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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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ihm ein paar hinter seine bajuwarischen Ohren gegeben, aber das verbat mir meine Erziehung dann doch, und außerdem würde Tante ihm schon noch die Leviten lesen. Ich nahm die Scherben auf, wischte mit dem Mob und verschwand ins Bad, um mich meines durchnässten Kleidungsstückes zu entledigen. Aus dem Kanzleizimmer hörte ich die belehrende Stimme meiner Anverwandten und ich wusste, beim Gehen würde Herr Hubertus klitzeklein mit Hut sein.
    Nicht nur meine Bluse war braun wie ein Schlammloch, auch mein Unterhemd war durchtränkt worden von Kaffee. In dem kleinen Ersatzkleiderschrank im Ruhezimmer, welches sich meine Tante zu Entspannungszwecken eingerichtet hatte, fand ich neben zwei Paar Wollsocken, einem haargenau gleich aussehenden Kostüm wie jenes, welches Leonore in diesem Augenblick trug, ein paar Birkenstocksandalen und zwei Packen weißer Baumwollunterhosen für die gereifte Dame, auch einen Rollkragenpullover, den ich mir überzog. Er war zwar zwei Nummern zu groß, aber ich fühlte mich wieder gewärmt und gekleidet. Nachdem Herr Hubertus winzig wie ein Streichholz 20 Minuten später die Kanzlei verlassen hatte, überreichte meine Tante mir einhundert Euro, welche sie dem bayrischen Herrn aus dem geizigen Kreuz geleiert hatte.
    „Ich habe aus deiner Bluse ein Designerstück gemacht. Außerdem hatte er Bange, du würdest ihn verklagen. Und die Versicherung...naja, du weißt ja...“, sie lächelte, und ich ebenso. Immerhin hatte ich Größe bewiesen, indem ich unserem ersten Kunden des Tages lächelnd die Tür geöffnet und ihn generös hinausgeleitet hatte.
    „Ihre Tante hat´s fei faustdick hinter den Ohren“, ich nickte und er schlich die Treppe hinunter.
    „Weswegen war er eigentlich gekommen?“, fragte ich Leonore.
    „Das kläre ich mit ihm beim nächsten Termin. Den hier stelle ich ihm trotzdem in Rechnung.“ Mein energisches Tantchen fühlte sich augenscheinlich wohl.
     
    Unsere nächste Klientin war die alte Frau Beckmann. Sie übersah grundsätzlich jedes wichtige Verkehrsschild und manch rote Ampel und forderte so bereits zwei kleinere Blechschäden innerhalb der vergangenen sieben Monate herauf. Ihr heutiger Termin sollte eine Lagebesprechung des in der nächsten Woche stattfindenden Gerichtstermins beinhalten. Den letzten Unfall hatte Frau Beckmann provoziert, indem sie die Vorfahrt eines älteren Mercedesmodells mit ihrem kleinen Mopedroller schnitt, und den Eigentümer des größeren Verkehrsgefährtes auf diesem Wege gegen einen Begrenzungspfahl prallen ließ. Dem Himmel sei Dank war niemandem etwas geschehen. Nur aus dem schicken Pkw wurde eine Demontage seiner selbst. Frau Beckmann ist inzwischen stolze 84 Jahre alt und versteht nicht, dass sie bei bereits eingezogener Fahrerlaubnis auch nicht mehr mit einem motorisierten Zweirad unterwegs sein darf. Die Dame riskiert Kopf und Kragen, jedes Mal, wenn sie auf die Straße geht. Aber Frau Beckmann ist die Mutter eines befreundeten Richters meiner Tante und genießt so nicht nur das eine oder andere zugedrückte Auge, sondern auch den Höflichkeitsrabatt.
     
    Unsere älteste Klientin des Tages war gegangen, und bis 14 Uhr sollte kein weiterer Mandant mehr kommen. Ich gedachte, Schreibarbeit zu erledigen, und Tante, sich aufs Ohr in ihrem Erholungsraum zu legen. Zwischendurch rief Onkel Archibald an, um von einem ganz besonderen Einfall für seine Oper zu berichten, den Tante allerdings mit einem Stoßseufzer gen Himmel quittierte. Dann lag sie auf ihrer Ottomane, die bestrumpften Zehen zappelten ein wenig hin und her, und schnarchte leise. Ich legte eine Decke über sie, lächelte dabei mütterlich, und setzte mich an den Computer.
     
    Oh ihr vermaledeiten Rechenanlagen!
    Dieses garstige Datenverarbeitungsgerät aus dem Pleistozän vor mir, welches den Anforderungen des modernen Medienzeitalters nicht mehr gewachsen schien, war ebenso vorgerückt im Alter wie meine Tante. Auch der Drucker hatte seine guten Tage längst hinter sich. Ich hegte einen echten Groll gegen ihn, auch wenn er nur eine Maschine war. Die Tatsache jedoch, dass er zu Gehässigkeiten neigte, ich musste seine Patronen mindestens dreimal im Monat wechseln, was stets mit schwarzen Fingern endete, machte mir diesen angeblichen Markenprinter von Grund her einfach unsympathisch. Ja gut, es sind nur Maschinen, doch wurde ich den Gedanken gewisser Ressentiments der beiden Arbeitsgeräte gegen mich nicht los. Das bewiesen Rechenautomat und Drucker schließlich durch
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