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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Anzeigen reinkamen, würde man als Erstes uns einsparen.
    »Wir müssen mehr Exklusivberichte bringen«, warf der Auslandsredakteur ein. »Die Lage in Marokko spitzt sich zu. Die Korrespondenzbüros liefern keine brisanten Artikel dazu. Man müsste eine Vor-Ort-Berichterstattung bringen. Und meine China-Reportage …«
    »Wen interessieren Marokko und China, Mann?« Eduard Koch, der Herausgeber, fuhr dem armen Kerl wieder einmal über den Mund. »Etwas aus Berlin. Mord, Skandale, Triumphe. Das hält die Leute wach.«
    »Schöne Frauen, schöne Kleider auch«, warf Geraldine ein und schob die Fotografien einiger bekannter Schauspielerinnen über den Tisch.
    »Wenn sie ermordet werden, in Skandale verwickelt sind oder Triumphe erzielt haben«, grollte Koch.
    »Triumphe!«, betonte Berte und wedelte mit einem Magazin. »Hier hätte ich etwas für einen Exklusivbericht.«
    »Was haben Sie da schon wieder ausgegraben?«
    » L’Auto , die französische Sportzeitung. Lag bei Ernst auf dem Tisch. Ich schätze, er wollte darüber schreiben. Eine Autorallye wird ausgeschrieben. Paris–Berlin.«
    »Mhm. Wann?«
    »Beginnt am 26. September am Arc de Triomphe und endet am ersten Oktober mit einem Geschwindigkeitsrennen auf der Avus.«
    »Bis dahin ist Ernst noch nicht wiederhergestellt«, grummelte der Anzeigenleiter. »War gestern in der Charité. Hab mit dem Arzt gesprochen. Ernst muss froh sein, wenn er irgendwann wieder sprechen kann.«
    Der Sportredakteur hatte vor zwei Tagen einen Autounfall gehabt, und so, wie es aussah, waren seine Blessuren mehr als besorgniserregend.
    »Ich übernehme die Berichterstattung«, sagte Berte, und ich zuckte zusammen. Das würde gleich wieder eine dieser Schlammschlachten werden, wie sie seit Monaten zwischen dem Herausgeber und ihr tobten.
    »Sie bleiben bei Ihrem Weiberkram.« Eduard Koch wandte sich an den Auslandsredakteur. »Sie übernehmen das. Dann können Sie nach Frankreich reisen.«
    »Ich? Ich hab keine Ahnung von Automobilen.«
    »Ich schon«, sagte Berte. »Und ich habe ein Automobil. Ich könnte die Rallye begleiten. Mit einem Fotografen zusammen können wir wirklich exklusiv berichten.«
    »Kommt nicht in die Tüte.«
    »Ist aber eine gute Idee«, meinte der Anzeigenleiter. »Könnte ein paar Reifenhersteller und Autohändler zu Anzeigen überreden.«
    »Du Plessis, sind Sie bereit, über diese Rallye zu berichten?«
    »Mein Gott, Eduard, über stinkende Motoren, schlammige Straßen und imbezile Motorreiter?«
    Geraldine kicherte leise, ich verbiss mir jegliche Reaktion. Jürgen du Plessis war Geraldines Vater und von Schöngeistigkeit durchdrungen.
    »Vertagen wir den Punkt«, sagte der Herausgeber und wandte sich an den politischen Redakteur.
    Der gehörte zu den Wortgewaltigen, und darum angelte ich mir die französische Zeitung. Hausfrauen die neuesten technischen Hilfsmittel oder Omas Geheimtipps zur Fleckentfernung schmackhaft zu machen, war nicht das langfristige Ziel meiner journalistischen Arbeit. Möglicherweise fand ich in dem Blatt einige Anregungen für eine andere Art von Artikeln. Aber ich wurde enttäuscht, es war ein reines Sportblatt, das über Pferderennen, Kraftsport, Radrennen und Fußballspiele berichtete. Allerdings überflog ich kurz den Artikel zur Rallye. Es war ein Amerikaner, ein Mister Frank Tilmann, seines Zeichens ein Ölbaron, der den Wettkampf ausgeschrieben hatte. Mein Französisch war nicht so fließend, dass ich die Details zu verstehen in der Lage gewesen wäre, aber das Prinzip war mir klar. Männer wollten mit ihren Maschinen protzen, wie die Wilden über holprige Landstraßen donnern und freilaufendes Geflügel überfahren, um einen triumphalen Sieg zu erringen. Für einen kleinen Augenblick verstand ich Bertes Wunsch, darüber zu schreiben. Es würde eine aufregende Sache sein, direkt vom Geschehen zu berichten. Bei einer so langen Strecke konnte viel passieren. Nicht nur Unfälle, sondern auch Skandale und Triumphe. Wie der Herausgeber es wünschte.
    Berte zupfte mir das französische Blatt aus der Hand. Auch sie witterte ihre Chance. Ihre Augen blitzten kampfbereit, als Eduard Koch die Sitzung für beendet erklärte.
    »Auf ein Wort noch, Herr Doktor Koch«, begann sie und folgte ihm in sein Büro.
    »O je, das wird wieder ein Gerangel«, meinte Geraldine und hakte sich bei mir unter. »Warum muss sie nur immer Streit anfangen?«
    »Ist es Streit, wenn man einen Bericht schreiben möchte?«
    »Emma, über eine Autorallye. Ich bitte
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