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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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Kleider und führte jeden Abend magische Rituale aus. Dazu baute ich mir einen kleinen Seelenschrein in die hintere linke Ecke meines Wohnzimmers. Auf meinen Altar stellte ich Buddha und ein gerahmtes Bild des auferstandenen Jesu, die Figur der Jungfrau Maria aus Holz gearbeitet, neben diese ein kleines buntes Bildnis Vishnus, welches ich einst in Indien erstanden hatte, ein winziges Ikonenbild, eine Menora, in der Hoffnung auf Erleuchtung und ein paar persönliche Gegenstände. Ich will es mir auf keinen Fall mit irgendeinem Gott verscherzen. Außerdem besuchte ich einen Qigong- Kurs und vervollkommnete meine Yogafähigkeiten. Man weiß schließlich nie, wozu das gut sein könnte. Ja, ja, mein Ego hatte einen gewaltigen Knacks abbekommen.
    Doch inzwischen, nach all den Monaten der Selbstzerfleischung, war es dabei zu heilen, und dieser Prozess wurde unterstützt durch zwei sinnliche Lippen, die zu einem Engelsgesicht namens Christoph gehörten, Rasmus sei Dank.
    Dieses Lächeln war ein kleines Geschenk. Nach all der Schmach, die ich hatte durchleiden müssen, war da ein Mann, der reizend, ja bezaubernd aussah, mein Herz flattern ließ und mir gut tat. Denn das Gefühl Frau zu sein, als solche betrachtet und behandelt zu werden, selbst nur durch ein Lächeln, dieses Gefühl hielt ich schon lange für begraben. Auch wenn ich Christoph nie wieder sehen sollte, ich fühlte mich beschwingt über die Aprilregenpfützen springen.
    Ja, ich war jung, ich war frei, und bereit für einen neuen Mann war ich auch. Adieu Robert, die Welt gehörte wieder mir
     
    Hallo Kleines!
    Ein Anruf für dich von dein Exfreund, dies Durak. Er ruft heute am Abend noch einmal zurück. Sergej
     
    Sergej, mein lieber Nachbar, war also wieder einmal in meiner Wohnung, den Kühlschrank plündern. Dabei liebte er es, meinen AB abzuhören, um mir dann mitzuteilen, was der oder die Anrufer mir mitzuteilen hatten. Hätte ich in der Schule nicht das Wahlfach Russisch gehabt, ich wäre beim Entziffern des Wirrwarrs aus kyrillischen und lateinischen Buchstaben, welches Sergej stets auf einem Schmierzettel hinterließ, gänzlich gescheitert.
    Aha, mein Ex-Holzkopf hatte also angerufen. Es gab eine Zeit, da lebten Robert und ich gemeinsam in meiner Eineinhalb-Zimmerwohnung. Doch inzwischen hauste ich hier wieder einsam und verlassen, und Robert rief mich nur noch aus seiner Vier-Raum-Maisonettwohnung an. Meist wenn er irgendein emotionales Problem mit seiner Lara hatte. Ja, mit Lara und dem Geld ihres Vaters konnten sie sich eine Wohnung im teuersten Stadtteil Dresdens leisten. Dahin hatte es den aufstrebenden Betriebswirtschaftler nämlich verschlagen, nachdem sein Schwiegerpapa in spe seinen Hauptfirmensitz in den Osten des Landes verlegt hatte.
    Ich schälte mich aus Leonores Rolli und wollte ihn eigentlich gar nicht waschen, denn schließlich haftete noch Christophs Duft am Kragen, aber was muss, das muss. Nach einer angenehm erfrischenden Dusche, ich hatte versucht, meine rechte Hand vor dem Wasser zu schützen, gab diese Illusion aber auf und verteilte, gepaart mit Cremeseife und Tintenschwärze, Christophs Handschweiß auf meinem nackten Fleisch, und nachdem ich mich in meine wohligen alten Freizeitklamotten geschält, den CD-Player mit der Musik von Tom Waits auf volle Lautstärke gedreht und den kochenden Wassertopf mit Spagettis gefüllt hatte, klingelte das Telefon.
    „Na, Antonia, meine Liebe, bist du wieder zu Hause? Ich bin es, dein alter Robert“, rauschte es durch die Funkwellen. Was sollte denn dieses süßliche Geschwafel am anderen Ende der Leitung?
    „Bist du noch dran?“
    „Ja, natürlich“, ich war nicht wirklich höflich, und hoffentlich bekam er das auch mit.
    „Ich habe schon auf deinen verkratzten AB gesprochen. Also weißt du, den Spruch hättest du aber schon längst löschen sollen. Ich wohne doch nun wirklich schon ein ganzes Weilchen nicht mehr bei dir.“
    Ja...ja.. und lebst nicht mehr von meinem Geld und liegst nicht mehr in meinem Bett und rauchst auch nicht mehr meinen Zigarettentabak.
    „Reine verklärte Vergangenheitsbewältigung, Robert. Man nennt es auch Zynismus. Durchaus zu verstehen für enge Freunde der Familie.“
    „Ha, ha, Antonia, ha, ha...“, lachte der Knülch ein wenig künstlich in den Hörer.
    „Du, ich bin beruflich in der Stadt, und da dachte ich...“
    Mit einem Rauschen wurden wir unterbrochen.
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und seufzte. Noch vor zwei Jahren war ich diejenige, die
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