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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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wiederkehrende Verweigerung ihrer Mitarbeit.
    Heute nun war es wieder so weit, das magische Aufleuchten eines Lämpchens signalisierte Tintenleerheit. Stöhnend öffnete ich den Deckel des Druckapparates, nahm die alten Tintenpatronen heraus und friemelte an den Ersatzminen herum. Warum sich die Erfinder von solchen Dingern nicht einfachere Verschlusselemente einfallen lassen konnten, das war mir schlicht unbegreiflich. Wie eine Blöde versuchte ich die angeblich funktionablen Sicherheitsklappen der Patronen, die für jene Gerätschaft üblich waren, zu entfernen. Ich zuckelte und zerrte. Ich riss und zog mit verbissenem Gesichtsausdruck, schließlich durfte ich nicht aufgeben, denn noch immer herrschen Menschen über Maschinen und Dingsbumse, nicht umgekehrt, oder?
    Mit einem kräftigen Ruck gelang es mir schließlich doch.
    Quintessenz allerdings: Ich hatte ein wenig mehr als nur den Sicherheitsverschluss aufgerissen, und die widerliche Farbe ergoss sich über den gesamten Schreibtisch, meine Hände und diverse Unterlagen, die auf der Tischplatte gelegen hatten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen.
    Hysterisch lachte ich auf, warf die Plastepatrone in den Müll, rannte ins Bad, wusch meine Hände, rettete an Schriftmaterial, was zu retten war, und wischte den gesamten verunstalteten, überschütteten Kladderadatsch mit Wucht und Wut vom Mahagonischreibtisch in den Papierkorb. Solche Tage waren Tage, die es aus dem Lebenskalender zu streichen galt. Mistdrucker mit Mistpatronen, der gehörte ebenso aufs Altenteil wie Leonore mit ihren 64 Jahren, die sich weigerte, mir neuere Arbeitsmaterialien zuzubilligen. Und das würd ich ihr auch so sagen, demnächst irgendwann, also in einer privaten Minute oder so, dem kleinen Feldwebel. Sollte sie doch endlich Ruhe geben und Entspannung finden in irgendeinem Landhaus in Spanien, gemeinsam mit Archibald, zwölf Bergziegen und altertümlichen Gebrauchsgegenständen. Und den Drucker darf sie gleich mitnehmen. Als das Schlimmste beseitigt worden war, setzte ich mich wieder an meine Arbeitsfläche, atmete einmal tief durch und hämmerte in den Computer eine Beschwerde-E-Mail an den Hersteller der Tintenpatronen mit einer Kopie an den Erzeuger der Druckmaschine.
     
    Ich war gerade am Ende des ersten Abschnittes angekommen: …nicht bereit, dieses Farbspiel an meinen Händen weiter zu erdulden…, da klingelte es an der Tür. Wir hatten doch aber jetzt gar keinen Termin? Ich hörte noch, wie Tantchen sich ächzend erhob, und schlidderte einer entnervten einflügligen leicht lädierten Elfe gleich durch den Flur. Ich öffnete und dann, dann sah ich ... auf die wunderschönsten sinnlichsten Lippen, die ich bisher zu sehen das Glück hatte. Von den Lippen wanderte mein Blick weiter zu einer vollkommenen, einer aristokratischen Nase, zwei kastanienbraunen großen Augen und glänzenden voluminösen dunklen Haaren. Ein Apoll von einem Mann. Ein Modell, ein Adonis, ein Halbgott, eine menschgewordene Statue. Der erste Gedanke, der sich meiner bemächtigte, war: Ist es der Briefträger? Der zweite: So viel Schönheit gehört ausgestellt. Er war perfekt, gerade geschnitten wie eine edle Tanne, schlank und modisch dezent gekleidet. Ich hätte mich ihm auf der Stelle zu Füßen geworfen und wäre einer ergebenen Sklavin gleich vor ihm her gerobbt, um seinen Weg mit Hand von Staub zu befreien und mit Rosenblüten zu bestreuen.
    Durch ein kurzes Räuspern dieser erhabenen Schöpfung vor mir und dem gleichzeitigen erwachenden Hüsteln meiner Tante aus dem Arbeitszimmer erwachte ich aus meinem Tagtraum. Ich bat ihn herein und wollte gerade wieder die Tür schließen, als sich ein breiter Fuß samt dazugehöriger Vakuumschiene zwischen Tür und Rahmen klemmte.
    „Ich bitte auch noch, junge Frau“, sprach mich eine tiefe Stimme aus dem Halbdunkel an. Hinter meinem Prinzen herein trat in den Flur eine männliche humpelnde Gestalt, die sich ein wenig gebeugt aus einem schäbigen Trenchcoat zu schälen versuchte. Noch immer guckte ich verklärt wie ein Schäfchen auf den Götzen in unserem Kanzleiflur, der mich liebevoll, fast väterlich von schräg oben herab anlächelte und scheinbar auf irgendein Wort von mir wartete.
    Was hatte ich doch gleich zu sagen? Ach ja...
    „...Möchten Sie nicht ablegen und hereinkommen?“, ich grinste noch immer ein wenig perplex, bis ich denn merkte, dass der antike Held vor mir mit dem Kopf schüttelte und mir andeutete, dass er sein Jackett nicht abzulegen
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