, und, verdammt, ich bin hungrig. Nebenan gibt es eine Brasserie, die uns Madame empfiehlt.«
    Mac spannte seine Glieder an und setzte sich auf. Ja, hungrig war er auch, und ein Glas Rotwein würde die Schatten vertreiben. Er goss Wasser aus dem Krug in die Schüssel und klatschte es sich ins Gesicht. Der Abtritt lag ein Stockwerk tiefer und roch nicht eben frisch, aber auch in der Hinsicht hatten sie schon Schlimmeres erlebt. Die Brasserie hingegen roch nach Gewürzen und Gebratenem, dem allgegenwärtigen Knoblauch und Zigarettenrauch. Unter der Markise fanden sie Platz an einem kleinen runden Tisch. Der Garçon brachte ihnen eine Karaffe Wein und eine mit Wasser, und Mac bestellte die angepriesene Bouillabaisse.
    »Hafenwasser«, murrte Hans, als
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