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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates
Autoren: Holmes Lucy Anne
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Wie-auch-immer-sie-heißt, ich denke, meine Tochter entspricht genau dem, was Sie suchen. Sie ist fast dreißi-«
    »Ahh«, ich falle ihm brüllend ins Wort. »Ich bin nicht fast dreißig, ich bin neunundzwanzig!«
    »Lass mich doch ausreden. ›Sie ist fast dreißig, extrovertiert, oft zum Leidwesen ihrer Mutter, und sie ist eine hinreißende Schauspielerin, es wäre die perfekte Rolle für sie. Sie ist seit Jahren Single, und wir, ihre Mutter und ich, machen uns Sorgen, dass sie nie jemanden finden wird, mit dem sie ihr Leben teilen kann. Sie behauptet, nicht an die Liebe zu glauben. Sie sagt, sie wolle niemanden, aber wir denken, dass sie sich in Wirklichkeit nach jemandem sehnt.‹«
    »Du hinterhältige Kröte. Ach, was soll’s. Darauf werden sich jede Menge Frauen stürzen, ich bezweifle, dass wir je was hören werden.«

    »Äh, Sarah, sie haben heute Morgen angerufen und sich lange mit mir und deiner Mum unterhalten. Sie sind der Meinung, du würdest perfekt da reinpassen.«
    »Dad!«, jaule ich. »Ich weiß, du möchtest nur, dass ich glücklich werde. Aber ich bin bereits glücklich. Ich brauche keinen Mann. Und ich muss auf keinen Fall in so eine blöde Realityshow. Ich muss mich auf meine Karriere konzentrieren.«
    »Überleg doch mal, Sarah, das wäre ein gutes Forum, um dich als Schauspielerin zu präsentieren, und du könntest zudem einen netten jungen Mann finden, mit dem du deine Zeit verbringen kannst. Außerdem werden sie dich heute früh um elf Uhr ohnehin selbst anrufen. Ich wollte dich nur vorwarnen.«
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Also tue ich, was ich oft in einer frustrierenden Situation tue, in der ich keine Antwort parat habe. Ich gebe so laut wie möglich einen Würgelaut von mir. Allerdings habe ich dies in einer derart extremen Kater-Verfassung noch nie zuvor versucht. Werde es auch nicht mehr tun. So viel Leidenschaft verursacht mir Unwohlsein. Ich schleppe mich aufs Klo und verfluche mich dafür, Simon niemals eine Lektion im Gebrauch einer Toilettenbürste erteilt zu haben. Ich halte mich lange Zeit dort auf und denke. »Tml«-SMS, Realityshow, keine Nachricht vom Shakespearevorsprechen und Unwohlsein. Nicht der beste Start in einen neuen Tag.
    Simon klopft an die Badezimmertür. Ich recke mein grünliches Gesicht hinaus.
    »Ich habe ein neues Zitat ans Schwarze Brett geheftet«, erzählt er mir stolz. Simon und ich haben in unserem Flur ein Schwarzes Brett, auf dem wir einander Nachrichten hinterlassen. Früher waren das Mitteilungen wie KANNST DU MIR EINEN ZEHNER LEIHEN? Oder HAB DEN MÜLL RAUS-GETRAGEN
oder DU STINKST, aber vor Kurzem hat Simon einen Mann namens Eckhart Tolle entdeckt, einen Meister des positiven Denkens, und seitdem hinterlässt Simon mir täglich Motivationsbotschaften in miserabler Rechtschreibung. Ich sehe mir die Epistel des heutigen Tages an und schüttle den Kopf. VERLASE DEN BEREICH INDEM DU DICH SICHER FÜHLST. Ich greife zu meinem Antwortstift, der mit dieser komischen synthetischen Klebemasse an die Wand geheftet ist. Ich korrigiere seine Orthografie und seine Grammatik. Ich schreibe die Worte DU HAST DEN TEUFEL IM KOPF dazu und höre plötzlich etwas. Das Telefon. Es ist elf Uhr.

2
    Ich liebe meine Mum und meinen Dad wahnsinnig. Ich liebe sie so sehr, dass ich mich oft bremsen muss, wenn ich ihre Geburtstagskarten schreibe, damit ich nichts Unangemessenes hineinbringe. Am liebsten schriebe ich:
    Alles Gute zum Geburtstag, Mum!
Feiere schön,
Sarah
PS: Ich liebe dich so sehr, dass ich sterben könnte.
    Oder
    Alles Liebe zum Geburtstag, Dad!
Hoffentlich wird es ein guter,
Sarah
PS: Übrigens, sollte die ganze Familie sich darauf
einigen, dich ins Heim zu stecken, werde ich Nein sagen
und dich in meinem Wohnzimmer unterbringen.
Ich würde sogar den Golf-Kanal besorgen.
    Schreiben tue ich diese Dinge nicht. Ich setze immer Alles Liebe darunter, was dem, was sie mir bedeuten, nicht annähernd nahe kommt, für den Leser aber doch weniger alarmierend ist. Heute wird mir jedoch klar, dass mich meine Liebe zu ihnen, um mit meiner Mutter zu sprechen,
»ziemlich in die Bredouille gebracht hat«. Ich habe mich gewissermaßen von ihnen beschwatzen lassen, mich gegen meinen Willen für eine Realityshow zu bewerben.
    Ich schaue meinen Dad an, der auf meinem Sofa sitzt. Mein Sofa sieht sehr unbequem aus. Und das nicht, weil mein Dad dick wäre, sondern weil mein Sofa klein ist. Ein kleiner Zweisitzer. Könnte mein Sofa sprechen, würde es
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