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Traummoerder

Titel: Traummoerder
Autoren: Shane Briant
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trocknete sich hastig ab und schlüpfte in einen cremefarbenen Morgenmantel.
    Wieder schlug die Glocke an.
    Lucy öffnete die Tür einen Spalt, nahm jedoch die Sicherheitskette nicht ab. Der Postbote war ihr fremd. Hatte der Mann, der sonst kam, Urlaub?
    »Hi. Haben Sie etwas für mich?«
    »Klar.«
    Der Postbote hielt ein braunes, vierzig Zentimeter langes und zwölf Zentimeter breites Paket in den Händen.
    »Ich brauche noch Ihre Unterschrift, Miss …«, er warf einen Blick auf die Adresse, »… Miss Cowley.«
    Lucy unterschrieb und nahm das Paket an sich, legte es auf den Tisch im Wohnzimmer und ging ins Badezimmer, um sich anzuziehen. Sie liebte die Vorfreude auf ein Geschenk und malte sich aus, was es enthalten könnte.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, schaltete sie den Fernseher ein und öffnete das mysteriöse Päckchen. Sobald sie das braune Papier abgenommen hatte, hielt sie ein Holzkästchen in der Hand, in dem eine Flasche Rotwein lag. Ein Caymus Napa Valley Cabernet Sauvignon. Sie schnappte nach Luft – ihr Lieblingswein! Unter der Flasche lag eine Karte: »Glückwunsch zur hochverdienten Beförderung. Jetzt kannst Du das letzte Jahr hinter Dir lassen. Alles Liebe Alex. XXX.«
    Alex – er machte gerade seine Facharztausbildung in der Klinik und hatte sich vor etlichen Monaten mit ihr angefreundet. Ein wunderbar warmherziger Typ. Zu schade, dass er am anderen Ufer fischte.
    Sie hauchte der Karte einen Dank zu und lief in die Küche, um einen Korkenzieher zu holen. Sie hatte nicht vor, diesen Schatz mit irgendjemandem zu teilen. Natürlich würde sie den Wein atmen lassen, das stand außer Frage … aber eine Minute oder so musste reichen.
    Wieder im Wohnzimmer, setzte sie sich an den Computer, goss ein wenig von dem Nektar in eines ihrer geliebten Riedel-Rotweingläser und schnupperte daran. Himmlisch!
    Dann ließ sie den PC hochfahren und klickte eine ihrer »Fun«-Seiten – www.matchmakeme.com – an. Natürlich suchte sie nicht aktiv nach einem Freund, fand es aber hoch amüsant, sich die Angebote anzusehen. Meistens waren einige schräge Vögel dabei.
    »Zu klein«, murmelte sie und gönnte sich einen Schluck. »Zu fett! Lieber Himmel!«
    Sie lachte. Der Kerl sah aus, als würde er weit mehr als zweihundert Pfund auf die Waage bringen. Unter Mr. Fat befand sich das Foto eines anderen Mannes. Das mürrische Gesicht machte es schwer, das Alter einzuschätzen. Achtzig? Darunter stand. »Im Herzen bin ich jünger, als ich aussehe. Ich trainiere jeden Tag im Fitnessstudio, bin ausgesprochen körperbetont und liebe Rollenspiele.«
    Lucy schnitt eine Grimasse. Allein der Gedanke, Körperkontakt mit diesem Typen zu haben, ließ sie erschauern.
    Sie scrollte weiter, griff erneut nach dem Weinglas und verschüttete etwas davon auf ihr weißes T-Shirt. Sie sah zu, wie sich der Fleck zur Größe eines Golfballs ausbreitete. Sie musste ihn unverzüglich auswaschen. Rotwein und Rote Bete – mörderisch. »Verdammt.«
    Während sie in die Küche rannte, um den Fleck zu behandeln, erfasste sie eine Woge der Übelkeit. Sie stolperte und hatte Mühe, die Orientierung zu behalten. Wie konnten ein paar Schlucke Wein eine solche Wirkung haben? Ihre Augäpfel verdrehten sich, und sie fiel nach vorn auf den Boden.
     
    Als Lucy langsam zu sich kam, fragte sie sich als Erstes, wie lange sie weggetreten gewesen war. Sie versuchte, die Hand zu heben, um auf die Uhr zu sehen, und war erstaunt, weil sie den Arm nicht bewegen konnte. Nicht einen Zentimeter. Vielleicht hatte sie sich einen Muskel gequetscht, und der Arm war eingeschlafen. Sie versuchte es mit einem Bein. Aber auch das rührte sich nicht von der Stelle, nicht einmal den Bruchteil eines Millimeters.
    Erst jetzt merkte sie, dass sie nicht mehr in der Küche lag, sondern in ihrem Bett mit zwei Kissen unter dem Kopf. »Was, zum …?«
    Sie hatte ein weißes T-Shirt und ein Höschen an, aber es war nicht das Shirt mit dem Fleck. Panik wallte in ihr auf. Wer hatte sie ausgezogen, während sie nicht bei Bewusstsein gewesen war? Schon bei der bloßen Vorstellung, dass ein Fremder sie angefasst haben könnte, wurde ihr schlecht. Ihr Herz fing an zu rasen. Wieder probierte sie, die Beine zu bewegen – leblos. Die Arme – nichts. Selbst ihre Lippen waren schlaff und unbeweglich. Sie wollte schreien, doch nicht einmal das war möglich; ihre Lunge schien dichtzumachen. Die Brust hob und senkte sich kaum noch.
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie sich nach
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