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Traummoerder

Titel: Traummoerder
Autoren: Shane Briant
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Ansicht, dass verglichen damit frisches Wasser, das Dermot aus einer Plastiktüte saugen konnte, die mit einem Schlauch verbunden war, und Essensreste oder Gartenabfälle mit den Würmern, die in dem Schnellkomposter ihre Arbeit machten, eine geradezu üppige Verpflegung darstellten.
    Einer der unangenehmsten Aspekte für den lebendig Begrabenen war die fehlende Toilette. Nick hob eine Grube unter der Stelle aus, an der Dermots nacktes Hinterteil liegen würde, so dass sein Urin und die Exkremente direkt in eine maßgefertigte Wanne fielen. Ohne dieses System würde Dermot bald an einer Infektion sterben oder in seinem eigenen Urin ertrinken. Und damit wäre alles frühzeitig zu Ende.
    Nick stattete Dermots Sarg noch mit einer Lichtquelle aus, damit der Gefangene sehen konnte, wo er sich befand und was mit ihm passierte. Das war Teil der Folter. Das Licht würde ihm auch bei der Entscheidung helfen, welche Brocken er als Erstes zu sich nehmen wollte – das sah Nick sogar als Zeichen seines Mitgefühls an. Zudem konnte Dermot das Licht ausknipsen, wenn er schlafen wollte – noch eine Annehmlichkeit. Aus Spaß gab Nick seinem ehemaligen Freund noch eine kleine Handglocke mit in den Sarg.
    Die Frage, die Nick oft beschäftigte, während er mit Neela in den folgenden Wochen in ihrem Haus zu Abend aß, war: Wie lange sollte er Dermot in seinem Grab lassen? Ein Jahr? Nein, das war nicht annähernd genug! Schließlich entschied er sich für drei Jahre. Dann würde er Dermot mit Rattengift töten.
    Der Tag, an dem Nick seinen Gefangenen nach Hause zum Linley Place brachte, war etwas ganz Besonderes für den Traumheiler. Er pfiff eine fröhliche Melodie – ein sicheres Zeichen dafür, dass er sehr glücklich war. Neela sollte am folgenden Tag nach Hause kommen, und er würde sie mit dem neu gestalteten Garten überraschen.
     
    Während seiner Gefangenschaft im Lagerhaus beschäftigte sich Dermot nur mit Fluchtgedanken. Aber Nick hatte alles bedacht. Dermot war fest an einen Metallring über dem Bett angekettet und gefesselt. Zudem wurde er von seinem Folterknecht mit einem Löffel gefüttert, und Wasser erhielt er aus einem Plastikschlauch, an dem er saugen musste. Nick hatte den Raum schalldicht isoliert, also hatte Schreien auch keinen Sinn.
    Als Dermont auf seiner primitiven Pritsche lag, versuchte er verzweifelt, sich vorzustellen, was Nick mit ihm vorhaben mochte. Am ersten Tag war er sicher, dass Nick ihn töten würde, aber im Laufe der Zeit ließ diese Überzeugung immer mehr nach.
    Eines Tages sah Dermot zu, wie Nick eine Spritze vorbereitete. Wenige Sekunden später war der Inhalt der Ampulle in seiner Vene. Als er wieder zu sich kam, saß er, verschnürt und mit verklebtem Mund, auf einem Stuhl in seiner Küche.
    Man hatte ihn nach Hause geschafft. Eine grenzenlose Erleichterung durchflutete ihn kurz, dann fragte er sich: Was passiert jetzt?
    Dermot versuchte sich zu bewegen, merkte jedoch sofort, dass das Entspannungsmittel seine Muskeln gelähmt hatte. Dann ging die Wohnzimmertür auf, und Nick kam mit einem breiten Lächeln herein.
    Er schob einen Arm hinter Dermots Schultern, den anderen unter seine Knie und trug ihn wie einen Säugling hinaus in den Garten und in den neu erbauten Schuppen. Als Nick die Tür mit dem Fuß aufstieß, sah Dermot den Sarg. Sofort verlor er die Kontrolle über seine Blase.
    »Hey! Das ist ja ekelhaft«, schimpfte Nick mit gespielter Empörung. In diesem Ton wies ein Vater sein kleines Kind zurecht, wenn es nachts ins Bett gemacht hatte. Insgeheim jedoch hatte Nick mit einer solchen Reaktion gerechnet. Er grinste Dermot an. »Da wir schon beim Thema sind, versuch deinen Darm unter Kontrolle zu halten, bis du in der Kiste liegst.«
    Nick bemerkte, dass Dermot den Blick nicht von dem Sarg losreißen konnte.
    »Eine hübsche Tischlerarbeit, wie?«
    Er wartete geduldig, bis Dermot die Grube und die Winde bemerkte. Aber Sekunden verstrichen, und Dermot fixierte immer noch den Sarg. Für Nick war das ärgerlich – er kam sich vor wie ein Kind, das es kaum erwarten konnte, das zweite Geschenk auszupacken, das noch unter dem Weihnachtsbaum lag.
    »Sieh dir die Grube an. Die Grube!«
    Wieder tickten die Sekunden dahin. Dann richtete sich Dermots Blick ganz langsam auf die Winde über dem schwarzen Erdloch. »Lebendig begraben. Ist das nicht dein schlimmster Albtraum? Das bringt dich dazu, im Schlaf zu schreien, stimmt’s? Als mir Neela davon erzählte, konnte ich einfach nicht
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