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Traummoerder

Titel: Traummoerder
Autoren: Shane Briant
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heiser. »Gute Nacht. Schlaf gut. Lass dich nicht von den Bettwanzen beißen …« Er brach ab.
    Der Schmerz in der Brust wurde stärker. Durch bloße Willenskraft versuchte sie, ihr Herz zum Zerbersten zu bringen – der Tod wäre besser als diese Qualen. Plötzlich nahm sie eine Bewegung unter dem Laken wahr, das ihre Beine bedeckte. Der Stoff schien sich kaum merklich zu kräuseln. Sie starrte entsetzt auf die riesige Spinne, die unter dem Laken hervor kroch, und fühlte, wie die haarigen Beine ihre Haut berührten. Das Tier verharrte auf Lucys linkem Knie und erkundete das Terrain. Die Schmerzen in der Brust hatten sich ins Unermessliche gesteigert.
    Die gigantische Spinne bewegte sich von neuem, kroch über die Innenseite ihres Schenkels und blieb schließlich auf dem Bauchnabel sitzen, um den silbernen Piercing-Ring zu untersuchen, der im Halbdunkel glitzerte. Dann setzte sie ihren Weg über das schneeweiße T-Shirt fort.
    Wäre Lucy imstande gewesen zu schreien, hätte man sie trotz des Verkehrslärms einige Meilen weit gehört.
    Die Spinne setzte sich auf den Hals. Lucy konnte nicht einmal die Luft anhalten, weil ihr kaum noch etwas davon geblieben war. Sie konnte nichts tun als abwarten.
    Sie versuchte den Mund zu schließen, aber er blieb offen stehen. Genauso wenig gelang es ihr, die Augen zuzumachen. Ihr Blick wanderte zu ihren Füßen, als sie dort ein Prickeln fühlte. Diesmal tauchten zwei Taranteln und ein Skorpion unter dem Leintuch auf und begannen ihre Wanderung über Lucys Körper.
    Der Traumheiler hatte die Wahrheit gesagt. Sie spürte jeden Schritt der Tiere, als sie über ihre Haut krochen, und konnte sich nicht rühren, um sie zu vertreiben.
    Ein scharfer Schmerz am Hals verriet ihr, dass die erste Spinne zugebissen hatte. Es tat höllisch weh, gleichzeitig fühlte sie, wie die Bestie winzige Härchen abwarf, die in ihrem Mund und im linken Auge landeten. Doch das war nichts im Vergleich zu den Bissen, die kurz danach folgten. Eine Tarantel biss sie innen in den Schenkel – zweimal. Der Schmerz war abscheulich. Lucy war so konzentriert auf diese Pein, dass sie nicht mitbekam, wie sich der Skorpion fortbewegte, der über den Oberkörper zum Gesicht gerannt war und auf dem Nasenrücken innehielt. Er kniff in Lucys Unterlid und stach in den rechten Augapfel. Der Schock nach diesem Angriff war noch scheußlicher als der Schmerz.
    Fünfzehn Minuten später hauchte Lucy ihr Leben aus, während sich der Skorpion ganz in der Nähe des Sehnervs an der Lederhaut des Auges labte.

Kapitel 5
    »Also?«
    Nachdem Dermot vom Joggen nach Hause gekommen war, überredete Neela ihn, sich das Manuskript noch einmal vorzunehmen. Trotz ihrer Ausbildung zur Kunstkuratorin fungierte sie als Dermots Lektorin und hatte ein ziemlich gutes Gespür dafür, was bei den Lesern ankam und was nicht. Aus diesem Grund und auch, um ihr seine Zerknirschung zu zeigen, hatte Dermot nachgegeben.
    »Es ist totaler Mist. Nichts anderes. Du brauchst dir nur die Handschrift anzusehen«, antwortete Dermot.
    »Was hat die Handschrift damit zu tun? Auf den Inhalt kommt es an. Der Stil eines jeden Schreibers ist so individuell wie sein Fingerabdruck.«
    »Klar. Aber dieses Zeug? Ein Geistergestörter bringt einen Haufen Leute um, indem er ihre schlimmsten Albträume nachstellt. Die ganzen Details und Auswüchse – so was brauche ich nun wirklich nicht!«
    »Damit hast du gerade Hitchcocks Psycho zum Schund erklärt, vom Omen und Das Schweigen der Lämmer ganz zu schweigen …«
    Dermot hielt eine Hand hoch, um ihrem Redefluss Einhalt zu gebieten. »Hey, Hitchcock war einer der größten Gruselregisseure aller Zeiten. Meiner Meinung nach sind seine Filme nach wie vor unübertroffen. Omen kannst du dir an den Hut stecken – ich habe genug Satan-Filme gesehen. Das Schweigen der Lämmer ist etwas anderes – das ist etwas vollkommen Neues. Dieser Typ hier spielt weiß Gott nicht in derselben Liga.«
    »Genau davon rede ich. Während du frische Luft in deine Lunge gepumpt hast, habe ich das erste und die Hälfte des zweiten Kapitels gelesen. Ich sage dir – dies ist anders als jeder andere Roman, den ich jemals gelesen habe. Das Website-Konzept ist frisch und originell. Diese brutalen Morde sind absolut gruselig, weil sie so emotionslos und teilnahmslos durchgeführt und geschildert werden. Es ist ein Tagebuch. Der Erzähler ist faszinierend, weil er weder ein Gewissen noch Erbarmen oder Mitgefühl hat. Es ist kaum zu fassen, was für
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