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Traumtrunken

Traumtrunken

Titel: Traumtrunken
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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lassen.
    Wenn sie nach Hause kam, hatte sie kaum etwas gegessen, war müde und hatte das Bedürfnis, sich mit einer warmen Decke auf die Couch zu legen. Dort sah sie bis abends fern und war froh, dass Atze nicht da war. Bennis Weinerlichkeit war ihr egal. Sie kümmerte sich nur halbherzig um ihn.
    Wenn sie sich schlafen legen wollte, überfielen sie Tränen der Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit, gegen die sie sich nicht wehren konnte.
    Sie wollte das nicht. Sie hatte diese Traurigkeit satt. Am Mittwochabend blieb sie einfach liegen und schlief vor dem Fernseher ein.
     
    ***

Irgendwann hatte Atze genug. Immer noch heulte Michaela diesem toten Vogel hinterher.
    Er überlegte ernsthaft, ob er einen neuen kaufen sollte.
    Wenn er ja sicher sein könnte, dass es die Situation wirklich verbessern würde.
    Er glaubte nicht wirklich daran. Michaela gefiel ihm im Moment gar nicht. Ständig saß oder lag sie irgendwo lustlos herum und Atze hatte das Gefühl, dass sie in Gedanken ganz woanders war.
    Vielleicht sollten sie Urlaub machen. Den konnten sie im Moment beide vertragen.
    Eigentlich hatte er sich dagegen gewehrt. Zweimal der gleiche Ort, wo doch die Welt so groß war und Atze sie noch gar nicht kannte. Aber in dieser Situation, das wusste er, konnte nur eine Reise nach Teneriffa helfen.
    Was er nicht wusste: Wie das Wetter im Frühjahr dort war. Aber mit Sicherheit wärmer als hier, vermutete Atze und freute sich über seinen Einfall.
     
    ***

Es wurde erst besser, als Rico wiederkam. Das war Mitte Januar.
    Für Rico die letzte Gelegenheit, sein Weihnachtsgeschenk auszuprobieren, denn draußen versank die Welt im Schnee. Und das gefiel Michaela.
    Benni hatte sich allmählich an die kalten Temperaturen gewöhnt. Michaela stützte seinen Rücken mit einem kleinen Kissen, so dass er aus dem Wagen schauen und die Kinder beobachten konnte.
    Das funktionierte gut und immer, wenn Michaela mit Rico eine Abfahrt hinter sich gelassen hatte und sie nah an Benni vorbeigingen, lachte er ihnen entgegen.
    Michaela hatte den kleinen Schlitten von Rico an ihren gebunden und zog ihn hinter sich her.
    Rico war ausgelassen und Michaela freute sich, dass er wieder da war. Über die letzten Wochen sprachen sie nicht.
     
    ***

„Du hast schon gebucht? Ohne mich zu fragen, bestimmst du einfach über meinen Kopf hinweg!“ Michaela war empört.
    „Michaela, was ist denn? Du wolltest doch unbedingt nochmal dorthin! Meinst du, Doris gibt dir nicht frei?“
    Michaela ruderte zurück. Wie sollte sie Atze das erklären? Sie konnte mit Rico Anfang März nicht verreisen. Das war unmöglich. Vorsichtshalber sagte sie gar nichts mehr.
    Doch das machte Atze wütend. „Das war ein Vorschlag . Die im Hotel haben mir diesen Termin angeboten. Ausgemacht hab ich überhaupt noch nichts!“
    Michaela war erleichtert, als sie das hörte. Sie setzte sich.
    „Mir wäre es in den Osterferien lieber“, sagte sie leise.
    „In den Ferien? Da ist doch alles teurer! Diesmal müssen wir nicht in den Ferien fahren.“
    Atze sah verwundert aus, aber immerhin beruhigte er sich langsam wieder.
    Michaela überlegte, wie sie aus dieser Sache herauskam. Sie konnte ihm nicht wirklich Argumente liefern.
    „Ich kann es mir Ostern einfach besser vorstellen. Ich ...
    Ich wollte schon immer mal Ostereier unter Palmen suchen.
    Da kann man sie wenigstens definitiv draußen verstecken.
    Hier regnet es doch meistens“, setzte sie nach.
    „Ostereier, ja?“ Atze zog die Stirn kraus.
    Mittlerweile schien er es gelassen zu sehen. „Gut. Von mir aus. Ich schaue nach, ob das auch geht. Wann sind denn überhaupt Ferien?“
    „Ende März, Anfang April“, sagte Michaela etwas zu schnell und biss sich auf die Lippe.
    Dann fügte sie leise hinzu: „Es reicht ja auch, wenn wir eine Woche fahren.
    Wir waren ja schon mal dort!“
    „Wem sagst du das. Dir tue ich nochmal einen Gefallen!“ Atze ging brummend aus dem Zimmer.
     
    ***

Natürlich freute sich Michaela auf den Urlaub.
    Nur die Begegnung mit Simona und Carlos machte ihr zu schaffen. Michaela wurde ganz aufgeregt, wenn sie daran dachte.
    Rico hätte sie keinen schöneren Wunsch erfüllen können, das war klar. Er liebte Ferien, wo er morgens schon in den Hort durfte. Aber nach Hause. Das war natürlich etwas Besonderes für ihn.
    Er hatte sie umarmt und war dann im Kreis gesprungen, als sie ihm von der Reise erzählte. Und hatte sie gleich angesteckt mit seinem Glück.
     
    ***

Atzes Plan war mal wieder aufgegangen. Kaum
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