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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates
Autoren: Holmes Lucy Anne
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    Ich bin Single. Eine alte Jungfer. Allein. Ungeliebt. Nicht gewollt. Verstoßen. Solo. Mono.
    Ich fühle mich wie ein alter Fiesta, der eingeschlossen in der Garage vor sich hin rostet. Das Inserat in Der Auto-Anzeiger stößt auf keinerlei Interesse. Es gibt entwaffnend viele neuere Modelle, die nur einen einzigen aufmerksamen Vorbesitzer hatten. Trauriger weise hatte ich ein paar sehr ungeschickte und geistig labile Besitzer. Ich bin neunundzwanzig, genauer gesagt eigentlich fast dreißig.
    Außerdem bin ich eine arbeitslose Schauspielerin und habe einen Kater. Ich bin ein hoffnungsloser und peinlicher Fall, und ich rieche unangenehm. Ich bin wie eine Pilzinfektion.
    Offenbar versucht sich jemand tretend aus meinem Kopf zu befreien, und in meinen Augen scheinen sich Weichtiere zur Ruhe gebettet zu haben. Warum bin ich nicht wach geworden, als ich noch betrunken war? Im betrunkenen Zustand aufzuwachen, ist viel lustiger, als mit einem Kater aufzuwachen. Dann kann man nämlich die Alkohol-plus-ein-herzhaftes-Frühstück-und-danach-wieder-ins-Bett-Methode anwenden, die selten versagt. Meine umfangreichen Kater-Forschungen haben mich zu der Schlussfolgerung geführt, dass einen nur zwei Dinge retten können:
    1. Ein kleines Glas Portwein.
    2. Sex.
    Beide Heilmittel kommen heute nicht infrage. Sämtlichen in der Wohnung zur Verfügung stehenden Portwein habe ich vergangene Nacht geleert, und Sex hatte ich seit dreihundertfünfundzwanzig Tagen nicht mehr.
    Darum bleibt mir nichts anderes übrig, als so ruhig wie möglich liegen zu bleiben und die Augen den ganzen Tag zugeklebt zu lassen. Bitte, lieber Gott, mach, dass Simon mich nicht entdeckt. Simon vertreibt jeden Kater. Außerdem ist er mein Mitbewohner. Und er hat mehr Energie als ein hyperaktives Kleinkind auf Speed. Momentan trainiert er für den London Marathon und ist ständig high vom Laufen. Ich lebe in der Angst, die Endorphine könnten ihn jeden Moment zum Platzen bringen. Das gäbe eine richtige Schweinerei, denn wir wohnen in der kleinsten Dreizimmer wohnung, die man in Camden Town, London, jemals mieten konnte.
    Ich werde versuchen, mein rechtes Auge zu öffnen, um nachzusehen, wie spät es ist: 10:14 Uhr. Vielleicht ist es heute gar nicht so schlecht, eine arbeitslose Schauspielerin zu sein. In meiner Hand vibriert mein Mobiltelefon. Offenbar bin ich letzte Nacht voll bekleidet in meinem Einzelbett ins Koma gefallen, das Handy in der Hand. Ich ekle mich vor mir. Häufig.
    Bitte, lieber Gott, lass es meinen Agenten sein. Vergangene Woche hatte ich zweimal ein Vorsprechen für die Rolle einer drallen Schäferin in Wie es euch gefällt , eine Produktion der Royal Shakespeare Company. Ich fasste den tapferen Entschluss, den Part der Schäferin mit walisischem Akzent zu sprechen. Weil ich mir dachte, dass es in Wales jede Menge Schafe gibt. Ich begann die Rolle auch
mit einem walisischen Akzent, der aber leider erst in einen jamaikanischen und dann in einen litauischen abrutschte, ehe er sich größtenteils als einer aus Kent stabilisierte. Der Regisseur sah mich lange Zeit ungläubig an, nachdem ich geendet hatte, und behauptete dann, das Stück spiele in Somerset. Ich ging fest davon aus, Vorsprech-Selbstmord begangen zu haben, aber sie haben mich noch mal kommen lassen, und das bedeutet, dass meine Chancen recht gut stehen.
    Ich brauche diesen Job, wie die Regenbogenpresse Sexskandale von Soapstars braucht. Wenn ich ihn bekomme, werde ich erst nach Stratford-upon-Avon und dann auf USA-Tournee gehen. Bitte, bitte, lieber Gott, wenn das mein Agent ist, um mir zu sagen, dass ich den Job bekommen habe, dann werde ich auch zu den Amerikanern nett sein, während ich unterwegs bin, versprochen. (Ich habe eine Klosterschule besucht. Dreizehn Jahre lang hat man mich in Katholizismus mariniert. Jetzt rede ich häufig mit Gott. Aber wenn ich »reden« sage, meine ich eigentlich, dass ich ihn um etwas bitte. Er geht nie darauf ein.)
    »Guten Morgen, Sonnenschein.« Wieder nicht drauf eingegangen. Es ist nicht mein Agent. Es ist Julia, meine beste Freundin. Ich glaube, Julia hat im Lauf der Jahre einen Hörschaden gekriegt, weil sie in den Klubs immer direkt vor den Lautsprechern tanzt. Sie brüllt immer, als würde sie direkt neben dem Verstärker stehen.
    »Pst«, flüstere ich.
    »Wie geht es dir heute, Sonnenschein?« Sie klingt sehr besorgt.
    »Mh, mmh«, sind die einzigen mitleiderregenden Laute, die mir über die Lippen kommen.
    »Nicht doch, Sarah, er ist es
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