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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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Holztisch. Ich wärmte mich an meinem Heißgetränk. Brügge selber trank Glühwein ohne Alkohol, und die großen Kinder kümmerten sich um Konrad, der wiederholt mit einer Karusselleisenbahn fahren wollte.
    „Wie geht es dir denn?“ Er duzte mich noch immer und da ich nun nicht mehr seine Angestellte war, tat ich es ihm einfach gleich.
    „Danke der Nachfrage. Mir geht es gut, besser als dir, Herr Brügge, allemal, zumindest fühle ich mich nicht so ausgelaugt, wie du aussiehst!“
    „Charmant wie immer!“
    „Ich hatte einen guten Lehrmeister.“
    Brügge grinste in seinen Abstinenzlerpunschbecher.
    „Hast du denn inzwischen eine neue Tätigkeit aufgenommen, die deinem Intellekt entspricht?“
    Ich hätte, so ich meine Contenance nicht unter Kontrolle gehabt hätte, ihm liebend gerne eine Ohrfeige in seine grinsende Visage verpasst. Nun denn, bitte sehr, soll er doch denken, was er wollte. Ich nickte stattdessen.
    „Zwischen Weihnachten und Silvester stehst du auch in Lohn und Brot?“
    Sollte ihn das etwas angehen oder brauchte er etwa eine Ersatzmamavertretung.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Schau, ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen, ich verreise mit den Kindern für zwei Wochen nach Afrika. Weihnachten und Silvester im Jeep zwischen Wildkatzen und Elefanten. Meine Mutter kann nicht mitkommen, und die Kinderfrau, die übrigens ganz anders ist als du, ist für derlei nicht geeignet. Hättest du Lust auf ein wenig Abenteuer. Flug und Unterkünfte sind umsonst und eine Aufwandsentschädigung gibt es auch!“
    Ei du liebe Güte, das war ja ein Angebot. Mit Brügge und den Kindern in Afrika, ein bezahlter Traumurlaub. Aber mit Brügge!
    Ich überlegte, alles purzelte quer durch mein Hirn. Rasmus Brügge hatte mir da gerade ein Angebot gemacht.
    Ein unmoralisches Angebot.
    „Der Flug ist gebucht, sicher?“
    Sein lautes Lachen vermischte sich mit den sphärischen Klängen der Stillen Nacht aus einem Lautsprecher. Die Kinder drehten sich suchend nach ihm um.
    „Ich hab ein Ticket für eine noch undefinierbare Begleitperson mitgebucht. Alleine will ich mit Konrad, Nat und Amelie nicht fliegen, das kann ich Amelie nicht zumuten. Aber mit dir würde es tatsächlich funktionieren. Und jetzt, wo ich dich so unerwartet hier treffe, kann ich doch einfach mal nachfragen, oder nicht?!“
    War das unerwartet so unerwartet?
    Das Angebot war verlockend, keine Frage, aber sollte ich gebranntes Kind mich auf dieses Spiel mit dem Feuer einlassen?
     
    Alles um mich her vibrierte. Ich schloss meine Augen und stieß meine Fingernägel in das Futter des Sitzes. Der kleine Kerl neben mir rutschte aufgeregt hin und her, lutschte nervös an einem Bonbon und guckte still und fasziniert aus dem kleinen Bullauge. Die zwei jungen Menschen in der Sitzreihe vor uns, hatten bereits die Headsets auf ihre Köpfe gestülpt und ließen sich von dem Geklapper der Maschine nicht aus der Ruhe bringen. Immer schneller rollte der Flieger über die Startbahn, immer tiefer krallten sich meine Finger in den Stoff. Das Flugzeug erhob sich.
    Der Mann neben mir nahm unerwartet meine linke Hand in die seine und drückte sie ganz sanft, aber beruhigend. Ich ließ ihn gewähren.
    Ich öffnete meine Augen, nickte dankbar, um sie angespannt, wie ich war, jedoch sofort wieder zu schließen. Meine panische Flugangst.
    Eine sanfte tiefe Stimme flüsterte etwas in mein Ohr. Ich verstand die Worte nicht, die Motoren waren so laut.
    Auf einmal jedoch und wundersamer Weise, löste sich meine Anspannung. Denn zwei große raue Malerhände nahmen unvermutet mein Gesicht zwischen sich, zwei Lippen senkten sich überraschend auf die meinen. Sie schmeckten nach Honig, nach süßem Honig, wie in meinem Traum, und ich erwiderte den Kuss und griff mit meinen Händen in Rasmus Brügges Zottelhaar.
    War der Traum gar kein Traum gewesen?
    In meinem Bauch explodierte ein vorzeitiges Silvesterfeuerwerk.
     
    Der Begriff „Traummann“ ist eben doch individuell auslegbar, und subjektiv betrachtet war Brügge ja vielleicht doch einer!
    Wer hätte das vermutet?
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