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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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blinkten. Ein breites Fenster ging auf einen zweiten, viel größeren Raum hinaus, wo eine Frau mit Kopftuch und zwei junge Männer in Laborkitteln den Quantencomputer testeten. Der Rechner war von unscheinbarem Äußeren, eine Edelstahlbox von der Größe eines aufgerichteten Klaviers. Aus dem unteren Teil der Kistenfront liefen dicke Elektrokabel heraus, an den Seiten dünnere.
    »Ist er das?«, fragte Michael. »Ich hatte ihn ganz anders in Erinnerung.«
    »Wir haben einen völlig neuen Ansatz gewählt«, erklärte Dawson. »Das alte Modell war auf Elektronen angewiesen, die in flüssigem Helium trieben. Der neue Computer kontrolliert den Auf- und Abwärtsspin der Elektronen mithilfe eines oszillierenden Elektrofelds. Die Elektronen selbst fungieren als die Qubits – Quantum-Bits – der Maschine.«
    »Das heißt, die Technologie ist eine andere, aber im Grunde passiert das Gleiche?«
    »Ja. Wir arbeiten nach demselben Prinzip. Ein gewöhnlicher Computer, egal wie leistungsstark, speichert und verarbeitet Informationen in Form von Bits, die ausschließlich zwei Zustände kennen: aus oder ein, eins oder null. Ein Qubit hingegen kann gleichzeitig eine Eins, eine Null oder eine Verschränkung beider Werte sein, womit eine unbegrenzte Anzahl
von Zuständen erreicht werden kann. Was bedeutet, dass unser Rechner mit komplexen Problemen viel schneller fertigwerden kann als jedes andere bislang bekannte System.«
    »Und wie sollen wir damit Nachrichten fremder Zivilisationen empfangen?«
    »Die Quantentheorie besagt, dass Elektronen sich zur selben Zeit an verschiedenen Orten aufhalten können. Aus diesem Grund zerbrechen die Atome eines Moleküls nicht, wenn sie aneinanderstoßen. Die Elektronen sind Teilchen und Welle zugleich – sie bilden eine Art Wolke, die die Atome zusammenhält. In diesem Moment existieren unsere Qubit-Elektronen hier in dieser Maschine, aber zwischendurch sind sie immer mal wieder ›woanders‹.«
    »Sie können nicht einfach verschwinden«, sagte Michael. »Irgendwo müssen sie hin.«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Elektronen sich in einer Parallelwelt befinden und erst im Moment der Beobachtung in unsere Realität zurückkehren. Ganz offensichtlich verfügen unsere fernen Freunde über weitaus komplexere Quantencomputer. Sie fangen die Teilchen ab, ordnen sie zu komplexen Nachrichten an und schicken sie zurück. Die Elektronen schießen so schnell zwischen den Sphären hin und her, dass wir lediglich die Auswirkungen der Bewegung messen können, nicht aber die Bewegung selbst.«
    Einer der jungen Männer klopfte an die Scheibe. Dawson nickte und schaltete die Sprechanlage ein.
    »Wir haben den Systemcheck drei Mal durchlaufen lassen«, sagte der Techniker. »Alles ist bereit.«
    »Gut. Dann wollen wir anfangen. Dr. Assad, wenn Sie dann bitte in den Kontrollraum kommen würden?«
    Dawson schaltete die Sprechanlage aus, als die junge Frau mit dem Kopftuch hereintrat. Sie hatte ein rundes Gesicht und sehr dunkle Augenbrauen. »Darf ich Ihnen Dr. Assad vorstellen? Sie kam in Syrien zur Welt, hat aber den längsten
Teil ihres Lebens hier in den Staaten verbracht. Mit Mr. Boones Zustimmung wurden ihr Zugangsrechte der Stufe Rot erteilt.«
    Dr. Assad lächelte schüchtern und vermied es, Michael in die Augen zu sehen. »Mr. Corrigan, es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen.«
    Alle setzten sich, und Dr. Dawson begann, Befehle einzutippen. Boone setzte sich als Letzter und war unfähig, auch nur kurz zu entspannen. Entweder beobachtete er die Anwesenden oder den Monitor.
    Während der ersten Stunde wurde das übliche Protokoll durchlaufen. Michael hörte ein elektronisches Summen, das anhob, verstummte, von Neuem begann. Manchmal wurde es so laut, dass die Trennscheibe zu vibrieren begann. Während die unterschiedlichen Bereiche des Computers getestet wurden, erklärte Dr. Assad mit leiser, ruhiger Stimme den Vorgang.
    »Die ersten zehn Qubits sind in Betrieb. Nun erfolgt die Aktivierung der zweiten Gruppe.«
    Der Computer erwachte zum Leben und wurde sich seiner Kräfte bewusst. Dawson erklärte, die Maschine könne aus ihren eigenen Fehlern lernen und komplexe Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Im Lauf der zweiten Stunde ließ Dr. Assad den Rechner Shors Algorhythmus anwenden – ein Faktorisierungsverfahren, um große Zahlen in kleine Divisoren herunterzubrechen. Während der dritten Stunde errechnete der Computer die Symmetrien eines E8, eines geometrischen
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