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Tribunal

Tribunal

Titel: Tribunal
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Verena. »Wir hätten unseren Pool auch so anlegen sollen, Achim! Dann müsste man nicht ständig wenden.«
    »Ich heize und beleuchte den Pool in dieser Jahreszeit nur, weil er im Dunkeln so mystisch aussieht«, erklärte Bromscheidt vom Tischende. »Leider kann meine Frau wegen ihrer Behinderung das Becken nicht mehr nutzen. Aber es freut mich, dass Ihnen das Schauspiel gefällt. Wie Sie sehen, geize ich nicht mit Energie. Das ganze Haus ist hell erleuchtet. Umweltpolitisch ist das Verschwendung, ich weiß. Aber ich liebe einfach das Licht und die Atmosphäre, die es schafft.«
    »Ein teures Hobby«, stellte Löffke fest.
    Sie setzten sich wieder.
    »Mir ist immer noch nicht klar, worum es wirklich geht«, knüpfte Marie wieder ans Thema an. »Sollen denn einzelne Juristen porträtiert werden?«
    »Im Ergebnis könnte es durchaus so sein«, nickte Bromscheidt. »Das heißt, wir stellen Juristenkarrieren, vielleicht auch einzelne bis in die Gegenwart reichende Prozesse vor und verknüpfen sie jeweils mit der Frage, wie der beteiligte Richter dabei mit seinem Gewissen umgegangen ist. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Rechtskultur innerhalb des gesamten Kulturkontexts. Wenn man dies ansprechend und spannend darstellt, wird es die Menschen interessieren, ja sogar begeistern.«
    »Rechtsfälle aus der Gegenwart?«, fragte Frodeleit. »Das kann aber heikel werden.«
    »Es sollen natürlich auch positive Beispiele geschildert werden«, erklärte Bromscheidt. »Wir stellen sowohl Richter vor, die sich für den Einzelnen einsetzen, aber auch solche, die gegen ihn entscheiden. Nehmen Sie zum Beispiel einen Ausländer, der in sein Heimatland abgeschoben wird, dort in die Fänge der Diktatur gerät und unter der Folter stirbt. Solche Fälle gibt es doch. Ich möchte die Juristen, die diese Entscheidung zu verantworten haben, in den Vordergrund stellen und nicht die Urteile selbst.«
    »Sehr heikel«, wiederholte Frodeleit nachdenklich.
    »Dabei sollten wir keinesfalls werten«, fuhr Bromscheidt fort, »sondern die Wertung dem Betrachter überlassen. – Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Durchaus. Aber Ihnen ist doch bewusst, dass man dabei auch sehr schnell den Kollegen zu nahe treten kann?«
    »Das wollen wir ja, Herr Frodeleit. Damit schaffen wir Nähe und geben der Justiz Gesichter. Wir wollen sowohl den Menschen unter der Robe zeigen, der mit seinen Urteilen Schicksalssprüche formuliert, als auch den Menschen vor der Robe, der von dem Schicksalsspruch betroffen ist. Dabei wollen wir uns nur auf das Ruhrgebiet konzentrieren. Seien Sie unbesorgt: Dort werden sich genügend Fälle und Personen finden lassen, an denen sich das Thema Justiz und Gewissen‹ exemplifizieren lässt. Meinen Sie nicht?«
    »Durchaus«, stimmte Frodeleit gedankenversunken zu.
    »Du musst an deinen Vorsitz denken«, warnte Verena. »Setz die Früchte deiner Arbeit nicht aufs Spiel!«
    »Wenn wir verantwortlich und gewissenhaft arbeiten, werden wir einen Beitrag leisten, über den man noch lange reden wird«, betonte Bromscheidt. »Denn damit besetzen wir ein Thema, das in die Tiefe geht. Das sollten Sie nicht vergessen! Gerade unsere personelle Zusammensetzung ist eine Garantie für Qualität, Herr Frodeleit! Selbstredend soll niemand verunglimpft werden. Davor schützt uns schon allein unsere große Verantwortung, sensibel an die Sache heranzugehen.«
    »Es ist durchaus eine ehrenvolle Aufgabe, Verena«, unterstrich Löffke. »Schließlich liegt es an uns, was wir daraus machen. Und vergiss nicht die Reputation deines Mannes, die durch die Ausstellung sicher keineswegs geringer wird.«
    »Wie sind Sie eigentlich auf Herrn Löffke gekommen?«, fragte Frodeleit Bromscheidt.
    »Nun, die Kanzlei genießt einen vorzüglichen Ruf«, erklärte Bromscheidt. »Sie wird hin und wieder auch in den Medien erwähnt und nimmt unter der Vielzahl der Kanzleien offensichtlich eine führende Position ein. Deshalb fasste ich mir ein Herz und sprach einen Anwalt aus der Kanzlei direkt an. Dass ich gerade auf Herrn Löffke stieß, war Zufall. Ich hätte auch mit Ihnen sprechen können, Herr Knobel. Ich glaube, Sie stehen Ihrem Kollegen in nichts nach.«
    »Es ist schon in Ordnung so«, sagte Löffke. »Das Projekt trägt unseren Namen.«
    »Nehmen Sie Herrn Knobel doch dazu!«, schlug Bromscheidt vor. »Die Publikation wird ja ein wesentlicher Beitrag.«
    »Aber dann wird der Name zu lang«, wandte Löffke ein.
    Stephan lächelte.
    »Es kommt mir nicht
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