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Tribunal

Tribunal

Titel: Tribunal
Autoren: Klaus Erfmeyer
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darauf an. Und Marie auch nicht. Aber für Marie wäre es gut, wenn sie aus der Publikation beispielsweise einen Artikel fertigen und einer Zeitung anbieten könnte. Das würde ihr bei ihren Bewerbungen als Germanistin helfen. Irgendetwas muss auch für uns rumkommen.«
    Löffke nickte dankbar.
    »Drei Namen auf der Publikation sind genug. So etwas können sich die Leser noch merken. Und im Vorwort gibt es einen kräftigen Dank für Frau Schwarz und Herrn Knobel. Was Sie dann daraus machen, ist Ihre Sache. – Ich glaube, das ist die beste Lösung.«
    »Es ist natürlich ein schöner Zufall, dass Sie gleich Ihren kompetenten Freund mit einbringen können«, fuhr Bromscheidt fort. »Herr Löffke hat von Ihnen ja geradezu geschwärmt. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht zu hoffen gewagt, über Herrn Löffke gleich mit einem Richter in Kontakt zu kommen, der unsere Arbeit gewissermaßen aus der Innensicht sachkundig begleiten kann. Ich gestehe, ich finde diese Konstellation großartig.«
    »Ich auch«, pflichtete Löffke eilig bei. »Es ist eine einmalige Gelegenheit.«
    Frodeleit schwieg, aber sein Unbehagen blieb spürbar.
    Bromscheidt ließ sich nicht beirren.
    »Wie Herr Löffke mir mitteilte, haben Sie sich im Referendariat kennengelernt. – Eine langjährige Freundschaft also.«
    »Mir lag immer der Anwaltsberuf näher und Achim der Richterdienst«, sprang Löffke für seinen zögernden Freund ein. »Jeder hat seinen Weg gemacht.«
    Bromscheidt nickte verständig.
    »Ehrlich gesagt, wissen wir von Ihnen noch nicht viel«, meldete sich Marie, ihren Blick auf Bromscheidt geheftet. »Ich habe Sie zum Beispiel nicht im Internet gefunden.«
    »Ja, ich weiß, es ist fast schon eine Kunst, dort nicht gefunden zu werden«, stimmte Bromscheidt lächelnd zu. »Aber es ist erklärlich. Ich lebe erst seit einem halben Jahr wieder hier. Zuvor habe ich viele Jahre in Südeuropa an einem wissenschaftlichen Institut gearbeitet. Jetzt hat es mich wieder in die Heimat gezogen, und hier werde ich auch bleiben. Ich plane etliche Projekte und werde auch eine Praxis eröffnen. Wirtschaftlich brauch ich das alles nicht. Ums Geld geht es mir nicht. Mich treibt allein mein wissenschaftliches Interesse.«
    »Wer eine kleine dampfende Lagune im Garten unterhält, braucht wirklich kein Geld«, lachte Löffke.
    »Es ist ein schöner Luxus«, gab Bromscheidt zu. »Man soll sich die schönen Dinge gönnen, solange man sie sich noch leisten kann. Ich tue es! – Wer weiß, wann alles vorbei ist?«, sagte er und richtete seinen Blick wieder auf die Person, die im Mittelpunkt seines Interesses zu stehen schien.
    »Herr Frodeleit, ich möchte Ihr Unbehagen nicht beiseite drängen. Sie sollen sich auf keinen Fall verpflichtet fühlen, wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, Bedenken haben. Aber andererseits möchte ich jede Chance nutzen, für unsere Idee zu werben und Sie zu überzeugen. Es wäre für das Projekt zweifellos ein Gewinn, Sie bei uns zu wissen. Ich darf wiederholen: Es geht nicht um Kollegenschelte! Sie sollen keine Richterinnen oder Richter bloßstellen.«
    »Du bekommst den Vorsitz erst Mitte dieses Jahres«, erinnerte ihn Verena. »Gefährde nicht, wofür du so lange gearbeitet hast.«
    Bromscheidt warf ihr einen verschliffenen Blick zu und entgegnete mit samtpfotiger Stimme, die die scharfen Krallen ihres Besitzers nur allzu leicht vergessen ließ: »Ich bin mir sicher, dass der Vorsitz Ihres Mannes in jeder Hinsicht mehr als verdient ist. Mit Ihnen wird zweifellos ein fachlich und persönlich profilierter Mensch herausgehoben, der sich im besten Sinne für Recht und Gerechtigkeit einsetzt. Gerade deswegen wären Sie ja ein Gewinn für uns! Ihr Gewissen und Ihr Rechtsbewusstsein sind förmlich der notwendige Filter für die Arbeit, die Herr Löffke und ich leisten werden. Sie, lieber Herr Frodeleit, werden unser Supervisor sein, der als Einziger wegen seiner erfahrungsgesättigten Souveränität die getroffenen Entscheidungen als richtig oder falsch beurteilen kann. Dadurch werden Sie Ihre Reputation ganz ohne Frage noch untermauern können! – Ich möchte Ihnen etwas vorschlagen«, sagte Bromscheidt und sah auf seine Armbanduhr. »Wir haben jetzt kurz nach 21 Uhr. Lassen Sie uns die Gelegenheit nutzen, gemeinsam noch zur Alten Steinwache in der Innenstadt zu fahren. Ich stelle mir vor, die Ausstellung dort durchzuführen und regelmäßig von ausgewählten Experten Vorträge zum Thema halten zu lassen. Bekommen Sie ein Gefühl
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