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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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wiederzugeben. Ich machte mich auf zur Klinik, um mich um Hans zu kümmern.
    Er strahlte mich glücklich an, als ich von unserer geplanten Reise nach Godesberg berichtete. Das Zittern hatte zwar noch nicht ganz aufgehört, war aber, wie er selbst sagte, zu ertragen. Es war sein Kopf, der immer ein wenig wackelte, und seine Hände konnte er auch nicht ruhig halten. Er meinte aber, es würde sich legen, wenn er etwas damit zu tun habe. Wir sprachen auch noch eine Weile mit dem Arzt, der mir recht verständig erschien. Ein Aufenthalt in einem Kurbad wie Godesberg mochte förderlich für Hans’ Genesung sein. Desgleichen wäre vielleicht der Besuch eines Psychiaters nicht ganz unangebracht.
    »Man kann aus der Tiefe der Seele manche alte Wunde hervorholen, und wenn man erst einmal mit ihr konfrontiert ist, wird auch der Körper mit der Heilung beginnen. Aber, Herr Beckhaus, manchem Mann hat auch das Gespräch mit einem Geistlichen schon geholfen, die Last zu tragen.«
    »Ich werd’s erst einmal mit der Heilquelle versuchen. Und mit ein paar leichten Arbeiten.«
    Ich spazierte mit Hans zum Bahnhof, und wir buchten unsere Plätze für den Nachmittag. Dann meldete ich ein Telefonat an, das mir doch tatsächlich Nelly vermittelte. Annalisa versprach, dass sie uns spät am Abend an der Station abholen würde.
    In der Werkstatt hatten sich Fritz und Charlie wieder eingefunden und berichteten von dem erfolgreichen Start der Rumpler. Ich nahm Charlie zur Seite und bot ihm die Bezahlung für die Reparatur und die Aufbewahrung des Flugzeugs an.
    »Lassen Sie man, Fräuleinchen. Sie haben Fritz mitgenommen und ein Auge auf ihn gehabt. Das reicht an Bezahlung.«
    »Na, so ganz wachsam war mein Auge nicht, wenn ich an den Zustand denke, in dem er sich gestern Morgen befunden hat.«
    Charlie lachte schnaubend.
    »Welcher junge Mann besäuft sich nicht schon mal bis zur Bewusstlosigkeit? Er hat was draus gelernt, habe ich den Eindruck. Das macht er nie wieder.«
    »Vermutlich nicht. Das arme Tier hat ihn ganz schön erwischt. Er wollte sterben.«
    »Und Sie haben ihn nicht gelassen. Aber Kaffee mit Zitrone ist eine höllische Mischung.«
    »Vergessen wir nicht die sauren Gurken und die Rollmöpse.«
    »So ist das, wenn man zum Mann wird.«
    »Und das ist er, der Fritz. Dafür hat Will gesorgt, der ihn als Beifahrer akzeptiert hat. Und ich habe den Verdacht, dass eine ganz reizende junge Französin ihn ebenfalls in die Wunder des Mannestums eingewiesen hat.«
    »Sein Herz scheint jedoch nicht gebrochen.«
    »Oh, ChiChi und ChouChou sind, glaube ich, recht erfahren in schmerzlosen Liebeleien. Aber Charlie, wenn ich Ihnen schon nichts für die Reparatur bezahlen darf, kann ich Ihnen denn wenigsten einen Betrag für Fritzens berufliche Ausbildung übergeben?«
    »Nein, das dürfen Sie auch nicht. Der Schlawiner hat mit seinen Wetten so was von abgesahnt. Er hat ja auf den Sieg der Tin Lizzy gesetzt, und nun hat er die stolze Summe von zweihundertachtzig Reichsmark einkassiert.«
    »Aber die Ausbildung …«
    »Bezahl ich, Fräuleinchen. Meinem Sohn hätte ich sie auch bezahlt, und Fritz macht sich hier sehr nützlich.«
    »Ja, dann bleibt mir nichts anderes, als Sie und Minna und Fritz auch nur auf das Herzlichste einzuladen, uns in Godesberg zu besuchen, wann immer Sie Lust haben. Ist ein hübsches Städtchen, Charlie.«
    »Ich schick den Jungen zu euch, Fräuleinchen. Mir ist nicht mehr danach, in der Weltgeschichte rumzugondeln.«
    So verblieben wir dann, und um drei geleitete die gesamte Mannschaft Hans und mich zum Bahnhof.
    Hans machte es sich während der stundenlangen Fahrt zur Aufgabe, uns mit allerlei Annehmlichkeiten zu versorgen. Er hatte seine Fähigkeit zu organisieren wiedergefunden, und so hatte ich ein Extrakissen, bekam Kuchen und Tee, alle möglichen Zeitschriften und ein Geduldsspiel, das mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte. Darum erzählte ich ihm lieber von den Ereignissen in Berlin, und er sprach nun auch freimütiger über seine Zeit mit Will, nachdem sie von Ypern entkommen waren. Zwischen den Zeilen hörte ich auch von einer Naima, die wohl einige Zeit Wills Geliebte gewesen war. Eifersucht verspürte ich deshalb jedoch nicht, sondern dachte mir, dass sie ihm geholfen haben musste, mit seiner Einsamkeit fertigzuwerden. Vielleicht würde er mir später einmal davon berichten.
    Es war beinahe Mitternacht, als wir in Godesberg eintrafen, aber Annalisa und ihr Mann hatten Wort gehalten und erwarteten
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