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Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Titel: Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)
Autoren: Daniil Charms
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Fenster eingestiegen sei und wie man einen Mann packen müsse, wenn er ein mit grobem Schrot geladenes Jagdgewehr in der Hand hat. Der Hausmeister trat immer noch gegen die Tür.
    »Nein, die machen nicht auf«, sagte der Hausmeister und drehte sich die Pelzmütze auf dem Kopf mit der Rückseite nach vorn.
     
    <1934>

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Aus dem Stegreif
    Bekanntlich besaß der Halbdichter Boris Pasternak einen Hund namens Burleske. Einmal sagte Boris Pasternak, während er im See badete, zu dem am Ufer zusammengelaufenen Volk:
    »Seht, wie unter jener Espe
    Burleske in der Erde buddelt!«
    Seitdem war dieser Stegreifvers des bekannten Halbdichters ein geflügeltes Wort.
     
    Daniil Charms
     
    <1934?>
     
    Boris Pasternak (1890–1960), russischer Dichter und Autor des Romans »Doktor Schiwago«. In seinen Anfängen stand er dem Futurismus nahe und war Mitglied der Schriftstellergruppe »Zentrifuge«. 1926 verfassten Charms und Alexander Wwedenski einen Brief an Pasternak und versuchten vergeblich, mit ihm in Kontakt zu kommen.
     
    Ein Mann mit einem dummen Gesicht aß ein Kotelett, bekam einen Schluckauf und starb. Die Kellner trugen ihn hinaus in den Flur, der zur Küche führte, und legten ihn, zugedeckt mit einem schmutzigen Tischtuch, längs der Wand auf den Boden.
    
     
    Doch der Maler hieß das Aktmodell auf dem Tisch Platz nehmen und schob ihm die Beine auseinander. Das Mädel leistete fast keinen Widerstand und bedeckte nur mit den Händen das Gesicht. Die Amonowa und die Strachowa sagten, man hätte das Mädel vorher ins Badezimmer bringen und zwischen den Beinen gründlich waschen sollen, denn es sei einfach ekelhaft, dergleichen Aromen ertragen zu müssen. Das Mädel wollte aufspringen, aber der Maler hielt es zurück und bat es, nicht weiter darauf zu achten und genau so sitzen zu bleiben, wie er es platziert hatte. Das Mädel wusste nicht, was es tun sollte und hockte sich wieder hin. Der Maler und die Malerinnen nahmen ihre Plätze ein und begannen das Aktmodell zu zeichnen. Die Petrowa sagte, das Aktmodell sei eine sehr verführerische Frau, aber die Strachowa und die Amonowa erklärten, es sei zu füllig und vulgär. Solotogromow sagte, genau das mache es verführerisch, aber die Strachowa sagte, das sei einfach ekelhaft und überhaupt nicht verführerisch. »Sehen Sie nur«, sagte die Strachowa. »Ihhh! Es tropft ja richtig aus ihr raus aufs Tischtuch. Was soll daran verführerisch sein, wenn ich ihren Geruch bis hierher mitbekomme?« Die Petrowa sagte, das demonstriere lediglich ihre weibliche Macht. Die Abelfar wurde rot und stimmte dem zu. Die Amonowa sagte, so etwas habe sie noch nie gesehen, selbst wenn man bis zum höchsten Punkt der Erregung komme, tropfe es nicht in dem Maße wie bei diesem Mädel. Die Petrowa sagte, bei dem Anblick könne man selbst erregt werden und Solotogromow sei es offenbar bereits. Solotogromow gab zu, dass das Mädel stark auf ihn wirke. Die Abelfar saß mit rotem Kopf da und atmete schwer. »Also, die Luft hier im Zimmer wird langsam unerträglich!«, sagte die Strachowa. Die Abelfar rutschte auf dem Stuhl hin und her, dann sprang sie auf und rannte aus dem Zimmer. »Da haben Sie«, sagte die Petrowa, »das Resultat weiblicher Verführungskünste. Das wirkt sogar auf Damen. Die Abelfar ist rausgegangen, um sich herzurichten. Ich spüre, dass ich demnächst dasselbe tun muss.« »Da sehen Sie«, sagte die Amonowa, »den Vorteil von uns schlankenFrauen. Bei uns ist immer alles in Ordnung. Aber Sie und die Abelfar sind üppige Damen, und Sie müssen sehr auf Ihr Äußeres achten.« »Allerdings«, sagte Solotogromow, »stehen gerade üppige und etwas unreinliche Frauen hoch im Kurs!«
    
     
    Ich wurde im Schilf geboren. Wie eine Maus. Meine Mutter brachte mich zur Welt und legte mich ins Wasser. Und ich schwamm. Irgendein Fisch mit vier Schnurrbarthaaren an der Nase zog seine Kreise um mich herum. Ich fing an zu weinen. Und der Fisch fing an zu weinen. Plötzlich sahen wir, dass ein Brei auf dem Wasser schwamm. Wir aßen diesen Brei und mussten lachen. Uns war sehr froh zumute, wir ließen uns von der Strömung treiben und begegneten einem Krebs. Das war ein steinalter, herrlicher Krebs; er hielt eine Axt in seinen Scheren. Ein nackter Frosch schwamm hinter dem Krebs her. »Warum bist du immer nackt«, fragte ihn der Krebs, »schämst du dich denn gar nicht?« »Hier gibt es nichts zu schämen«, antwortete der Frosch. »Warum sollten wir
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