Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates
Autoren: Holmes Lucy Anne
Vom Netzwerk:
hinschieben soll, beantworte stattdessen aber wahrheitsgemäß ihre Frage.
    »Meine Eltern, so sehr, dass es wehtut. Meine Schwester, meine Nichte und meinen Neffen, Simon, meine Freunde.«

    »Würden Sie Ihr Leben nicht gern mit einem ganz besonderen Menschen teilen? Der an Sie glaubt, als Mensch und als Schauspielerin. Der Sie zum Lachen bringt und Sie wünschen lässt, ein besserer Mensch zu sein. Auf den Sie selbst ganz große Stücke halten. Wäre das nicht schön?«
    »Natürlich wäre es das.«
    »Nun, das ist Liebe, Sarah, also wollen Sie sie doch.« Dann lächelt sie mich triumphierend an. »Ich denke, Sie wollen eigentlich eine Menge. Ich glaube, es gibt ein Shakespearezitat über Leute, die zu viel widersprechen.«
    »Shakespeare sagt mir nichts mehr«, entgegne ich.
    Plötzlich kommt Leben in Simon.
    »Sie will ja einen Mann. Natürlich will sie einen. Sie spielt ständig diesen doofen Bob-Dylan-Song.« Er gibt einen unerfreulichen Stöhnlaut von sich, und mir wird klar, dass er dabei ist, Bob Dylans »Make You Feel My Love« zu massakrieren. »Und außerdem hat sie sich mit einem Glatzkopf verabreden wollen, also scheint sie offenbar doch auf der Suche zu sein.«
    »Warum wollen Sie denn nicht, dass wir Ihnen dabei helfen, die Liebe zu finden?«
    »Hm, weiß nicht«, sage ich leise.
    »Irgendeine Idee müssen Sie doch haben«, erwidert sie und klingt ein wenig weicher.
    Simon mischt sich wieder ein: »Sie hat einfach eine Heidenangst, Fran, aber ich habe ihr gesagt, sie muss die Angst fühlen und es trotzdem tun.«
    »Ein großartiger Ratschlag, ich habe ihn draußen auf Ihrem Schwarzen Brett gelesen. Wovor haben Sie denn Angst?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich davor, abgewiesen zu werden. Der Glatzköpfige hat mich abblitzen lassen.« Das sage ich mit lustiger Stimme. Das mache ich häufig so. Ich
sage Dinge, die ich wirklich ernst meine, aber eigentlich nicht äußern möchte, mit einer lustigen Stimme. Kein toller Wesenszug.
    Alle sagen mitfühlend »Ah«. Ich schaue sie an. Die Freundlichkeit auf ihren Gesichtern rührt mich zu Tränen.
    »Wir möchten einer jungen Frau wie Ihnen helfen, einen netten Mann zu finden. Welche Art von Männern mögen Sie denn?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, Fran, dass mich keiner haben will«, sage ich ernsthaft.
    »Sarah, Sie sind attraktiv und talentiert, und Simon und Ihre Eltern finden, dass Sie eine angenehme und amüsante Zeitgenossin sind. Ich denke, ein Mann könnte sich glücklich schätzen, mit Ihnen zusammen zu sein.«
    Und alle sagen zustimmend »Mmm«.
    Also ich bin Löwe. Schmeichle mir und meine Abwehr lässt nach.
    »Kommen Sie, Sarah, stellen Sie sich den perfekten Mann vor. Wie würde der aussehen?«
    Ich beginne mir im Kopf meinen perfekten Mann zusammenzusetzen und fange dann stotternd in kurzen Sätzen an.
    »Also, lustig, vermutlich, und nett … jemand, der das, was er macht, gern tut und ehrgeizig ist … aber nicht gnadenlos … vielleicht jemand wie mein Dad. Was das Aussehen angeht, bin ich nicht pingelig, aber ich mag keine Bärte. Und ich möchte auch niemanden, der ständig kifft. Ich will eigentlich auch niemanden, der raucht. Jemand, der Kunst und Wein und Essengehen mag, ziemlich kreativ ist, jemand, der mit meiner Familie und meinen Freunden klarkommt, jemand, der genauso gern schläft wie ich …«
    Ich bin jetzt richtig in Fahrt und fange langsam an, meine Schöpfung zu genießen, als wir alle plötzlich einen
lauten Schrei des Entsetzens hören, gefolgt von einem in die Länge gezogenen »Scheiiiiße«, das aus dem Flur zu kommen scheint. Wir erstarren. Camden ist nicht das sicherste Wohnviertel. Vielleicht ist ein wahnsinniger Junkie in unsere Wohnung eingebrochen. Simon springt auf. Furchtlos öffnet er die Wohnzimmertür. Man sieht den schlaksigen Laufburschen, der knietief in meinem Mädchenmüll steht. Er sieht uns an. Sein Gesicht wird rot wie ein verdroschener Hintern. Dann fällt sein Blick auf das Meer aus Strumpfhosen, Schlüpfern und CDs zu seinen Füßen.
    »Ich dachte, das sei das Klo«, sagt er verdattert. Simon stürzt sich auf meine Sachen und fängt an, sie zurück in den Schrank zu werfen. Der Schlaksige hilft ihm dabei.
    »Das reicht jetzt, mit Sarah sind wir fertig. Sollen wir jetzt mit Val und Mike sprechen?«
    Ich rolle mich auf meinem Sofa zusammen und beobachtete meine Mum und meinen Dad und dann auch Simon bei ihren Interviews. Es wird so viel über Liebe geredet, dass ich mir schon vorkomme wie in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher