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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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die Glühbirnen an einem Draht aufgehängt und über eine Lichtung gespannt hätte. Lärm drang durch den Wolkenbruch zu ihr herüber, wurde vom Regen halb verschluckt.
    Als Allererstes würde sie zusehen, dass sie ein Telefon fand – würde eine ihrer Freundinnen in Santa Fe anrufen. Es würde ein paar Stunden dauern, aber wahrscheinlich würde Marcia kommen und sich im Imbissraum des Los Alamos Inn mit ihr treffen. Inzwischen würde die Nachricht von dem sabotierten MCG-Experiment ja überall in den Schlagzeilen stehen. Die United Conscience Group würde sie als Heldin behandeln.
    Als sie die Lichtung erreichte, wurde sie langsamer, weil sie nicht wollte, dass man sie sah. Die Geräusche, die zu ihr drangen, klangen so, als würde trotz des schlechten Wetters ein Trupp Bauarbeiter am Werk sein. Das Kreischen von Kreissägen, Hammerschläge …
    Als Elizabeth sich vorsichtig zum Waldrand vorschob, pressten ihre Lippen sich zusammen. Ihre Wunschvorstellungen brachen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Alles war mit Schlamm bedeckt. Überall auf der Lichtung standen scheinbar ohne jedes System Wellblechhütten herum, die mit elektrischen Leitungen auf einfach in den Boden gerammten Stangen verbunden waren. Die paar Brettergebäude, sie sahen eher wie schnell zusammengenagelte Hütten aus.
    Und das hätte das Zentrum von Los Alamos sein sollen!
    Männer in Khakiuniformen und Stahlhelmen regelten der Verkehr auf der schlampigen Baustelle. Keine der Straßen sah so aus, als wäre sie asphaltiert, bloß Schlamm und ein wenig Kies mit braunen Pfützen in den Fahrrinnen und keine Spur von Fußwegen oder Ablaufrinnen. Mit Schlamm bespritzte Jeeps fuhren zwischen den Wellblechhütten hin und her. Und die anderen Autos sahen alle aus, als stammten sie aus uralten Wiederholungen von Schwarzweißserien im Fernsehen.
    Elizabeth trat benommen einen Schritt zurück. Ihr Atem ging ruckartig, verkrampft. Ich bilde mir das alles ein, dachte sie. Ich habe jetzt völlig den Verstand verloren.
    Und trotzdem … es war natürlich völlig unmöglich … aber die Geräusche, der Geruch, das, was sie sah … wenn sie nicht gewusst hätte, dass es nicht so war, hätte sie sich ebenso gut in der Zeit des Zweiten Weltkriegs befinden können. Sie konnte sich doch all die Einzelheiten nicht einfach nur einbilden – sie hatte doch keine Ahnung von Geschichte. Aber das Geschehen hier auf diesem isolierten Hochplateau passte viel besser zu Los Alamos in der Kriegszeit –
    Sie erschrak. Vor fünfzig Jahren war das hier Los Alamos in der Kriegszeit gewesen. Der Höhepunkt des Manhattan-Projekts. Die Geburtsstunde der Atombombe.
    Elizabeth zog sich in den Wald zurück und setzte sich auf einen Brocken zerbröckelndes Tuffgestein, der überhaupt nicht mit Graffiti verziert war, obwohl er dicht bei der Hauptstraße lag.
    Sie konnte doch unmöglich in der Zeit zurückgeschleudert worden sein! Diese MCG-Explosion hatte sie irgendwie in die Vergangenheit zurückgeschickt? Was war dann mit all diesen Vorlesungen während ihres Physiksemesters, dem Gerede, dass die Reisen in der Zeit jedem Prinzip der modernen Physik widersprachen, von der Entropie bis zur Kausalität?
    Aber sie konnte das, was sie da vor sich sah, nicht einfach abtun. Irgendetwas Bedeutendes ging da vor sich. Genau an der Stelle, wo Los Alamos sein sollte. Und die Stadt selbst war verschwunden. Wie oft war sie selbst an dem weitläufigen Verwaltungsgebäude vorbeigefahren, hatte ihren Aktivistenfreunden das Hauptquartier der Bombenfabrik gezeigt?
    Konnte es sein, dass sie eine Art Gehirnerschütterung erlitten hatte und einfach Halluzinationen hatte? Das wäre vielleicht eine einfachere Lösung, leichter zu akzeptieren. Vielleicht lag sie in Wirklichkeit noch an der Versuchsstätte und war dabei zu verbluten, während ihr Bewusstsein einfach nicht bereit war, die Unvermeidbarkeit des Sterbens zu akzeptieren.
    Elizabeth kaute auf ihrer Unterlippe. Der Hunger, der an ihren Eingeweiden nagte, wirkte real genug, genauso wie die Blasen an ihren Füßen. Vielleicht musste sie das einfach zu Ende spielen, musste abwarten, was ihr Unterbewusstsein noch mit ihr im Sinn hatte. Vielleicht wollte es sie einfach dazu bringen, Jeffs Tod zu akzeptieren.
    War er denn überhaupt gestorben?
    Sie schlug mit der flachen Hand auf die harte Steinfläche. Es schmerzte. Der Steinbrocken war also echt.
    Sie wusste, dass sie nicht einfach da sitzen bleiben konnte. Die Nacht zog schnell herauf, und sie brauchte
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