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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Körpers mit siebenundfünfzig Dimensionen. Als fünf Stunden verstrichen waren, wurde Dr. Assads Bildschirm plötzlich sekundenlang schwarz, dann tauchten erneut Zahlen auf.
    »Was ist passiert?«, fragte Michael.
    Die Wissenschaftler sahen sich an. »Wir haben es schon beim letzten Mal beobachtet«, sagte Dawson. »Ab einem gewissen
Punkt sendet der Computer erhebliche Partikelmengen in andere Sphären.«
    »Wie ein Radiosignal ins Weltall?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Dawson. »Ein Radio- oder TV-Signal würde Lichtjahre brauchen, um andere Galaxien zu erreichen. Die Elektronen in unserem Quantencomputer verschwinden an einen viel näher gelegenen Ort – in eine Parallelwelt.«
    Im Lauf der sechsten Stunde wurde einer der Techniker losgeschickt, das Abendessen zu holen. Als alle dabei waren, Chips und Sandwiches zu kauen, flackerten die Monitore erneut. Dr. Assad stellte ihren Kaffeebecher ab, und Dr. Dawson sprang von seinem Bürosessel auf, um sich neben sie zu stellen.
    »Sie kommt«, sagte er.
    »Wovon reden Sie?«, fragte Michael.
    »Die Botschaft von unseren Freunden. Beim letzten Mal fing es genau so an.«
    Eine dunkle Welle aus Pluszeichen überschwemmte den Monitor. Dazwischen taten sich kleine Lücken auf wie Löcher in einer Wand. Wenige Minuten später bildete der Computer geometrische Muster ab. Die ersten sahen aus wie flache, aus Papier ausgeschnittene Schneeflocken, die aber rasch an Komplexität und Symmetrie gewannen und dreidimensional wurden. Bälle, Zylinder und Kegel schwebten über den Bildschirm wie von einer unsichtbaren Strömung getrieben.
    »Da!«, rief Dawson. »Genau da! Können Sie es erkennen?« Und alle starrten auf die erste Zahl – eine Drei.
    Weitere Zahlen erschienen. Ganze Cluster. Michael hielt sie für zufällig, aber Dr. Assad flüsterte: »Das ist uns schon einmal passiert. Das sind besondere Zahlen. Primzahlen.«
    Auf dem Bildschirm tauchten Gleichungen mit den verschiedensten Symbolen auf, dann verschwanden die Gleichungen und machten wieder Figuren Platz. Michael hielt sie
zunächst für Ballons, aber dann erkannte er lebendige Wesen, fette, kugelförmige Zellen, die sich durch Teilung reproduzierten.
    Und dann – Buchstaben. Zumindest erklärte Dr. Dawson es so. Zunächst sahen sie wie geometrisches Gekritzel aus und erinnerten an in Glas geritzte Grafitti. Dann wurden die Symbole deutlich erkennbar.
    »Das ist Hebräisch«, flüsterte Dr. Assad. »Das ist Arabisch … kein Zweifel. Chinesisch … glaube ich.«
    Sogar Boone war entzückt. »Ich sehe ein ›A‹ und ein ›T‹«, sagte er. »Und das da sieht aus wie ein ›G‹.«
    Die Buchstaben schlossen sich zu langen Reihen zusammen. Handelte es sich um einen Code, oder war ihre Anordnung zufällig? Plötzlich ergaben sich Lücken zwischen einzelnen Buchstabengruppen, so dass Cluster aus drei, fünf oder zwölf Elementen entstanden. War das eben ein Wort? , dachte Michael. Lese ich Wörter? Und dann erschienen Sätze in verschiedenen Sprachen.
    »Da steht lesen auf Französisch«, sagte Dr. Assad mit tonloser Stimme. »Und da steht sehen auf Polnisch. Ich habe einmal einen Monat in Warschau verbracht, als ich …«
    »Übersetzen Sie bitte weiter«, sagte Michael.
    »Blau. Weich . Beides auf Deutsch. Die neuen Wörter dort scheinen aus dem Koptischen zu stammen. Jetzt kommt Englisch. Unendlichkeit. Verwirrung  …«
    Die Wörter fügten sich aneinander und bildeten Sätze, die nach surrealistischer Lyrik klangen: Hund nimmt die Sternenstraße. Das zufällige Messer mit Schnurrhaaren .
    In der achten Stunde empfingen sie Nachrichten in den verschiedensten Sprachen, aber Michael hatte nur noch Augen für drei Wörter.
    komm zu uns
    komm zu uns
    KOMM ZU UNS

ZWEI
    N achdem sie ihre Geometrieaufgaben gelöst hatte, rutschte Alice Chen von der Bank, holte sich einen Scone aus der Brotdose und schob die schwere Tür der Küchenhütte auf. Auf Skellig Columba war es kalt und windig, trotzdem knöpfte Alice sich ihre Steppjacke nicht zu. Mit schaukelnden Zöpfen rannte sie über den schmalen Weg, der die drei Terrassen an der Nordspitze der Insel miteinander verband. Auf der letzten Terrasse standen zwei Auffangbecken für Regenwasser neben den Pastinaken- und Kohlbeeten, dahinter verlor sich der Pfad. Alice stapfte über den steinigen, mit Sauerampfer und kümmerlichen Disteln bewachsenen Boden.
    Sie erklomm einen mit schwarzen Flechten bedeckten Felsbrocken, und die losgetretenen Flechten unter ihren
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