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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Opfer gefunden …
    Elizabeth sah sich um, sie zitterte. Sie versuchte zu schlucken, und ihre Kehle schmerzte, weil sie so ausgetrocknet war. Aber sie fing jetzt an, klar zu denken. Das hatte Jeff an ihr immer bewundert; selbst wenn sie anfing, sich über ein Thema zu erregen, war sie doch immer wieder imstande, die richtige Perspektive zu gewinnen und einen neuen Anfang zu machen. Ganz gleich wie weh es auch tat.
    Aber jetzt nicht. Sie war unfähig, sich zu bewegen. Sie starrte lange Zeit Jeffs leblose Gestalt an. Niemand kam – keine Sicherheitskräfte, keine Wissenschaftler, gar nichts. Sie riss den Blick mit Gewalt von seinen Beinen los. Es war ein Anblick, der irgendwie nicht stimmte; es gab keinen Sinn. Etwas sehr Seltsames war hier vorgefallen.
    Elizabeth wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sie schließlich aus ihrer Benommenheit erwachte und plötzlich die Panik spürte, die in ihr aufwallte. Sie musste etwas tun, ihn hier wegschaffen. Sie durften jetzt nicht erwischt werden, nicht so. Sie wollte nicht, dass die Sicherheitskräfte ihn oder sie fanden. Allein schon das unbefugte Eindringen in Bundesgelände war strafbar.
    »Jeff …« Sie beugte sich über ihn, küsste ihn auf die Stirn. An seinen offenen Augen klebte Staub, und sie strich darüber und schloss sie.
    Jeff wäre enttäuscht über sie gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie das Risiko eingegangen war, aus rein sentimentalen Empfindungen über ihn festgenommen zu werden. Sie musste das Leid und die Trauer jetzt unterdrücken. Dafür war später, wenn sie es sich leisten konnte, auch noch Zeit.
    Mit einiger Mühe baute sie sich vor ihrem inneren Auge ein Bild von sich auf, wie sie sich selbst auf Touren brachte, sozusagen einen anderen Gang einlegte, unnötige Gedanken wie externe Subsysteme abschaltete. Aber sie schaffte es. Die Besten überleben. Sie konnte jetzt nichts tun, um Jeff zu helfen. Sie musste jetzt anfangen, an sich zu denken.
    Das hätte er jetzt zu ihr gesagt. Sie würde später trauern, redete Elizabeth sich erneut ein, später, wenn es nicht mehr gefährlich war.
    Sie sah sich um.
    Da war noch etwas, was sie störte, was irgendwie nicht stimmte.
    Dem Sonnenstand nach musste es früher Morgen sein. Vielleicht hatte sie sogar Zeit, Jeffs Leiche wegzuschleppen, sie vielleicht zu verstecken und später zurückzukommen, wenn die Wissenschaftler wieder weggegangen waren. Nein, die Sicherheitsleute würden hier erscheinen und das ganze Gelände abkämmen, sobald sie den zerstörten MCG entdeckt hatten. Es hätte schon lang jemand hier sein müssen, um nachzusehen, ob der Sturm selbst irgendwelche Schäden angerichtet hatte.
    Sie würde es nie schaffen, Jeff weit zu tragen. Aber es gab Tausende Stellen, wo sie ihn verstecken konnte, kleine Höhlen oder Nischen in der Canyonwand, wenn sie es nur schaffte, die Leiche weit genug von der Versuchsstätte wegzuschaffen –
    Und dann überkam es sie plötzlich: die Versuchsstätte.
    Selbst wenn die Explosion alles im Umkreis von hundert Metern verstreut hätte, hätte sie doch wenigstens die Betonplatte sehen müssen, den Erdhügel rings um die Anlage, zumindest die Straße, die den Canyon hinunterführte zu dem Tor im Drahtzaun.
    Elizabeth stand auf und sah sich vor Benommenheit leicht schwankend um. Sie entdeckte den Vorsprung oben an der Klippe, wo sie und Jeff gewartet hatten, das Rinnsal unten auf dem Grunde des Canyons, die Büsche. Alles wirkte unverändert.
    Nur dass jede Spur von menschlichem Einwirken verschwunden war. Es war, als ob jemand hergekommen und den MCG-Apparat, die Betonplatte, die Straße – einfach alles – ausgelöscht hätte.
    Als ob die Versuchsstätte nie hier gewesen wäre.
    Elizabeth hatte in Berkeley nie mit Rauschgift experimentiert, das konnte also kein Flashback sein, keine verzögerte Reaktion. Vielleicht hatte sie sich bei der Explosion den Kopf angestoßen, dachte sie. Vielleicht war das alles gar nicht Wirklichkeit.
    Aber vielleicht doch.
    Sie versteckte Jeffs Leiche in einer der natürlichen Höhlen an der Klippenwand, flachen Einbuchtungen, die das Wetter in das weiche Tuffgestein gegraben hatte. Der Fels war zum Graben zu hart. Sie sah keine Möglichkeit, ihn zu begraben, keine Möglichkeit, die Tiere fernzuhalten. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, ihn einfach so ungeschützt liegen zu lassen. Aber nicht ohne jemanden, der sich seiner erinnern würde. Sie versuchte, nicht auf seine zugeschmolzenen Beinstummel zu sehen oder die
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