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Traummoerder

Titel: Traummoerder
Autoren: Shane Briant
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nicht verrückt sein.‹ Der Duke of Gloucester ist derjenige, der blind ist.«
    Nick bemühte sich, seinen Triumph nicht zu zeigen. Er hatte richtig vermutet. Es war schon immer die Blindheit gewesen. Sie hatte es nicht abgestritten. Kein bisschen. Vielmehr hatte sie sein absichtlich falsches Zitat korrigiert.
    »Wie? Woher wusstest du das?«, fragte sie so leise, dass er sie kaum verstand.
    »Vielleicht habe ich den sechsten Sinn«, antwortete er leichthin. »Vielleicht sind wir seelenverwandt. Das sind wir doch, oder?«
    Nick neigte sich noch ein wenig näher zu ihr – so nahe, dass sich ihre Lippen beinahe trafen.
    Sekunden vergingen. Zwei, zehn, zwanzig.
    Er kam ihr noch einen Hauch näher, und seine Lippen strichen ganz leicht über ihre – sanft wie ein Schmetterlingskuss.
    Instinktiv zog sich Neela zurück; sie war erstaunt und plötzlich mehr als nur ein wenig verwirrt. »Nick, was machst du?«
    Er schaute ihr tief in die Augen, dann war der Moment mit einem Mal vorbei, und seine Miene wurde ausdruckslos. Er stand auf und ging langsam zur Tür.
    »Nick?«, flehte Neela. »Ich hoffe, ich habe dich nicht gekränkt. Es ist einfach …« Sie zögerte; er hatte ihr den Rücken zugekehrt. »Es ist nur – wir sind die engsten Freunde und können nie mehr als das sein. Das weißt du doch, oder?«
    Nick drehte sich um und streckte eine Hand aus. Sein Gesicht war kalt wie Marmor. »Ja, Neela. Natürlich weiß ich das.«
    Sie erhob sich, ergriff seine Hand; ihre Augen schwammen in Tränen. Sie wollte etwas sagen, aber er kam ihr zuvor.
    »Ich muss dir etwas zeigen, Neela«, sagte er wieder sanft und gefühlvoll. »Es ist oben. Eine Überraschung. Kannst du hier warten? Es dauert nur ein paar Minuten.«
    Neela atmete erleichtert auf. »Natürlich kann ich warten, Nick.«
    Nick lächelte traurig. Sein Blick wirkte eigenartig distanziert. Während er die Treppe hinaufging, ließ sich Neela wieder auf dem Sofa nieder. Als oben die Schlafzimmertür ins Schloss fiel, klingelte ihr Handy. Sie klappte es auf. Sie hörte zu und wurde kreidebleich. Dann rang sie um Atem.
    »Hier spricht Detective Hansen, Mrs. Nolan. Wir haben Ihren Mann gefunden. Er lebt, sein Gesundheitszustand ist sehr ernst, aber er wird alles überstehen. Man hat ihn ins Krankenhaus transportiert, dort liegt er derzeit auf der Intensivstation. Wenn Sie mir sagen, wo Sie sich aufhalten, holen wir Sie ab.«
    Neela brachte kein Wort heraus. Schließlich holte sie tief Luft und sagte. »Ich bin im Haus eines Freundes. Nick Hoyle.«
    »Ich verstehe.« Eine Pause. »Ja, ich erinnere mich an diesen Namen. Wir haben seine Adresse in den Akten. Ich schicke sofort einen Streifenwagen los. Er dürfte in wenigen Minuten da sein. Wir möchten Sie zu Ihrem Mann bringen.«
    »Kann Dermot sprechen? Ich meine, ist er bei Bewusstsein?«
    »Zurzeit nicht, Mrs. Nolan. Er driftet immer wieder ins Koma. Und was er sagt, ergibt kaum Sinn. Er hat sehr viel Gewicht verloren, und er hat Geschwüre und eine Infektion, Aber die Ärzte glauben, dass er sich von den körperlichen Leiden erholen wird. Er war lebendig begraben.«
    »Lebendig begraben?« Neela war entsetzt. »O mein Gott! Wo? In einem eingestürzten Gebäude oder so was?«
    »Nein. Hören Sie, der Streifenwagen müsste gleich bei Ihnen sein.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Detective Hansen.«
    Sie klappte das Handy zu und dann rief sie überschwänglich nach Nick. »Nick! Großartige Neuigkeiten. Er lebt! Sie haben Dermot gefunden!«
    Keine Reaktion. Sie rief noch einmal nach Nick – diesmal lauter. Immer noch keine Antwort.
    Neela schüttelte verwirrt den Kopf – Nick musste sie gehört haben. Auch wenn er die Worte vielleicht nicht verstanden hatte, konnte er ihre Stimme gar nicht überhört haben.
    Das Haus war unheimlich still. Neela hatte das Gefühl, zu hören, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Warum antwortete Nick nicht? Was war mit ihm passiert?
    Angst durchflutete sie. Der Killer! War er im Haus? Im oberen Stockwerk? Hatte er …?
    Sie blieb ganz still stehen, atmete ein paar Mal tief durch und sah sich hektisch um. Im Wohnzimmer war außer ihr niemand. Vielleicht hatte Arnold schon die ganze Zeit im Schlafzimmer auf der Lauer gelegen. Natürlich! Deshalb hatte Nick nicht geantwortet. Arnold war im Haus …
    Sie klappte ihr Handy auf, um 911 zu wählen. Dann hörte sie Nicks Stimme von oben. Freude durchströmte sie.
    »Es ist okay«, rief er. »Komm rauf. Ich möchte dir was zeigen. Jetzt
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