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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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sich gemüßigt sah, zu einem Klienten wie zu einem trotzigen Kind zu sprechen. Herr Brügge schien gerade dabei ein ausfallendes Wort von sich zu geben, als Christoph ihm seine Hand auf den Arm legte und ich nach noch mehr Kaffee fragte. Christoph nickte und beschwichtigte seinen Freund mit so beruhigenden Worten, dass ich mich an Rasmus` Stelle wünschte. Des Invaliden Tollwut schwächte merklich ab, und Tante erläuterte dem Wüterich noch einmal dessen Ausgangsposition.
     
    Ich füllte eben das braune Pulver in den Kaffeeautomaten, als auf einmal Christoph, ich nannte ihn wirklich schon bei seinem Vornamen, hinter mir stand und mich nach dem Badezimmer fragte. Lächelnd wies ich mit meinem eingefärbten Zeigefinger den Weg. Nach wenigen Minuten des sanften Dahintropfens des Kaffees durch den Filter, welchen ich recht verklärt betrachtete, stand mein real gewordener Traummann hinter mir.
    „Glauben Sie nicht, mein Freund ist immer so. Er ist eigentlich ein ganz lieber Kerl, besitzt eben nur manchmal ein unausgewogenes Temperament.“
    „Sie meinen, er ist ein Choleriker?“
    Christoph schmunzelte, und dieses Schmunzeln gebar in meinem Körper ein Vibrieren, wie ich es bei meinen Exfreunden zuvor nie gespürt hatte. Zumindest mich nicht mehr daran erinnern konnte. Vor allem mein letzter Ex äußerte diese Feststellung in einer immer wiederkehrenden Litanei. Er unterstellte mir doch glatt Gefühlskälte. Dabei war ich ganz offensichtlich einer der herzenswärmsten Menschen überhaupt. Hätte ich sonst, ausgelöst durch ein Lächeln, solche weichen Knie gehabt, wie zu diesem Zeitpunkt? Der Kaffee filterte sich aus, und mit der Kanne bewaffnet, betraten wir das Gesprächszimmer.
    Doch siehe da, Tante und Rasmus waren in ein unterhaltsames Tete a Tete über Zierfische verstrickt und schienen sich köstlichst dabei zu amüsieren.
    „Na, Kindchen...“, fragte meine Tante, „...was willst du denn mit dem neuen Kaffee. Unsere Tassen sind noch voll.“
    „Ich dachte, vielleicht zur Beruhigung der gerade noch etwas angespannten
    Lage ?“
    „Ach wo, Ihre Tante hat mir einen fabelhaften Rat erteilt. Und außerdem ist sie eine wunderbare Unterhalterin. Christoph, wir gehen.“
    Rasmus` tiefe Stimme hallte von den metallenen Aktenschränken zurück. Meiner Tante reichte er über den Schreibtisch hinweg die Hand, mich ignorierte er, indem er mir nur so was wie ein Tschüss zugrunzte, und, den Mantel über dem Arm, verließ er die Kanzlei. Christoph und Leonore tauschten noch ein paar warme Höflichkeiten, bis auch er für immer Abschied von uns nahm. Sogar mich bedachte er mit einem warmen Händedruck, als ich ihn zur Tür geleitete. Meine Hände würde ich heute wohl nicht mehr waschen, ganz gleich, wie viel Tinte sich auch daran befände. Christoph Krügers beschwingter Gang hallte die Treppe hinunter nach, und ich, ich hoffte, einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen zu haben.
    Noch vollkommen benommen betrat ich wieder den Arbeitsraum, wo Tantchen mir mitteilte, dass sie im Übrigen einen Anruf ihrer alten Sekretärin bekommen hätte, nächsten Monat würde diese gerne wieder ins Berufsleben einsteigen, so dass und ich mich genötigt sehen müsse, mir ein neues Betätigungsfeld zu suchen. War vertraglich ja eh nur eine Beschäftigung auf Zeit. Na Klasse!
    Da hast du dich an die Gegebenheiten des Arbeitslebens bei einer Anverwandten gewöhnt, und die sind nicht gerade unkompliziert, da wirst du auch schon wieder gegangen. Schöner Mist. Gab es nicht so was wie Kündigungsschutz für Blutsverwandte?
    So verging der Arbeitstag mit einem Gerichtstermin und einem weiteren Problemfall im Fluge. Der Kasus war Friedrich, Herrn Weiderwischs Kater, der in regelmäßigen Abständen in fremde Wohnungen einsteigt und seine Duftmarke auf feinen Perserteppichen hinterlässt.
    Und den ganzen restlichen Tag über blieb mir Christophs Gesicht, selbst auf dem Weg Richtung Heim, noch ein wenig im Geiste haften.
     
    Im Allgemeinen, und wenn ich meinem eigenen Selbstbild trauen durfte, war ich eine sympathische Erscheinung. Nichts Phänomenales und sicherlich hätte ich niemals einen Schönheitswettbewerb gewonnen, geschweige denn den ersten Preis für die fabelhafteste Figur, aber dennoch war mir eine gewisse Ausstrahlung niemals abzustreiten. Ich besaß, zumindest früher mal, eine leuchtende Aura, ganz klar.
    Doch mit der Vielzahl meiner geplatzten Beziehungen, die stets vom männlichen Part beendet wurden, und gänzlich wegen
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