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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Swanney. Niemals. Irgendein böser Dämon hatte Besitz von seinem Körper ergriffen und seinen Verstand vergiftet. Diese Figur da war meilenweit von dem sanften Witzbold entfernt, den ich früher als Johnny Swan kannte. Netter Kerl, meinten alle. Johnny Swan, der so gern Fußball spielte, der so umgänglich war, daß sie ihm jedesmal nach nem Spiel Fünf gegen Fünf im Meadowbank die Trikots zum Waschen aufgehalst haben und er sich nicht die Bohne drüber beklagt hat.
    Ich bekam schon Schiß, daß ich hier keinen Schuß kriegen würde. – Verdammt noch mal, Johnny, du müßt dich erst mal selber hören. Reiß dich gefälligst zusammen. Hier is die verdammte Kohle. Ich zog ein paar Scheine aus der Tasche.
    Ob nun aus Schuldgefühl oder wegen der Aussicht auf Bares, jedenfalls tauchte der alte Johnny Swan für nen kurzen Augenblick wieder auf.
    – Nun werd ja nicht so todernst. War doch bloß n Witz, Jungs. Glaubt ihr vielleicht, der Weiße Schwan würd seinen Kumpels was vorenthalten? Echt nich, Jungs. Ihr seid klug. Hygiene is wichtig, stellte er versonnen fest. – Kennt ihr den kleinen Goagsie? Der hat jetzt AIDS .
    – Echt? fragte ich. Ständig schwirrten irgendwelche Gerüchte herum, wer positiv war und wer nicht. Meistens kümmerte ich mich nich darum. Aber Tatsache war, daß das schon n paar Leute vom kleinen Goagsie behauptet hatten.
    – Bestimmt. Der hat zwar noch nich voll AIDS , aber beim Test war er positiv. Na, jedenfalls sag ich zu ihm, Goagsie, das is noch nich das Ende der Welt. Du kannst lernen, mit dem Virus zu leben. Gibt doch haufenweise Typen, die das machen, ohne den geringsten Ärger. Kann doch noch ewig dauern, bevor du krank wirst, hab ich zu ihm gesagt. Und Typen, die den Virus nich haben, können immer noch morgen überfahren werden. So mußte das mal sehen. Kannst ja nich einfach so abtreten. Die Show muß weitergehen.
    Is leicht philosophisch sein, wenns n anderer is, der Scheiße hat statt Blut.
    Na, jedenfalls hat Johnny Sick Boy sogar noch dabei geholfen, nen Löffel aufzukochen und den Schuß zu setzen. Als er Sick Boys dicke, saftstrotzende, dunkelblaue Ader sah, interpretierte er den alten Carly-Simon-Song um: – You’re so vein, you probably think this hit is about you…, und kriegte sich dabei nich mehr ein.
    Grade als Sick Boy laut aufschreien wollte, piekste er die Ader an, zog etwas Blut auf und drückte das lebenspendende und lebenzerstörende Elixier rein.
    Sick Boy umarmte Swanney fest, ließ dann nach und umklammerte ihn weiter. Sie waren entspannt; wie Liebende in der Umarmung nach dem Beischlaf. Nun war Sick Boy an der Reihe, Johnny was vorzuträllern. – Swanney, how I love ya, how I love ya, my dear old Swanney… Vorn paar Minuten noch Feinde, und jetzt ein Herz und eine Seele.
    Ich machte mich an meinen Schuß. Es dauerte ewig, bis ich ne gute Ader fand. Meine hocken nich so nah an der Oberfläche wie bei den meisten anderen. Als der Hit einsetzte, genoß ich ihn zutiefst. Ali hatte recht. Nimm deinen besten Orgasmus, nimm das Gefühl mal zwanzig und du bist noch immer meilenweit davon entfernt. Meine trockenen, knirschenden Knochen wurden vom zärtlichen Streicheln meiner wunderschönen Heldin Heroin weich und flüssig. Die Erde drehte sich, und das tut sie heute noch.
    Alison sagt mir, ich soll los und Kelly besuchen, die offenbar ziemlich deprimiert ist seit der Abtreibung. Obwohl in Alis Stimme keinerlei Vorwurf mitschwingt, redet sie so, als hätt ich was mit Kellys Schwangerschaft und der nachfolgenden Abtreibung zu tun.
    – Warum sollte ich dahin? Hat doch mit mir nix zu tun, sage ich abwehrend.
    – Du bist doch ihr Freund, oder nich?
    Ich bin versucht, Johnny zu zitieren und zu sagen, daß wir jetzt alle Bekannte sind. Klingt gut im Kopf: »Wir sind jetzt alle Bekannte.« Der Satz scheint über unsere persönliche Trash-Existenz hinauszugehen; eine brillante Umschreibung unserer Zeit. Ich widersteh der Versuchung.
    Statt dessen gebe ich mich mit der Bemerkung zufrieden, daß wir doch alle Kellys Freunde sind, warum aber grade ich die Besuchspflicht aufgebrummt krieg.
    – Verdammt, Mark. Du weißt doch, daß sie voll auf dich steht.
    – Kelly? Spinn doch nicht! sage ich überrascht, fasziniert und mehr als bloß ein wenig peinlich berührt. Wenn das stimmt, dann bin ich n blindes, blödes Arschloch.
    – Na klar. Das hat sie mir zigmal gesagt. Andauernd redet sie von dir. Mark dies, Mark das.
    Kaum jemand nennt mich Mark. Meistens Rents oder, was
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