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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Diagnosesystemen vor, die sicherstellen sollten, dass alle Verbindungen richtig waren: Man legte den Schalter um und sah, ob es funktionierte – andernfalls fing etwas zu rauchen an.
    Fox sah mit zusammengekniffenen Augen auf die Drähte und zupfte dann an einem. Er hasste die schwache Beleuchtung im Labor. Irgendwie hatte er den Eindruck, als würde es jeden Tag dunkler werden. »Reichen die Schienenschalter denn nicht aus?«
    »Die vertragen bloß ein paar Megavolt und geben dann den Geist auf«, sagte der Techniker.
    »Gut.« Fox nickte bedächtig. Ohne Zweifel war alles bereits richtig angeschlossen, aber er fühlte sich dennoch genötigt, Interesse zu zeigen. Die Techniker mochten das.
    Damals, 1943, als Oppenheimer sich seine Wissenschaftler überall aus den Vereinigten Staaten zusammengeholt hatte, kamen die Techniker des Projekts hauptsächlich aus der Army, unterstützt von ein paar Indianern aus der Umgebung und Helfern aus dem umliegenden Ortschaften. Alle hatten zusammengehalten, genauso wie es jetzt war.
    Fox war damals ein junger idealistischer Wissenschaftler gewesen, voller Zweifel an den moralischen Implikationen einer Waffe, die das Ende der Welt herbeiführen konnte. Aber obwohl er sich nicht von dem patriotischen Eifer hatte anstecken lassen, hatten das hektische Tempo und die Begeisterung, die damals geherrscht hatte, jeden förmlich elektrisiert. Wie hätten sie sonst die schrecklichen Arbeitsbedingungen und das isolierte Leben in den Bergen ertragen können – wo man sämtliche Post auf ein Postamt in Santa Fe bringen musste, weil Los Alamos selbst auf keiner Landkarte existierte.
    Die Begeisterung der neunziger Jahre schien ihm im Vergleich dazu beinahe unrein. Statt sich im Wettrennen mit den Nazis zu befinden, war das Ziel jetzt der Sieg über subalterne Beamte im Kongress und das Bemühen, hastig einen erfolgreichen Test durchzuziehen, damit die Mittel weiterflossen.
    »Schalten Sie einfach ein. Wollen doch sehen, ob wir ihnen die Hüte runterblasen können?«
    »Steigere Energiezufuhr.« Der Techniker sprach in die Sprechanlage. »Räumen. Kurzer Test auf Bank zwei. Räumen.« Er betätigte an dem Schaltbrett an der Wand ein paar Schalter und stieß dann mit einem Fußtritt einen langen Draht weg, der am Boden lag. »Hey, Dr. Fox, gehen Sie da weg. Da kommt jetzt gleich eine Menge Saft durch –«
    Aber Fox roch plötzlich Rauch, den schwefelartigen Geruch, der auf brennende Lötstellen und elektrische Isolierungen deutete. Er blieb in dem Abteil mit dem Kondensatorkomplex stehen und beugte sich vor. Er konnte ein Summen in der Luft hören und spürte, wie die statische Elektrizität sein weißes Haar sträubte. Verdammt! Eine der Verbindungen war locker, eine, an der er gerade herumgespielt hatte. Hatte er etwas abgerissen? Bei der ganzen Energie, die jetzt durch die Kondensatoranlage floss, würde das schnell erheblichen Schaden verursachen.
    Er versuchte, den Techniker zu rufen und ihn aufzufordern, alles abzuschalten, aber der Name des Mannes fiel ihm nicht ein. Der Gestank und die elektrische Spannung in der Luft machten ihn benommen. Kalter Schweiß brach ihm aus.
    »Abteilung räumen! Die Leitungen stehen noch unter Strom!« Der Techniker rannte auf Fox zu. »Ist Ihnen nicht gut, Dr. Fox?«
    Schalt das Ding ab, verdammt!, dachte Fox, konnte aber nur die Hand ausstrecken, um sich zu stützen. Die Schulter des Technikers bot ihm Halt. Aus einer der Kondensatoreinheiten quoll Rauch. Ein Knistern war zu hören, dann ein leiser Knall.
    Die zwei Kondensatoren dicht daneben schlossen sich an. Dicker schwarzer Rauch drang jetzt unter den Verkleidungen hervor. Im nächsten Augenblick heulte eine Sirene auf; überall im Raum blitzten gelbe Lichter. Eine Computerstimme tönte über die Lautsprecheranlage: »Achtung Gefahr: Halon entweicht. Feuer im Komplex. Gebäude räumen.«
    Die Entladung erfasste drei weitere Techniker. Die Augen des bärtigen Mannes waren geweitet. »Heilige Mutter –«, gefror auf seinen Lippen. Zischendes Gas füllte den Raum und erstickte das Feuer.
    Ein weißer Blitz blendete Fox und erinnerte ihn an die Trinity-Versuchsstätte, den ersten Atomtest, den er vor so vielen Jahren miterlebt hatte …

Teil I
     

1
     
    Los Alamos, New Mexico
    Juni
     
»In den ersten fünfzehn Sekunden war der Anblick [der Atombombenexplosion] so unglaublich, dass die Zuschauer das, was sie sahen, nur stumm und verblüfft anstarren konnten. Ich glaube nicht, dass es in diesem
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