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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates
Autoren: Holmes Lucy Anne
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ging vor einem Jahr pleite, also kam er zurück nach London und zog bei mir ein. Jetzt will er Geld verdienen, um sein eigenes Geschäft aufmachen und dasselbe tun zu können wie zuvor. Wenn man ihn heute fragt, was er macht, antwortet er, er sei Unternehmer, und dann versucht er, einem irgendwas anzudrehen, was man gar nicht haben will. Im Moment ist dies entweder ein BMW mit niedrigem Kilometerstand oder ein Crosstrainer in ausgezeichnetem Zustand. Er ist dreißig. Hat dunkles Haar und einen fantastischen Körper. Julia sah Simon vor Kurzem oben ohne und verlor darüber kurzzeitig die Sprache. Ich
kenne Julia seit fünfzehn Jahren und habe sie nie sprachlos erlebt.
    Jetzt steht Simon in meiner Tür und zieht mit einer Hand seine Ferse nach hinten, um seine Muskeln zu dehnen.
    »Oh, du siehst aus und riechst wie ein Entenarsch.« Er zuckt zusammen und lässt einen offiziell aussehenden weißen Briefumschlag auf den Haufen der anderen ungeöffneten offiziell aussehenden weißen Briefumschläge auf meinem Boden fallen.
    »Bitte, bitte hau ab … ganz leise«, stöhne ich matt.
    »Ich kann nicht begreifen, dass der Glatzenmann dich hat abblitzen lassen!« Er versucht, das mitfühlend zu sagen, aber ich sehe das Zucken in seinen Mundwinkeln.
    »Woher weißt du das?« Laut sprechen tut weh, also mache ich nur Lippenbewegungen.
    »Sare, du hast fünfzehn Minuten zwischen mir und Ruth im Bett gelegen und dich über die Zurückweisung beklagt. Und wegen der Erdnussbutter ständig aufgestoßen, es war ekelig. Daran erinnerst du dich wohl nicht, oder?«
    Ich schüttele den Kopf wie eine verheulte kleine Rotzgöre.
    »Dein Vater hat vorhin angerufen. Er klang sehr aufgeregt.«
    Dann tut Simon etwas, was ich ihm nie verzeihen werde. Er öffnet meine Schlafzimmervorhänge.
    »Du brauchst einen Krug Wasser und einen Proteinshake, und dann stehst du auf und machst das Beste aus diesem wunderbaren Tag.«
    Ich krieche zum Festnetztelefon, während Simon mir zuruft: »Denk an den Crosstrainer, er bekommt ihn von mir für zweihundertfünfundzwanzig Pfund.«

    Mein Dad ist immer gut gelaunt, selbst sein Schnarchen hat was Fröhliches. Seit Kurzem ist er im Ruhestand. An schönen Tagen spielt er Golf, wenn es regnet, ruft er mich an.
    »Hast du schon was von dem Shakespeare-Job gehört?«, trällert er laut.
    »Noch nicht«, flüstere ich.
    »Sprich lauter! Ich glaube, ich habe die perfekte Schauspielrolle für dich gefunden, Sarah. Ich möchte dir einen Artikel vorlesen, den ich in der Lokalzeitung entdeckt habe. Wo ist bloß wieder meine Brille? Val! Val! Wo ist meine Brille?« Das ist typisch für meinen Dad. Es vergeht wirklich kein Telefongespräch, ohne dass er mindestens fünfmal meine Mutter fragen muss. Und das in ohrenbetäubender Lautstärke. »Val! Val! Oh, ich habe sie, keine Sorge, Liebes. Also nun, ich denke, du könntest die nächste Kate Winslet werden.«
    »Wohl eher eine verrückte alte Schachtel wie Thora Hird. Na los, sag schon, was es ist«, krächze ich.
    »Hör dir das an: ›Sie sind zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig, Single, extrovertiert und sehnen sich nach Liebe? Reality-TV-Show wird Ihnen helfen, Ihren Mr. Right zu finden.‹«
    »Dad, das ist eine Anzeige für eine Realityshow.«
    »Wie meinst du das?«
    Mein Vater entstammt einer reizenden, vergangenen Epoche, in der Produktionsfirmen im Vereinigten Königreich intelligente Dramen und herzerwärmende Komödien produziert haben. Wahrscheinlich hat er noch nie etwas von unserer Big-Brother-Heroin Jade Goody gehört.
    »Reality-TV, Dad. Es ist die Brutstätte des Bösen, geschaffen, um das Individuum zum Vergnügen des frühabendlichen
Fernsehpublikums lächerlich zu machen. Dort wollen sie keine Schauspieler, Dad, sie wollen Menschen. Aber trotzdem danke, dass du an mich gedacht hast.«
    Dann legt die Küchenmaschine los, weil Simon einen Proteinshake für mich zubereitet. Ich bin mir sicher, dass er die Lautstärke manipuliert hat. Ich strafe ihn mit dem verächtlichen Blick, den ich vor Jahren für die Rolle der durchtriebenen Goneril in einer Laienproduktion von König Lear zur Perfektion entwickelt habe. Vielleicht muss ich noch mal dran feilen, denn er sieht mich gleichgültig an und formt mit seinen Lippen das Wort »Crosstrainer«.
    »Die Sache ist nur, Sarah, ich habe schon eine E-Mail an die Produzentin geschickt.«
    »Du hast WAS?!«, fahre ich auf.
    »Ich habe der Produzentin eine E-Mail geschickt. Ich schrieb: ›Liebe
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