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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft
Autoren: Maxi Buhl
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Alkoholvergiftung.
    Rosi hat mich aus dem Wasser gefischt, als ihr auffiel, dass Leonardo DiCaprio entgegen den Regieanweisungen im Pool vor sich hin trieb. Sie turtelte nicht lang herum, sondern hockte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich und hopste, bis mein Innenleben hochkam. Ich hätte diese Stellung lieber unter anderen Bedingungen ausprobiert. Aber will man wählerisch sein, wenn es ums Eingemachte geht? Ich kotzte das Deck voll, bis nichts Organisches mehr in mir drin war außer zwei gebrochenen Rippen, und die wiederum haben mir den Abschied von Rosi erspart.
    Ist doch klar. Man kann so einen invaliden Schussel schließlich nicht seinem Schicksal überlassen, entschied Rosi und heuerte in Genua ein Taxi nach München an. Ich musste mir zehn Stunden lang Italopop anhören. Egal. Es war ein Training in Sachen Toleranz. Später, in München, kam nämlich noch sacred harp dazu. Rosis Lieblingsmusik. Ich kann nicht behaupten, dass ich Geschmack daran gefunden hätte. Musik macht mich immer noch meschugge.
    Trotzdem bin ich in München geblieben. Hab mir eine Wohnung gekauft, schräg gegenüber von Rosis Zweizimmerwohnung, im Bademantel zu erreichen. Meine hat vier Zimmer, für alle Fälle. Rosi ist jetzt dreißig. Ihre biologische Uhr tickt, auch wenn sie selbst es noch nicht merkt. In spätestens drei Jahren wird sie so weit sein. Ich halte mich, so gut es geht, an die Statistik ihres Vaters: Eine Frau ist glücklich, wenn man sie einmal pro Woche ausführt, zweimal die Nacht mit ihr verbringt, dreimal pro Monat Blumen anschleppt und viermal pro Jahr was Hübsches für die Ohren.
    Übrigens, ich koche mittlerweile in Dreisternequalität. Hab es mir selbst beigebracht, über Internet. Rosi ist jedes Mal hingerissen. Wenn sie von ihrer Polizeiarbeit heimkommt, steht bei mir ein Menü auf dem Tisch, etwas in der Preisklasse von: Fenchelconsommée plus gefüllte Champignons als Entrée, gepfefferte Lammkoteletts an Minzgelee mit Bratkartoffeln und Rucola, und als Dessert Zabaglione. Dazu die besten Getränke aus meinem Expertenvorrat für sie; ich selbst trinke nur noch Mineralwasser seit meinem letzten Schluck an Bord.
    Die gepflegten Dinner in meiner Küche sind nicht ganz uneigennützig. Unsere gemeinsamen Nächte sind häufiger, als ihre väterliche Theorie es vorsieht. Der einzige Verlierer bei diesem Arrangement ist mein Verlag. Ich schreibe keine Trinkerratgeber mehr. Ich schreibe an einem Roman. Einem Liebesroman mit dem Arbeitstitel: Trinken hilft . Denn mir hat die Sauferei wirklich geholfen. Ein paar Tage lang. Um Rosi zu finden.
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