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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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wünsche.
    Aus dem Hintergrund hörte ich derweil das ächzende Gejammer eines gequälten Tieres, welches versuchte, seinen Mantel an die Garderobe zu hängen. Die humpelnde Kreatur da hinten würde schon klarkommen.
    Meine Chefin rief unterdessen nach dem Besucher, und ich bat den Märchenprinzen und seinen lädierten Lakaien herein. Sie schritten, d. h. der eine schritt der andere hinkte, durch den Türrahmen, und Tantchens Stimme rief erfreut in den Äther:
    „Christoph, Sie, na von Ihnen hab ich ja schon lange nichts mehr gehört. Kommen Sie, nehmen Sie Platz und lassen Sie uns ein wenig reden. Wie ist es Ihnen denn die letzten Monate ergangen und was führt Sie hierher? Antonia, einen frischen Kaffee für uns drei.“
    Nachdem ich noch ein Weilchen dumm rumstand, um mir wenigstens Christophs Hinterkopf einzuprägen, machte ich mich schleunigst daran, den gewünschten Kaffee zu kochen. Ich musste die alte Glaskanne nehmen, die ganz hinten im Küchenregal stand, die neue war ja in Scherben zersprungen.
    Um den Eindruck der Ärmlichkeit dieser Kanzlei zu übertünchen, drapierte ich dafür die leckeren Schokoladenkekse, die für 50 Cent mehr, auf einen Teller. Meinem Bedürfnis entsprechend, ein wenig passabler auszusehen, hatte ich mir einen Gürtel um meine Hüften geschlungen, den Tantchen noch im Kleiderschrank hängen hatte. So gab mir der Rollkragenpullover samt Gürtel und dazugehörigem gerade geschnittenem Rock fast das Aussehen der Loren, hätte ich ein wenig mehr Oberweite und Hüften gehabt. Aber so musste es auch gehen. Als Möchtegern-Filmdiva schritt ich in das Empfangszimmer und stellte den Kaffee vorsichtig vor unserem Besuch ab.
    „Das ist übrigens meine Nichte Antonia“, teilte Leonore mit.
    Jetzt kannte er wenigstens schon mal meinen Namen, ein Anfang.
    „Und dies, Antonia, sind Christoph Krüger, ein langjähriger Klient, und sein Freund Rasmus Brügge, dem ich bei einem kleinen Problem helfen darf.“
    Tante war in ihrem Element und ich in Gedanken. Ich lächelte Christoph an, der von seinem Sessel aus zurückstrahlte, während Rasmus grunzte. Rasmus, der Name passte zu ihm. Ein Name wie für einen Hund. Im Vergleich zu seinem Freund sah er aus wie der Glöckner von Notre Dame. Etwas bulliger, mit ersten grauen Haaren zwischen einem verwilderten Rotblond und einem Pseudo-Künstler-Dreitagebart, dazu Cordhose und Beinschiene. Eine etwas bejammernswerte Gestalt, wie er so in seinem Sessel mehr lag als saß. Ich lächelte süßlich und begab mich zurück an den Schreibtisch, um meinen Beschwerdebrief mit noch immer leicht eingefärbten schwarzen Fingern tippend zu vollenden und mich gleichzeitig in verruchte Tagträume von Christoph zu begeben. Wie ein kleines Schulmädchen im Anhimmeln eines Popsternchens träumte ich beim „...sollte die desaströse Sicherheitsverschlussvorrichtung...“-Schreiben von einem großen, dunkelhaarigen Mann mit sinnlichen Lippen.
    Auf einmal hörte ich eine aufbrausende Stimme, die des Herrn Rasmus, aus dem Arbeitszimmer meiner Tante und machte mich schleunigst daran, Leonore und Christoph vor diesem scheinbar Wahnsinnigen zu retten.
    „Was sagen Sie da? Nicht sinnvoll. Ich sage Ihnen, was sinnvoll ist. Diesen Armleuchter von Autofahrer zu verklagen, bis er grün wird. Ich trage einen Verband und fühle mich wie ein Dackel auf drei Beinen“, schrie, nein tobte es durch die Wände. Beim Öffnen der Tür blickte ich auf das wutverzerrte Gesicht des Invaliden, das amüsierte Antlitz von Christoph und Tantchens Oberschwesternausdruck.
    „Herr Brügge,...Sie sind eindeutig selber schuld am Unfallhergang und sollten sich mit den Gegebenheiten des Polizeiprotokolls zufriedengeben.“
    „Aber ich habe den Totalschaden davongetragen, nicht dieser jungsche Gockel in Papas Porsche, der ist heil geblieben“, herrschte der aufbrausende Quasimodo meine souveräne Tante an.
    „Pech für Sie. Zu allem Überfluss saßen Sie auch noch alkoholisiert hinter dem Steuer. Dabei sollten Sie Gott dafür danken, noch am Leben zu sein. Und was soll ich Ihnen raten außer, dass Dummheit immer bestraft wird. Dafür sorgt schon die höhere Gerechtigkeit. Vergessen Sie den Vorfall und zahlen Sie, beschaffen Sie sich ein neues Auto und schonen Sie ihren Fuß und Ihre Stimme. Dann ist das Geschehen in ein paar Wochen Geschichte. Dennoch werde ich Sie würdig vor Gericht vertreten, so Sie es wünschen.“
    Die Stimme meiner Tante war die schneidende Spitze eines Schwertfisches, wenn sie
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