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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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noch schlimmer ist, Rent Boy. Is doch wirklich furchtbar, so genannt zu werden. Ich versuch, mir nich anmerken zu lassen, daß es mir stinkt, das stachelt die sonst bloß noch mehr an.
    Sick Boy hat zugehört. Ich dreh mich zu ihm um. – Stimmt das? Kelly is in mich verknallt?
    – Das weiß doch jeder Arsch unter der Sonne, daß sie scharf is auf dich. Nich grad n wohlgehütetes Geheimnis. Ich versteh die nich, muß ich schon sagen. Die soll sich mal ihren blöden Verstand untersuchen lassen.
    – Na, vielen Dank jedenfalls, daß dus mir gesagt hast.
    – Wenn du lieber n ganzen Tag in verdunkelten Räumen sitzt und dir Videos reinziehst und nich merkst, was um dich rum vorgeht, dann is das noch nich meine Sache, dich darauf zu stoßen.
    – Na, mir hat sie jedenfalls nie was gesagt, jammer ich kläglich, als hätt ich ein anner Waffel.
    – Soll sies vielleicht aufn T-Shirt drucken? Groß Ahnung von Frauen haste nich, was, Mark? sagt Alison. Sick Boy grinst.
    Die letzte Bemerkung finde ich beleidigend, aber ich bin entschlossen, die Sache leicht zu nehmen für den Fall, daß es sich um einen Scherz handelt, den bloß Sick Boy ausgeheckt haben kann. Dieser linke Arsch stolpert durchs Leben und läßt überall zwischenmenschliche Minen für seine Kumpel liegen. Is mir vollkommen unklar, was der Typ da lustig dran findet, verdammt.
    Ich zock Johnny n bißchen Stoff ab.
    – So rein wie frischgefallener Schnee, sagt er zu mir.
    Was heißen soll, daß das Zeug nicht mit irgendwas allzu Giftigem allzu sehr verschnitten ist.
    Wurde bald Zeit zu verschwinden. Johnny quatschte mir mit irgend nem Mist die Ohren voll; Zeugs, das ich nicht hören wollte. Probleme, wer wen übers Ohr gehauen hatte, Geschichten von Selbstschutzgruppen in den Sozialsiedlungen, die einem mit ihrer Anti-Drogen-Hysterie das Leben schwermachten. Und er quasselte irgendn gefühlsduseligen Krempel über sein Leben und erging sich in Phantasien darüber, clean zu werden und sich nach Thailand abzusetzen, wo die Frauen noch wüßten, wie man nen Kerl richtig verwöhnt, und wo man wien König leben könnt, wenn man ne weiße Haut und n paar frische Geldscheine in der Tasche hat. In Wirklichkeit erzählte er noch viel schlimmere Sachen, viel zynischer und ausbeuterischer. Ich sagte mir, da redet wieder der böse Geist, nicht der Weiße Schwan. Oder doch? Wer weiß? Is ja auch scheißegal.
    Alison und Sick Boy hatten paar knappe Sätze gewechselt, klang so, als wollten sie wiedern Einkauf vorbereiten. Dann standen sie auf und gingen raus. Sie schauten gelangweilt und teilnahmslos, doch als sie nicht zurückkamen, wußte ich, daß sie im Schlafzimmer am Ficken waren. Frauen, fand ich, ficken mit Sick Boy, wie man mit andern quatschte oder ne Tasse Tee trank.
    Raymie malte mit Wachsstiften auf der Wand rum. Er war in seiner eigenen Welt versunken, was ihm recht war und allen anderen auch.
    Ich dachte dran, was Alison gesagt hatte. Kelly hatte die Abtreibung grad letzte Woche gehabt. Wenn ich sie besuchen ging, würd ich mich bestimmt davor ekeln, mit ihr zu vögeln, wenn sie überhaupt wollte. Da war doch bestimmt noch was, Zeugs, Fetzchen, und alles wund? Wahrscheinlich war ich bloß blöd. Alison hatte recht. Ich hatte von Frauen wirklich nicht groß Ahnung. Ich hatte eigentlich von nichts groß Ahnung.
    Kelly wohnt im Inch, da kommt man mit dem Bus schwer hin, und fürn Taxi bin ich zu pleite. Vielleicht kann man ja auch mit dem Bus hin, aber ich weiß nich mit welchem. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin n bißchen zu zugeknallt zum Ficken und n bißchen zu stoned, um einfach bloß zu quatschen. Der 10er kommt, und ich spring auf und fahr nach Leith zurück zu Jean-Claude Van Damme. Die Fahrt über heb ich schon voll drauf ab, wie er diesen Klugscheißer zusammentritt.
    Junk-Dilemma Nr. 63
    Ich laß es einfach über mich hinwegspülen, durch mich hindurch… damits mich von innen reinigt.
    Das innere Meer. Das Problem dabei is bloß, daß dieser wunderschöne Ozean jede Menge giftiges Treibgut mit sich schleppt… das Gift wird vom Meer verdünnt, aber wenn die Ebbe kommt, bleibt die Scheiße zurück, in meinem Körper. Das Meer gibt, aber es nimmt auch, es wäscht meine Endorphine davon, meine Widerstandsnester gegen den Schmerz; sie brauchen ziemlich lange, bis sie sich wieder erholt haben.
    Die Tapete in diesem Scheißloch is widerlich. Sie terrorisiert mich. Irgend son alter Sack, der nich in die Kiste will, muß sie vor Jahren angeklebt haben… paßt
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