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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Blutflecken auf seinem beigen Hemd, als sie neben ihm Felsbrocken aufhäufte. Sie brauchte eine Stunde, um die flache Vertiefung im Felsgestein zuzudecken, eine Art Hügelgrab für ihn.
    Als Elizabeth fertig war, starrte sie das improvisierte Grab mit zusammengepressten Lippen an. Sie blieb ein paar Augenblicke lang so stehen und flüsterte dann »Adieu, Jeff«, und wandte sich ab, solange sie dazu noch imstande war.
    In all den Stunden, die verstrichen waren, hatte sie kein Geräusch gehört, keinerlei Hinweise auf irgendwelchen Verkehr. Sie beschloss zum höchsten Punkt der Mesa zu klettern, weg von der Canyonsohle, um nicht auf einen der Wissenschaftler aus Los Alamos zu stoßen. Falls und wenn alles wieder normal wurde, wollte sie die Lage möglichst günstig für sich gestalten. Wollte selbst das Heft in der Hand haben.
    Die Erschöpfung zehrte an Elizabeths Kräften, als sie die Canyonwand hinaufkletterte, aber sie kam trotzdem bei Tageslicht schneller voran als in der letzten Nacht. Selbst der Drahtzaun war verschwunden. Sie setzte den Weg am Canyonrand fort auf der Straße, die die Parkverwaltung angelegt hatte, und die sie zu dem Besucherzentrum führen würde, wo sie ihren Bronco abgestellt hatte.
    Der zweite Schock stellte sich ein, als sie die Straße nicht finden konnte.
    Die New Mexico State Road 4 hätte sich am Grunde des Canyons zu dem Nationaldenkmal schlängeln sollen, in einem weiten Bogen zu der Ansiedlung, die sich White Rock nannte und dann zur Stadt Los Alamos. Aber sie entdeckte nur einen von Pferden ausgetretenen Weg, der in der Ferne verschwand. Sonstige Spuren von Zivilisation waren nicht zu sehen.
    Elizabeth nahm ihren Rucksack ab. Keuchend und schwitzend holte sie das Messtischblatt heraus, auf dem sie und Jeff ihren Weg zu dem Zaun der MCG-Versuchsstätte ausgearbeitet hatten. Am Canyonrand auf dem staubigen Boden kauernd drehte sie das grüne Kartenblatt herum, bis sie sich orientieren konnte. Rechts von ihr, sechzig Meilen entfernt, ragte der Mount Baldy über Santa Fe auf. Hinter ihr türmten sich die Sandiaberge und Albuquerque; eine halbe Millionen Menschen im Umkreis von hundert Meilen.
    Es gab einfach keinen Sinn. Sie richtete sich auf, schob sich das rötliche Haar aus der Stirn und band es wieder mit dem Lederstreifen im Nacken zusammen. Der mittlere Abschnitt des Bandelier National Monuments mit den Wanderpfaden und den historischen Klippenbehausungen der Indianer lag hinter den nächsten zwei Bergkämmen. Sie war sicher, dass die Orientierung stimmte. Über kurz oder lang würde sie das auch klarbekommen.
    Aber Jeff würde nie zurückkehren.
    Elizabeth schob all diese Gedanken beiseite. Nicht jetzt! Sie setzte sich in Bewegung, verfiel in einen gleichmäßigen Trott. Noch nie war sie so müde gewesen, so ausgepumpt.
    Die Sonne stand noch nicht ganz im Zenit, als sie den letzten Bergkamm hinter sich brachte und über den Frijoles Canyon hinausblickte, wo der Parkplatz von Bandelier, der Andenkenladen und der Imbissstand hätten sein sollen. Selbst hier in den Bergen wirkte die kühle Frühsommerluft schwer und drückend und ließ sie stärker schwitzen als für die Jahreszeit normal war.
    Elizabeth vergewisserte sich erneut durch einen Blick auf die detaillierte Karte, dass ihre Position stimmte, ehe sie über den Canyonrand blickte. Sie arbeitete sich hinauf und ließ den Blick dann über den Bandelier schweifen. Eine Unzahl von Höhlenöffnungen waren an der Klippenwand zu sehen. Rechts von ihr markierte ein Halbkreis teilweise ausgegrabener Felsbrocken eine Siedlung der Anasazi-Indianer. Unter ihr lag eine weitläufige Ranch mit Stallungen und ausgetretenen Wegen, die zu den einzelnen Gebäudeteilen führten. Sie erkannte die aus Adobeziegel errichteten Gebäude des Besucherzentrums, aber sie wirkten irgendwie anders, neuer.
    Mit zusammengepressten Lippen starrte sie hinunter. Von der Rangerstation, die sie erst vor einem Tag besucht hatte, war nichts zu sehen. Sie konnte auch keinerlei Fahrzeuge ausmachen. Selbst der Bronco, den sie und Jeff neben dem Cottonwoodbaum geparkt hatten, war verschwunden. Die Anasazi-Ruinen sahen unverändert aus, aber alles andere hatte sich geändert.
    Was geht hier vor?, fragte sie sich. Träume ich immer noch?
    Jeffs Tod war kein Traum gewesen.
    Elizabeth vergeudete keine Zeit damit, sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Für Erklärungen war später Zeit. Sie musste sich jetzt entscheiden, wie sie weiter vorgehen wollte. Wenn sie das
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